Packend und sehenswert: Gladbach wird für Pokalfight nicht belohnt

Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach hat nach einem packenden und jederzeit sehenswerten Duell gegen Bayern München den Einzug ins DFB-Pokalfinale verpasst. Die Elf von Trainer Lucien Favre unterlag dem Rekord-Meister und -Pokalsieger im Halbfinale vor 54049 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park mit 2:4 nach Elfmeterschießen.

Zuvor hatte es nach 120 Minuten 0:0 gestanden. Zu den tragischen Figuren avancierten auf Gladbacher Seite der Brasilianer Dante und Havard Nordtveit. Beide zeigten im Elfer-Krimi Nerven und verschossen. Die Bayern treffen nun im Finale am 12. Mai im Berliner Olympiastadion auf Borussia Dortmund.

Der Moment des Spiels:
Als Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer den mitreißenden und fairen Pokalkampf nach der regulären Spielzeit zur Verlängerung abpfeift, gibt es von den Zuschauern im Borussia-Park anerkennenden Beifall für beide Mannschaften. Und während die Trainer ihren Spielern noch einmal letzte taktische Anweisungen geben, spielt die Stadionregie den Kult-Song „Die Seele brennt“ ein. Fast alle Gladbacher Fans singen mit, zeigen stolz ihre Schals und Fahnen. „Eine Gänsehaut-Atmosphäre. Das ist Fußball“, schwärmt derweil DFB-Sportdirektor Matthias Sammer.

Der Spieler des Spiels:
In den beiden Liga-Duellen zuvor gegen Gladbach hatten die Bayern zwei Pleiten (0:1, 1:3) kassiert — und jeweils hatte Bayern-Keeper Manuel mit Patzern einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg der Fohlen beigetragen. Im Pokal-Halbfinale demonstrierte der Nationaltorhüter aber seine ganze Klasse, war hochkonzentriert, erlaubte sich keinen Lapsus, zeigte mehrere starke Paraden. Im Elfmeterschießen avancierte er zum Matchwinner, als er Nordtveits Schuss gekonnt und mit dem Glück des Tüchtigen parierte.

Der Aufreger des Spiels:
Für beide Teams stand im Halbfinale Einiges auf dem Spiel, dennoch verlief die Partie überaus fair. Nur einmal gerieten die Gladbacher und Münchner Spieler ein wenig aneinander. In der 24. Minute hatte Hanke FCB-Verteidiger Holger Badstuber beim Kampf um den Ball unglücklich ins Gesicht getreten. Für einen kurzen Augenblick gab es einige hitzige Diskussionen, dann konnte Badstuber weiterspielen, Hanke entschuldigte sich — und es ging fair weiter.

Chronik des Spiels:
Mit der Empfehlung von 20 Treffern in drei Spielen war der FC Bayern in den ausverkauften Borussia-Park zum Pokal-Halbfinale angereist — doch die Münchner Tormaschine kam in einem intensiv geführten Pokalspiel nicht auf Touren. Weil die Gladbacher Borussia gegen das Starensemble von der Isar von Beginn an ein Duell auf Augenhöhe ablieferte. Der Favre-Elf gelang es, vor allem Franck Ribéry auf der linken Außenposition weitgehend zu neutralisieren.

Die ersten Chancen verbuchten allerdings die Bayern: Nach sechs Minuten setzte die beste Offensivreihe der Liga das erste Achtungszeichen: Ein Schuss aus 18 Metern von Toni Kroos klatschte an den Pfosten des Gladbacher Tores. Wenig später lenkte VfL-Torhüter Marc-André ter Stegen einen Kopfball von Mario Gomez um den Pfosten und vereitelte das 0:1 (15.).

Auf der Gegenseite setzten die Fohlen die ersten Nadelstiche. Nach Pass von Roman Neustädter auf Reus verhinderte Neuer die Führung durch Gladbachs Nationalspieler (21.). Auch beim Schuss von Kapitän Filip Daems (34.) war Neuer auf dem Posten. Erst in der Schlussphase der ersten Hälfte entwickelte Bayern wieder Zug zum Tor. Auf Zuspiel von Franck Ribéry jagte Arjen Robben den Ball freistehend übers Tor (40.).

Nach der Pause drückten beide Mannschaften noch mehr aufs Tempo. In der 49. Minute schoss Robben nach einem Hacken-Zuspiel von Müller ans Außennetz, dann rettete ter Stegen mit beiden Fäusten gegen den niederländischen Nationalspieler (53.). Auf der Gegenseite vergab Juan Arango eine sehr gute Möglichkeit, der Venezolaner donnerte den Ball über die Latte (49.). Neun Minuten vor dem Ende war Gomez bereits an ter Stegen vorbei, ließ sich aber dann zu weit abdrängen und kam nicht mehr zum Torschuss. In der 84. Minute hatte Reus den Gladbacher Sieg nach einem tollen Konter auf dem Fuß, doch Neuers erneute Blitzreaktion verhinderte die Vorentscheidung.

So ging es nach 90 torlosen Minuten in die Verlängerung. Beide Teams versuchten nun, Fehler zu vermeiden, große Torchancen gab es nur wenige. Und die hatten die Bayern: Zunächst scheiterte Robben (109.) an ter Stegen, in der 120. Minute verpasste der eingewechselte Petersen die Entscheidung, als er freistehend beim Schussversuch ausrutschte.

So ging es ins Elfmeterschießen. David Alaba, Franck Ribéry und Philipp Lahm trafen für die Bayern, Filip Daems und Patrick Herrmann für Gladbach. Schließlich schritt Dante, der vor einem Wechsel zu den Bayern stehen soll, zum Punkt. Sein schwacher Schuss flog über das Tor von Manuel Neuer, und so setzte Toni Kroos Gladbachs Schützen Havard Nordtveit unter Zugzwang. Der zeigte Nerven, Neuer parierte - und wurde als Matchwinner gefeiert. Eine bittere Pille für die Borussen, die bereits am Samstag gegen Hoffenheim das nächste Heimspiel vor der Brust haben.

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