Lucien Favre im Interview: „Verstärkt? Das ist nicht wahr!“

Gladbachs Trainer Lucien Favre zweifelt noch an der Reife der Zugänge de Jong, Xhaka und Dominguez.

Mönchengladbach. Mehr als 34 Millionen Euro investiert — und noch immer nicht glücklich? Im Interview stapelt Gladbachs Trainer Lucien Favre tief. Und vergleicht seine Abgänge Reus, Neustädter und Dante mit den spanischen Weltstars.

Lucien Favre, sind Sie glücklich über ihren Zugang Luuk de Jong?

Lucien Favre: Ich kann nicht viel über ihn reden. Es ist zu früh, was zu sagen. Er hat erst wenige Male trainiert.

Aber Sie haben doch sicher einige Videos geschaut?

Favre: Nein, ein, zwei Spiele.

Warum wollten Sie ihn haben? De Jong sagte, er sei Ihr Wunschspieler.

Favre: Ach ja? Das wusste ich nicht.

Sie wollten ihn also nicht?

Favre: Wir haben die Saison 2011 mit 14,15 Feldspielern gespielt. Wir waren sehr gut eingespielt. Das war unsere Stärke. Nun haben wir zehn bis zwölf englische Wochen bis Weihnachten vor uns. Niemand darf vergessen: Wir haben unseren Messi, unseren Xavi und unseren Piqué verloren. Wir müssen eine neue Mannschaft aufbauen. Klar, ich vertraue Max Eberl und der Scouting-Abteilung. Sie haben in der Vergangenheit sehr gute Transfers gemacht. Zum Beispiel Reus und Dante. Ich habe volles Vertrauen — und ich respektiere die Philosophie von Gladbach. Schon vor 50 Jahren hat Gladbach Erfolg gehabt mit sehr jungen und talentierten Spielern.

Das ist doch eigentlich auch Ihre Philosophie, mit jungen Spielern zu arbeiten.

Favre: Ich arbeite mit allen Spielern. Als ich gekommen bin, habe ich mit Stranzl, Dante und Daems gearbeitet, sie sind nicht mehr jung. Das spielt keine Rolle für mich.

Sie sind aber doch beteiligt an der Auswahl der Spieler?

Favre: Als Trainer hast du für viele Dinge gar keine Zeit mehr. Ich vertraue Max Eberl und unseren Scouts.

Hätten Sie gerne erfahrenere Spieler bekommen?

Favre: Wie gesagt, ich respektiere die Philosophie von Borussia. Diese Spieler sind sehr jung, sie kommen aus der Schweiz, aus Holland, aus Schweden. Und die Bundesliga ist ganz anders. Die Spiele sind hart umkämpft, die Konkurrenz ist sehr groß. Wir müssen sehr viel Geduld haben. Reus, Dante und Neustädter sind sehr, sehr schwer zu ersetzen.

Sie glauben tatsächlich, Ihren Messi, Xavi und Piqué verloren zu haben?

Favre: Das ist definitiv die Wahrheit.

Aber Sie haben auch drei sehr gute Spieler bekommen.

Favre: Sie sagen das. Das muss man erst sehen.

Dortmunds Trainer Jürgen Klopp sagt, er habe Gladbach auf dem Zettel.

Favre: Ja, er macht immer sehr gute Scherze. Wir können uns nicht mit Schalke, Dortmund und Bayern vergleichen. Wenn wir sagen, wir haben uns verstärkt, dann ist das nicht wahr. Die Wahrheit ist, wir haben drei wichtige Spieler verloren. Ein Reus war an 90 Prozent unserer Tore beteiligt. Ein Neustädter war sehr, sehr wichtig, Dante auch. Wir müssen diese Spieler schon ersetzen. Und die neuen Spieler sind sehr jung.

Was ist de Jong für ein Spieler?

Favre: Meine Philosophie ist, Durchschlagskraft durch Gedankenschnelligkeit zu haben. Du brauchst Stürmer, die links und rechts spielen können und nicht nur vorne bleiben. Sonst ist das kein moderner Fußball.

De Jong ist so einer?

Favre: Ja, das denke ich.

Wünschen Sie sich für die Offensive noch einen Spieler?

Favre: Wir werden sehen. Die Transferperiode ist noch sehr lang.

Wird de Jong schon am Samstag im Test spielen?

Favre: Nein. Er hat sich gerade erst an den Mandeln operieren lassen. Kein Risiko.

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