Stagnation im Mittelfeld

Das von Trainer Lucien Favre bevorzugte Kurzpass-Spiel beherrschen nur die wenigsten Spieler von Mönchengladbach.

Mönchengladbach. Die spielerisch überzeugende Offensivleistung von Bayer Leverkusen beim Gastspiel in Mönchengladbach hatte etwas von Anschauungsunterricht für Borussia Mönchengladbach: Temporeich nach vorne, präzise und möglichst flach beim Passspiel, variables Spiel über die Außenpositionen oder durch die Mitte, konzentriert und kompromisslos im Torabschluss — so stellt sich eigentlich Gladbachs Trainer Lucien Favre gepflegten Fußball vor.

„Wir haben phasenweise das Spiel im Stile einer Heimmannschaft dominiert. Wir haben immer wieder den Weg nach vorne gesucht, um gegen kompakte Gladbacher gefährlich zu werden“, analysierte Bayer-Trainer Sascha Lewandowski das Spiel der eigenen Mannschaft beim 3:3 in Mönchengladbach.

Favre hingegen konnte nur mit dem blanken Ergebnis zufrieden sein. Alle drei Tore seiner Mannschaft resultierten aus hohen Bällen in den Leverkusener Strafraum. Dem 1:0 durch Martin Stranzl (44.) ging eine Ecke voraus, dem 2:1 von Luuk de Jong (58.) eine präzise Flanke von Juan Arango, dem 3:3 durch Patrick Herrmann (86.) ein Arango-Freistoß. „Wir können nicht immer Tore durch Freistöße machen, das ist nicht Fußball“, sagte der Schweizer, der immer gereizter wirkt angesichts der stagnierenden Entwicklung seiner Mannschaft und den bevorstehenden Aufgaben gegen Lazio Rom und den Hamburger SV.

Größte Baustellen sind derzeit das zentrale und rechte Mittelfeld. Statt wie bei Leverkusen auf technisch starke Spieler wie Sidney Sam, André Schürrle, Gonzalo Castro oder Simon Rolfes zurückgreifen zu können, muss Favre mit Spielern wie Alexander Ring, Tolga Cigerci oder Granit Xhaka auskommen. Sie weisen längst nicht die technische und gedankliche Schnelligkeit auf wie die Bayer-Spieler.

Was den eigenen Mittelfeldspielern fehlt, weiß Favre genau: „In der Bundesliga muss der erste Ballkontakt top sein. Ist der Ball dann nicht unter Kontrolle, ist der Gegner sofort da. Man muss sich sehr schnell orientieren, ob der Ball nach rechts oder links gespielt wird. “

Spieler wie Juan Arango oder Patrick Herrmann beherrschen das. Bei Gladbach kommt oft nur dann Gefahr auf, wenn der Angriff über sie läuft. Nur Luuk de Jong und Havard Nordtveit sind dabei, das Kurzpass-Spiel zu lernen. Sportdirektor Max Eberl hatte unter der Woche von „punktuellen Verstärkungen auf zwei oder drei Positionen“ gesprochen. Er dürfte damit das zentrale und rechte Mittelfeld gemeint haben.

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