Raúl Bobadilla: Der Stolz der Familie

Wenn der Südamerikaner Raúl Bobadilla am Sonntag in Bochum aufläuft, fiebert die ganze Familie aus Argentinien mit.

Buenos Aires. Auf dem Küchentisch türmen sich die Zeitungsausschnitte. Im Familien-Archiv der Bobadillas ist die Karriere von Sohn Raúl lückenlos dokumentiert. Vater Victor (49) fischt einen Artikel auf Deutsch aus dem Stapel. "Spiel wie Rooney", lautet die Schlagzeile.

Mutter Elvira (51) schmunzelt. Auch wenn der Neuzugang von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach schon seit gut drei Jahren nicht mehr zu Hause in Garín, einem Industrievorort der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, wohnt, ist er doch allgegenwärtig in dem bescheidenden Bungalow seiner Eltern. Fotos und Trikots zieren die Wände, auf den Schränken stehen Trophäen. Das Wohnzimmer der Bobadillas gleicht einem Mini-Museum. Neben der Eingangstür hängt das blaue Jersey von Raúl Bobadillas erstem Profi-Club in der Schweiz, SC Concordia Basel. Die Widmung: "Für die besten Eltern der Welt, mit viel Liebe!"

Den größten Liebesbeweis trägt der 22-Jährige jedoch auf seiner muskellösen Brust: das Konterfei seiner Mutter. "Ich bin so stolz auf ihn", sagt diese. Tränen kullern über ihre Wangen. Im Garten sitzt der Rest des Bobadilla-Clans: Die beiden Schwestern Paola Naomi (25) und Claudia Lorena (28) samt ihrer Ehemänner Ezequiel (28) und Matias (32). Dazu der Nachwuchs: Joaquin (3), Yamila (6). Die beiden ältesten Sprösslinge Jonathan (11) und Augustin (12) kicken auf dem Rasen - im Gladbach-Trikot.

"Ein Geschenk von Manager Max Eberl", sagt Victor Bobadilla. Familie - bei den Bobadillas das Allerwichtigste. Drei Generationen unter einem Dach. Der Weg von Raúl Bobadilla begann direkt vor seinem Elternhaus. Wo heute eine Schaukel und eine Rutsche stehen, tobte er seit seinem fünften Lebensjahr dem Ball hinterher - und brachte seinen Vater gleich mit zum Schwitzen. "Er wollte jeden Tag spielen, konnte einfach kein Ende finden", erinnert sich Victor Bobadilla. Schule war für den neuen Gladbach-Star lästige Pflicht. Er hatte nur ein Ziel: Fußball-Profi. Morgens um 7 Uhr klingelte der Wecker. Nach Unterrichtsende stieg er in den Bus in Richtung Trainingsgelände von Boca Juniors. Victor Bobadilla: "Drei Stunden pro Strecke, mit umsteigen."

Erst spät abends kehrte der fußballbesessene Junge zurück. "Er hat sich aufgeopfert für seinen Traum", erzählt Mutter Elvira. Beinahe wäre jedoch aller Schweiß vergebens gewesen. Mit 14 Jahren kam das Aus beim argentinischen Traditionsverein. Zu schmächtig, lautete das Urteil seiner damaligen Trainer. Raúl Bobadilla fiel in ein Loch. Wollte ein Jahr lang nichts von Fußball und Schule wissen. Tag ein, Tag aus redeten die Eltern auf ihren Spross ein, bauten ihn auf: "Du musst weiterkämpfen."

Mit Erfolg. Das Nachwuchstalent fasste wieder Mut, tingelte in Buenos Aires von Probetraining zu Probetraining. Schließlich landete er bei Belgrano, einer Filiale von River Plate. Victor Bobadilla: "Plötzlich schoss er in die Höhe, wurde kräftiger." Von nun an ließ sich Raúl Bobadilla nicht mehr stoppen.

Über den Umweg Schweiz gelangte der Angreifer in die Bundesliga. Für die "Fohlen" sagte er 1899 Hoffenheim, Hertha BSC und dem AC Florenz ab. Victor Bobadilla ist sich sicher: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist Borussia Mönchengladbach genau der richtige Klub. Ein Verein mit viel Tradition. Dort kann er sich zeigen und den nächsten Karriereschritt machen." Davon wollen sich die Eltern künftig so oft wie möglich im Borussia-Park überzeugen. Für kommende Woche haben sie die Flugtickets bereits gebucht. "Beim ersten Heimspiel gegen Hertha drücken wir auf der Tribüne die Daumen", sagen Victor und Elvira Bobadilla.

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