Nostalgie: Als elf Fohlen gegen elf Schalker elf Mal trafen

Trainer Weisweiler und Spieler wie Netzer und Heynckes feierten 1967 den ersten zweistelligen Sieg der Bundesliga-Geschichte.

Osnabrück. Warum nannte man Borussia Mönchengladbach eigentlich Fohlen-Elf? Weil die Spieler jung waren, begeisterungsfähig, weil sie unbekümmert stürmten. Auch auf Schneeboden. Wie am 7. Januar 1967.

Ganz in Weiß empfängt die Mannschaft von Trainer Hennes Weisweiler die Routiniers des FC Schalke - und schießt in einem denkwürdigen Sturmlauf den ersten zweistelligen Sieg der Bundesliga-Geschichte heraus. Der kleine Stürmer Bernd Rupp ist mit vier Treffern der Torschütze des Tages, Günter Netzer entfaltet sein ganzes Können und schießt zwei Tore, Herbert Laumen trifft dreimal. Ausgerechnet Jupp Heynckes scheint leer auszugehen: Bis zur 85. Minute kommt er am jungen Klaus Fichtel kaum einmal vorbei - dann trifft er zum historischen 10:0 und setzt in der 90. Minute noch einen drauf.

"So schön kann Fußball auf Schnee sein", freut sich Trainer Weisweiler am Sturmwirbel, die auch nach dem 4:0 zur Pause nicht daran denken, einen Gang zurückzuschalten. Ein schwacher Torwart, der tückische Boden - die Schalker haben vor allem einen traurigen Grund, warum sie an diesem Tag den Kopf nicht frei haben für Fußball: Vor der Partie haben die Spieler um Friedel Rausch erfahren, dass die Frau ihres Kapitäns Manfred Kreuz gestorben ist. Rausch: "Das hat uns erschüttert, wir waren mit den Gedanken woanders."

Die Fohlen wurden reifer, sie spielten cleverer, aber einem gepflegten Torrausch gingen sie auch in den Jahren danach nicht aus dem Weg. Zehn Monate nach dem Schneewalzer gegen Schalke geht Borussia Neunkirchen mit 0:10 am Bökelberg unter. Auch der höchste Bundesliga-Sieg geht auf das Borussia-Konto: Am 29.April 1978 reicht das 12:0 gegen Dortmund allerdings nicht zur Meisterschaft, weil der 1. FC Köln 6:0 in St. Pauli gewinnt.

Kurios: Eine Woche nach dem 11:0 gegen Königbslau müssen die Gladbacher im DFB-Pokal nach Schalke. Als Herbert Wimmer die Borussia - in gleicher Besetzung wie am Samstag zuvor - gleich nach dem Anstoß in Führung bringt, fürchten die Schalker eine nahtlose Fortsetzung. Doch sie siegen mit 4:2 - und am 6. Januar 1968, kurz vor dem Jahrestag des 0:11-Debakels, schießen sie am Bökelberg einen sensationellen 6:1-Erfolg heraus.

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