Ritterschlag für ter Stegen

Bayern-Trainer Pep Guardiola erhebt den Torhüter der Gladbacher in den Kreis der Besten auf der Welt.

Fokussiert: Gladbachs Torhüter Marc-André ter Stegen war gegen die Bayern der beste Spieler auf dem Platz.

Fokussiert: Gladbachs Torhüter Marc-André ter Stegen war gegen die Bayern der beste Spieler auf dem Platz.

Foto: Dieter Wiechmann

Mönchengladbach. Es waren nur diese beiden Momente, auf die auch Marc-André ter Stegen keine Antwort wusste. Dabei gilt der Torhüter von Borussia Mönchengladbach nicht als jemand, der auf den Mund gefallen ist. Manche behaupten sogar, er habe ein bisschen viel Ehrgeiz und Selbstbewusstsein.

Aber selbst Mario Götzes gefühlvoller Schlenzer ins lange Eck und Thomas Müllers humorlos verwandelter Foulelfmeter scheinen nicht geeignet, ter Stegen auf seinem Weg nachhaltig zu irritieren. Es ist eher umgekehrt. Sechsmal hat der 21-Jährige, der jetzt im 18. Jahr bei Borussia Mönchengladbach spielt, gegen die Bayern das Tor gehütet.

Und war stets Gladbachs Bester: 1 - 1 - 1,5 - 2 - 2 — so lauteten seine Noten im Fußball-Fachblatt „Kicker“ in den vergangenen fünf Spielen. Gegen München — das sind die großen Spiele, in denen man sich beweisen kann. Das erledigte ter Stegen auch am Freitag wieder vortrefflich. Diesmal wird er wieder zwischen sehr gut und gut benotet werden. Er war der beste Spieler auf dem Platz bei der 0:2-Niederlage trotz zweier Gegentore, er parierte Schüsse gegen Thiago, Götze und Pizarro souverän.

Auf solche Spiele schauen alle. Vermutlich auch der FC Barcelona, der, so weit nicht alle Hinweise falsch sind, ter Stegen ab Sommer unter Vertrag nehmen wird. Das Interesse an diesem sich anbahnenden Transfer hat zumindest die Reporter spanischer Fernsehsender am Freitag schon einmal Richtung Borussia-Park pilgern lassen.

Und wenn die Barca-Ikone Pep Guardiola schon vor Ort ist, darf man ihn ruhig mal auf den Torhüter ansprechen. „Ter Stegen ist einer der besten Torhüter der Welt“, antwortete Guardiola und wirkte dabei nicht so, als übertreibe er. „Er ist sehr gut mit dem Fuß. Falls Barcelona ihn holen sollte, kann ich ihnen nur gratulieren.“ Ter Stegens aktueller Trainer Lucien Favre saß mit auf dem Podium und bewegte leicht seinen Kopf. Man konnte das als Zustimmung deuten.

Der Gepriesene fühlte sich geschmeichelt. „Das ist ein großes Lob von einem großartigen Trainer“, sagte ter Stegen. Und haderte dennoch mit der ersten Heim-Niederlage der Saison: „Wir haben früh das Gegentor bekommen. Dann wird es schwierig, die Bayern haben eiskalt auf ihre Chancen gewartet.“

Sein Abschied aus Gladbach im Sommer steht fest — unwiederrückbar. „Ich möchte mich verändern, das war ausschlaggebend.“ Und seine Ziele auch. Ter Stegen behält das Tor der Nationalmannschaft im Auge. Mit der Nummer 2 hat er sich noch nie abgefunden. Das wäre auch so bei der Nationalmannschaft, wie er jüngst in einem Interview preisgab, als er auf Manuel Neuer angesprochen wurde. „Manuel kann sich nicht ausruhen. Das kann kein Torwart. Nicht auf einem solchen Niveau.“

Weil er das so sieht, muss ter Stegen wohl auch weg aus seiner vertrauten Heimat, raus aus Gladbach. Selbst wenn er gesteht: „Einfach ist es nie zu gehen.“ Einfach wird es aber auch nicht, die Lücke, die er hinterlässt, zu schließen.

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