Steuer-Razzia beim Borussen-Boss

Es geht um angeblich 1,6 Millionen Euro in Luxemburg. Tritt der 70-Jährige vorzeitig ab?

Mönchengladbach. Borussias Präsident Rolf Königs (70) ist ins Visier der Steuerfahndung geraten. Gegenüber dem „Handelsblatt“ bestätigte der Geschäftsführer des weltweit agierenden Textilunternehmens „Aunde“ an der Waldnieler Straße 151, dass seine Geschäfts- und Privaträume in der vergangenen Woche von der Steuerfahndung durchsucht wurden. Grund für die Razzia sollen Gelder sein, die Königs auf einem Konto in Luxemburg geparkt hatte und Zinserträge daraus nicht versteuerte.

Angeblich geht es um eine Summe von mindestens 1,6 Millionen Euro. Die nun fällige Steuernachzahlung, wahrscheinlich ein sechsstelliger Betrag, will der Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein (IHK) „so schnell wie möglich leisten“. Das erklärte eine Düsseldorfer Strafrechtlerin, die Königs berät und vertritt.

Königs selbst war für Fragen der WZ nicht erreichbar. Borussen-Sprecher Markus Aretz sagte dagegen am Abend zur WZ: „Das ist eine reine private Angelegenheit. Das hat nichts mit Borussia zu tun.“ Dennoch belaste der Vorfall, dass Königs umfangreich Steuern hinterzogen haben soll, den Verein. Ein kurzfristiger Rücktritt Königs’ wird nicht ausgeschlossen. Aus seinem Umfeld verlautete jedenfalls, „dass ihn das Ganze schwer zu schaffen macht“.

Königs, bis 2013 als Borussen-Chef gewählt, wohnt auch in einer Villa auf dem Aunde-Areal. Am Mittwoch, als sich Königs mit Redakteuren des Wirtschaftsblattes traf, soll er davon gesprochen haben: Das Ganze sei ein Versehen. „Ich habe dieses Konto für mich einfach ausgeblendet“, sagte er der Zeitung. Und: „Ich hatte gar keine Zeit, mich um das Geld zu kümmern.“

Die besagten 1,6 Millionen Euro will der Geschäftsmann ursprünglich ordnungsgemäß versteuert haben. Dann aber habe er das Geld vor rund zehn Jahren nach Luxemburg geschafft und vor allem als Festgeld angelegt. Die Zinserträge daraus, insgesamt mehrere 100 000 Euro, soll er so vor dem Zugriff der deutschen Finanzbeamten entzogen haben. Die kamen ihm wohl über eine Steuer-CD auf die Spur, die das Land NRW für mehrere Millionen Euro erwarb, die WZ berichtete.

Die CD, die ein ehemaliger Bank-Mitarbeiter kopiert habe, soll aus der Bank HSBC Trinkaus stammen. Hierher kamen auch die Luxemburger Kontoauszüge für Königs — nach Hause ließ er sie sich nicht schicken, räumte er den Fahndern ein.

Ein Magazin stufte den selbstbewussten VfL-Boss unlängst zu den reichsten Männern in Deutschland ein.

Der mittlerweile 70-Jährige ist seit vielen Jahren Geschäftsführer der international erfolgreichen Gruppe Aunde Achter & Ebels. Man fertigt unter anderem Polsterstoffe und technische Textilien — insbesondere für die Autoindustrie. Zur von Königs mitgeprägten Firmen-Philosophie heißt es im Bereich „Unternehmenskultur“ unter anderem: „Unsere Werte sind Loyalität, Ehrlichkeit, Fairness und Respekt.“

Königs macht als Mitglied in städtischen Gremien wie der Wirtschaftsförderung (WFMG) und der Stadtentwicklung (EWMG) immer wieder seinen Einfluss geltend — auch und vor allem zu Gunsten des großen Fußballclubs.

Wegen der vergangenen Zittersaison stand der Präsident in der massiven Kritik. Nicht nur Vertreter der „Initiative Borussia“ um den schillernden Alt-Fußballstar Stefan Effenberg forderten das VfL-Aushängeschild zum Rücktritt auf. Königs winkte ab — er blieb.

Wahrscheinlich ist jetzt, dass Königs abdankt — für Hans Meyer? Der gehört schon dem von Königs noch bestimmten Präsidium an.

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