Neue Chance für Gladbachs Xhaka

Mönchengladbach (dpa) - Die Erwartungen waren auf beiden Seiten riesengroß, vielleicht zu groß. In seiner ersten Saison bei Borussia Mönchengladbach merkte Fußball-Profi Granit Xhaka schnell, dass der Wind in der deutschen Bundesliga rauer weht als in der Schweizer Nationalliga.

„Die Bundesliga ist eine starke Liga. Man spielt jedes Wochenende auf einem hohen Level“, betonte der Schweizer im Interview auf der Vereinshomepage und lieferte so die Begründung dafür, dass es für ihn in dieser Saison wahrlich nicht nur bergauf ging.

Acht Millionen Euro blätterte Borussia im vorigen Sommer für den kreativen „Sechser“ hin, der mit viel Vorschusslorbeeren an den Niederrhein wechselte. Schließlich kam der damals 19-Jährige mit der Empfehlung als Schweizer Meister und Pokalsieger (mit dem FC Basel), der U 17-Weltmeister von 2009 galt in Europa als großes und von vielen Clubs umworbenes Talent.

Nach guter Vorbereitung und Integration stand der Jungprofi in den ersten acht Partien in der Startelf von Landsmann Lucien Favre. Doch nach der 0:4-Pleite bei Werder Bremen Mitte Oktober wollte der Trainer die Mannschaft erstmal defensiv stabilisieren. Und da der Schweizer nach zunächst ansprechenden Leistungen schwächelte, verlor er als eher offensiv ausgerichteter Kreativ-Spieler im Mittelfeld seinen Platz. Zudem trat Xhaka zuweilen sehr forsch auf, die sportlichen konnten nicht mit den verbalen Leistungen Schritt halten.

Dabei war es eigentlich keine Überraschung, dass der von Trainer Ottmar Hitzfeld im Mai 2011 erstmals in die Schweizer „Nati“ berufene Jungstar in ein Leistungsloch fiel. Der Konkurrenzkampf war ungewohnt groß, und als Neuzugang und junger Spieler musste Xhaka seine Rolle im Favre-Team erst finden. „Das ist für Granit eine neue Situation“, hatte Sportdirektor Max Eberl bereits einige Wochen nach Saisonstart vor übertriebenen Erwartungen gewarnt. „Der Trainer hat gesagt, dass wir Geduld haben müssen. Diese Zeit geben wir jungen Spielern auch.“

Xhaka hatte sogar schweren Herzens auf die Olympia-Teilnahme mit der Schweizer Auswahl in London verzichtet, um schnell in seiner Wunschliga Fuß zu fassen. Dennoch fand er sich plötzlich auf der Ersatzbank wieder, musste mit der Jokerrolle klarkommen. Was dem ehrgeizigen und selbstbewussten Profi nicht leicht fiel. So brachte es Xhaka in seiner ersten Spielzeit in Deutschland bis zum Heimspiel am (heutigen) Freitagabend gegen den FC Augsburg nur auf 17 Bundesliga-Einsätze, zehn von Beginn an. Auch seine Torquote ist stark ausbaufähig. Sein bis dato einziger Treffer gelang ihm am 3. Spieltag beim 2:3 gegen den 1. FC Nürnberg.

Als sich der Norweger Havard Nordtveit am Sonntag im Spiel beim VfB Stuttgart (0:2) früh verletzte, durfte Xhaka endlich mal wieder länger ran. „Die Einwechslung kam für mich zu diesem Zeitpunkt überraschend“, gestand er. „Danach habe ich einfach versucht, meine Leistung abzurufen. Ich glaube, es war keine schlechte Leistung von mir.“ Auch Favre bescheinigte dem Youngster eine „gute Einwechslung“.

Weil ihm noch der Spielrhythmus fehle, dürfe man derzeit aber keine Wunderdinge erwarten. Erst müsse er sich wieder Spielpraxis verschaffen. „Ich brauche diese Spiele. Ich bin sicher, dass ich meinen Rhythmus finden werde, wenn ich mehrere Spiele nacheinander mache“, betont der 20-Jährige nun voller Hoffnung. Allein von einer Verletzung eines Mitspielers profitieren will Xhaka, der einen Vertrag bis 2017 besitzt, aber nicht. Er will sich seinen Platz im Team durch gute Vorstellungen verdienen. So ist der Endspurt der Saison für ihn wie ein Neustart: „Mein Ziel ist es zu spielen, wenn alle fit sind.“

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