Profis meutern gegen Hans Meyer

In Mönchengladbach hängt der Haussegen endgültig schief – und Präsident Rolf Königs holt Rainer Bonhof.

Mönchengladbach. Bei der Borussia hängt der Haussegen endgültig schief. Auch wenn sich Pressesprecher Markus Aretz am Dienstag heftigst gegen die öffentlichen Stürme wehrte, an der Meuterei der Profis gegen den ungeliebten Trainer Hans Meyer gibt es keinerlei Zweifel. Aretz bestätigte gestern die Existenz eines anonymen Schreibens, das im Trainingslager Mitte Januar auf Gran Canaria an Vereinspräsident Rolf Königs übergeben wurde. "Es ist aber kein Protestbrief gegen Hans Meyer", sagte Aretz.

Das Schreiben sei ohne Unterschriften überreicht worden. Zu 20 Prozent hätten die Spieler Details über personelle Veränderungen erfahren wollen. Zu 80 Prozent sei es um den ehemaligen Physiotherapeuten Michael Risse gegangen.

Meyer hatte in der Winterpause unter anderem Sascha Rösler und Alexander Voigt aussortiert. Offenbar hatte sich der Trainer mit seiner eigenwilligen Linie den Unmut der Mannschaft zugezogen. "Wir wollten mit diesem Brief unsere Solidarität mit den betroffenen Spielern zeigen. Wir haben als Mannschaft immer zusammengehalten", sagte Kapitän Filip Daems der Bild-Zeitung. Später relativierte der Belgier: "Es ging einfach darum, dass wir ein paar Hintergründe zu den personellen Entscheidungen erfahren wollten, die der Klub Ende der Hinrunde getroffen hatte. Für mich war das Thema damit erledigt."

Sportdirektor Max Eberl bestätigte den Vorgang und zeigte sich "traurig darüber, dass eine Sache, die wir längst abgearbeitet hatten, jetzt an die Öffentlichkeit kommt". Nach Übergabe des Briefes durch Oliver Neuville habe Meyer seine Mannschaft ausdrücklich in Schutz genommen, sagte Eberl, der jetzt den "Maulwurf" in der Mannschaft suchen will: "Dass etwas mannschaftsinternes an die Öffentlichkeit kommt, ist böswillig. Wenn wir den Spieler oder wer auch immer es in die Öffentlichkeit getragen hat, herausfinden würden, würden wir natürlich fristlos kündigen - ganz klar", sagte Eberl im DSF.

Der nächste Schauplatz: Jung-Nationalspieler Marko Marin äußerte im Express Unzufriedenheit: "Mit der jetzigen Situation kann ich nicht zufrieden sein. Ich spiele nicht regelmäßig und werde eben oft vom Trainer kritisiert", klagte der 19-Jährige. Bei Bundestrainer Joachim Löw fühlt sich Marin dagegen akzeptiert. "Der Bundestrainer hat mir auf jeden Fall gesagt, dass ich wichtig für sein Spiel bin. Er glaubt an mich. Das ist schon super, wenn man das Vertrauen des Trainers spürt."

Präsident Rolf Königs hat auf seine Art auf die Krise reagiert und gestern Abend die Rückkehr von Rainer Bonhof als Präsidiumsmitglied der Borussia perfekt gemacht. Der frühere Spieler und Trainer wurde vom Aufsichtsrat als zweiter Vizepräsident gewählt. "Wir haben Gespräche mit verschiedenen Personen geführt. Rainer Bonhof passt als Person zu uns", sagte Königs. Im November war Bonhof als Scout des englischen Vizemeisters FC Chelsea entlassen worden.

Tatsächlich scheint das Ende dieser Affäre offen. Am 20. Spieltag spielt die Borussia in Bremen. Nicht wirklich gute Aussichten.

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