Borussia Mönchengladbach Schubert sieht Gladbach nicht zwingend in der Spitze

Der Gladbacher Trainer hat nach dem Remis in Leipzig gute Gründe für seine Einschätzung. Aber es gäbe auch Optionen auf Verbesserung.

Borussia Mönchengladbach: Schubert sieht Gladbach nicht zwingend in der Spitze
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Leipzig. Fabian Johnson ist nicht der Mann, der gerne viel redet. Am Mittwochabend aber musste er, schließlich hatte der Mittelfeldspieler mit seinem späten Treffer zum 1:1 in der 84. Minute Borussia Mönchengladbach vor einer Niederlage bei Rasenballsport Leipzig bewahrt. „Da stand ich ja auch ein wenig in der Pflicht, denn eigentlich hätte ich diesen Ausgleich schon viel früher erzielen müssen“, sagte Johnson. Der in München geborenen US-Nationalspieler bezog sich dabei auf die 27. Minute, als er, ziemlich freistehend, nur die Latte traf.

Damit konnte Johnson zwei Drittel aller Gladbacher Torschüsse auf sich vereinigen. Weniger als dreimal hatte die „Fohlenelf“ zuletzt beim durch Christoph Kramers historischem Eigentor aus 45 Metern erlittenen 0:1 in Dortmund am 9. November 2014 auf des Gegners Tor gezielt. So musste sich in Leipzig natürlich zwangsläufig auch die beinahe schon chronisch wirkende Auswärts-schwäche weiter fortsetzen. Von den vergangenen 16 Pflichtspielen auf fremdem Terrain konnten die Gladbacher lediglich die zwei beim SV Darmstadt 98 und den Young Boys Bern gewinnen. Johnsons Tor verhinderte daher zwar die ganz unangenehmen Fragen, eine aber bleibt: Ist Borussia Mönchengladbach in dieser Saison ein Spitzen-Team? Oder eben doch nur gehobener Durchschnitt?

Nach 0:1 Rückstand: Gladbach rettet einen Punkt in Leipzig
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„Natürlich würden wir auch auswärts gerne alles gewinnen. Aber wir sollten da insgesamt doch schon ein wenig demütiger sein“, sagte André Schubert. Dem Trainer, der beim Spiel in Leipzig auf den Tag genau ein Jahr im Amt war, lag im Zentralstadion viel daran, die Dinge bei der Borussia noch einmal in ein ihm angemessen erscheinendes Licht zu rücken. „Wir müssen uns inzwischen mit einem von außen an uns herangetragenen hohen Anspruch auseinandersetzen. Sicher sind wir eine gute Mannschaft. Aber wir sind nicht zwingend ein Kandidat für die ersten vier Plätze“, befand Schubert.

Die Gründe für diese Einschätzung liegen in der Tat zumindest aktuell auf der Hand. Der aus Leverkusen zurückgekehrte Christoph Kramer ist bei aller Qualität kein vollwertiger Ersatz für den zu Arsenal London gewechselten Granit Xhaka. Und ein Ausfall von Raffael, der in Leipzig wegen Leistenbeschwerden passen musste, bedeutet einen immens hohen Verlust an Kreativität: Überraschungsmomente werden zu Mangelware.

Dazu kann Schubert nach eigener Auffassung mit Mo Dahoud momentan auf einen anderen steten Ideen-Produzenten der vergangenen Saison nicht zurückgreifen. „Mo erreicht im Training derzeit seine Leistungsgrenze nicht. Er muss mehr an sich arbeiten, um für die Start-Elf in Frage zu kommen“, erklärte Schubert und rechtfertigte sich: „Schließlich muss ich so aufstellen, dass wir Aussichten auf einen Erfolg haben.“ Dahoud war in dieser Spielzeit eigentlich für den großen Durchbruch vorgesehen.

Zumindest in dem Punkt allerdings muss sich auch der 45 Jahre alte Trainer hinterfragen. Sein präferiertes und auch in Leipzig teilweise praktiziertes 3-5-2 scheint gegen starke Teams die falsche Taktik, weil die Verteidigung bei schnellen Gegenspielern zu oft in Unterzahl gerät. Das 0:4 in der Champions League bei Manchester City sollte in dieser Hinsicht als Lehrgeld eigentlich gereicht haben. Eine Vierer-Kette in der Abwehr würde die defensive Stabilität erhöhen. Zumal Schubert in Leipzig selber sagte: „Wir bestimmen nicht, wie attraktiv ein Spiel verläuft.“

Ein eben solches wird auch morgen gegen den FC Ingolstadt nicht zu erwarten sein. „Das war schon hier kein Zuckerschlecken“, sagte Fabian Johnson angesichts der Tatsache, dass RB Leipzig die Borussen immer wieder zu langen Bällen zwang. „So wollen wir nicht spielen. Kombinieren liegt uns viel mehr. Aber wir müssen diese Herausforderung annehmen und das haben wir heute schon ganz gut gemacht“, sagte der 28-Jährige.

Für Trainer Schubert ist der Saison-Start deswegen auch zufriedenstellend. „Der Auftritt in Freiburg war sicher enttäuschend. Aber es war bisher der einzige und Teams wie Schalke, Leverkusen oder Wolfsburg hätten unsere sieben Punkte doch gerne.“

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