Borussia Mönchengladbach Stindls Traumtor an der Weser

Der Kapitän führt Gladbach zu einem verdienten 2:0-Sieg bei Werder Bremen. Das Hecking-Team springt auf Rang fünf.

 Bremens Thomas Delaney (l) kämpft gegen Gladbachs Lars Stindl um den Ball.

Bremens Thomas Delaney (l) kämpft gegen Gladbachs Lars Stindl um den Ball.

Foto: Carmen Jaspersen

Bremen. Zum Auftakt des 982. Bremer Freimarkts, dem größten Volksfest im Norden, hat der SV Werder gleich für den ersten Dämpfer gesorgt. Statt goldener Herbsteszeit könnte es in den kommenden Wochen an der Weser wieder richtig ungemütlich werden. Denn die Bremer warten nach der 0:2-Niederlage gestern Abend gegen Borussia Mönchengladbach weiter auf den ersten Saisonsieg, so dass nach dem begeisternden Fassanstich durch Bürgermeister Carsten Sieling die Stimmung im Werder-Land erst einmal merklich getrübt sein dürfte.

Borussia Mönchengladbach hingegen will den Herbst offenbar genießen. Die deftige 1:6-Schlappe in Dortmund ist vergessen. Mit zwei Siegen in Folge haben die Gladbacher die passende Antwort gegeben und sich mit dem überragenden Lars Stindl als Regisseur und Torschützen auf Rang fünf in der Liga vorgearbeitet. Tor Nummer zwei ging auf das Konto von Jannik Vestergaard.

„Wir haben mannschaftlich eine geschlossene Leistung gezeigt. Ich bin zufrieden“, sagte Cheftrainer Dieter Hecking. Die ersten zaghaften Versuche im ausverkauften Weserstadion gingen von den Gästen aus, doch klare und durchdachte Aktionen blieben zunächst aus. Da auch der SV Werder keine große Lust verspürte, die Initiative an sich zu reißen, plätscherte die Begegnung anfangs vor sich hin.

Doch dann änderte sich schlagartig das Geschehen. Die Fohlen-Elf erhöhte das Tempo, machte Dampf, trat viel engagierter in Erscheinung. Prompt fiel auch der Führungstreffer für die niederrheinische Borussia. Es war eine Aktion, die so unverwechselbar war, so typisch für Lars Stindl und seine spezielle Art: Balleroberung durch enormen Körpereinsatz, immer nachsetzen, nie locker lassen. Eigenschaften, die auch Bundestrainer Joachim Löw längst zu schätzen weiß. Zunächst konnte Werder-Torhüter Pavlenka den scharf geschossenen Ball von Thorgan Hazard noch bravourös abwehren. Doch dann sicherte sich Stindl den Abpraller, indem er mit einer einzigen Bewegung seinen Gegenspieler ins Leere laufen ließ und beförderte den Ball mit Wucht ins lange Eck (27.).

Gladbach schlägt Bremen und klettert auf Platz fünf
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Max Eberl, Gladbachs Manager

Nur sieben Minuten später schlug Oscar Wendt einen Eckball punktgenau auf den langen Ex-Bremer Jannik Vestergaard, der mit seinem Kopfballtor Werders Torwart keine Chance ließ. Von den Bremern war in den ersten 45 Minuten fast nichts zu sehen. Die Mannschaft agierte einfallslos und und wirkte gehemmt. Kurz vor dem Pausenpfiff vergab allerdings Delaney eine hundertprozentige Chance. Er drosch den Ball aus fünf Metern übers Tor. Ohne den verletzten Max Kruse herrscht bei den Hanseaten im Angriff totale Flaute. „Wir sind immer ein bis zwei Schritte zu spät gewesen, es war eine verdiente Niederlage. Das ist bitter, es wird nicht einfacher“, sagte Werders Kapitän Zlatko Junuzovic.

Noch kein Sieg, nur drei Tore. Der Bremer Fehlstart ist perfekt, und Trainer Alexander Nouri gerät immer mehr in die Bredouille. Kommt nun der alte Zampano Thomas Schaaf zurück, das Werder-Urgestein? Offenbar gibt es im Verein Überlegungen, den früheren Coach und Spieler wieder enger an den Verein zu binden. Als eine Art technischer Direktor und Mentor für die komplette Trainergilde im Werder-Land. Ob das eine Lösung im Kampf gegen den Abstieg sein könnte, der für die Bremer spätestens mit der Niederlage gestern Abend begonnen hat?

Borussia Mönchengladbach bot eine über weite Strecken clevere Leistung. „Die Mannschaft hat ein fast perfektes Auswärtsspiel gemacht“, lobte Manager Max Eberl. Selbst in der Drangphase der Gastgeber nach der Pause behielten die Gladbacher kühlen Kopf, und am Ende hätte der Sieg an der Weser noch durchaus höher ausfallen können. So traf Kapitän Stindl in der Schlussphase mit einem Kopfball nur den Pfosten. Auch der nach sechswöchiger Verletzungspause eingewechselte Ibrahima Traoré sorgte für viel Betrieb.

„Wir hatten uns viel vorgenommen, das meiste ist auch in Erfüllung gegangen“, zeigte sich Christoph Kramer äußerst zufrieden. Der Weltmeister absolvierte wie immer im defensiven Mittelfeld ein großes Laufpensum. Allein Raffael blieb in Bremen hinter den Erwartungen wieder einmal zurück. In seinem 250. Bundesligaspiel gelang dem Brasilianer nur wenig, aber es spricht für Cheftrainer Hecking, dass er den „Maestro“ nicht fallen lässt. „Er ist einfach zu wichtig für unser Spiel. Er wird auch wieder regelmäßiger treffen“, sagte der Trainer.

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