Hans Meyer fühlt sich zu alt

Der 66-Jährige verlässt Gladbach nach dem Klassenerhalt. Der neue Mann könnte Michael Frontzeck sein.

Mönchengladbach. Seine letzte Bühne sollte nicht in Nettetal stehen. Den Freundschaftskick der Bundesliga-Fußballer von Borussia Mönchengladbach beim Landesligisten Union Nettetal hatte Hans Meyer am Dienstagabend ausgelassen, seine Entscheidung war da längst gefallen.

Hans Meyer bleibt der Borussia nicht erhalten, die Mission ist mit dem Klassenerhalt beendet. Der 66-Jährige geht in der Erinnerung an den letzten Bundesliga-Spieltag, an die Gladbacher Rettung gegen Dortmund, an die Fans, die ihn uneingeschränkt feierten für das sportliche Wunderwerk.

Ein guter Gedanke, fand Meyer - und verweigerte dem Plan der Verantwortlichen, den Aufbau ein weiteres Jahr in die Hände des in die Jahre gekommenen Fußball-Lehrers aus Jena zu legen, seine Zustimmung. Seiner Bitte um Auflösung des bis 30. Juni 2010 laufenden Vertrages kam der fünfmalige deutsche Meister nach.

"Mit einem fast 67-Jährigen kann man keine Mannschaft aufbauen. Mit meiner Erfahrung konnte ich helfen, die Klasse zu erhalten. Alles andere ist nicht produktiv", sagte Meyer, "nicht für Hans Meyer und nicht für Borussia Mönchengladbach."

Trotz dieser grundsätzlichen Haltung schienen die Verantwortlichen der Borussia Mittwoch nichts von Meyers bevorstehendem zweiten Abschied aus Gladbach zu ahnen. "Es gibt keinen Anlass, den Trainer-Markt zu sondieren", hatte Vize-Präsident Rainer Bonhof noch gestern gesagt. Heute sollte er weiter sein.

Meyers Entschluss war offenbar über längere Zeit gereift. Die Widerstände gegen seine Person hatten sich bei seinem zweiten Engagement (schon von 1999 bis 2003 arbeitete er in Gladbach) deutlich verstärkt. "In meinen 38 Jahren als Trainer hat man es mir noch nie so schwer gemacht wie im letzten halben Jahr", sagte Meyer.

Er hatte mit denen zu kämpfen, die Marko Marin als Stammkraft sahen. Meyer verzichtete gegen spielstarke Gegner häufig auf den Jungnationalspieler. Er kämpfte mit den Medien, denen der kauzige Trainer stets misstrauisch und immer ironisch begegnete. Und er kämpfte zeitweise auch mit der Mannschaft, die sich in der Winterpause in einem internen Brief gegen die Art stellte, mit der Meyer einige altgediente Spieler und Kräfte im Umfeld aussortiert hatte. Leicht war es mit Meyer nie.

Und trotzdem schaffte dieser Meyer mit der Borussia den Klassenerhalt. Einer Mannschaft, der er in der Winterpause neue Spieler und ein neues Gesicht zuführte. Der er eine Struktur gab, die das Team nötig hatte. Das kann Meyer wie kein Zweiter.

Der Tag des Abschieds ist der Tag des Neubeginns. Spätestens seit gestern wird in Gladbach der neue Trainer gesucht. Mirko Slomka gilt als Kandidat, vor allem aber Michael Frontzeck, der ehemalige Meyer-Assistent, der gerade in Bielefeld aussteigen musste. Und auch Friedhelm Funkel hat oft genug bewiesen, dass er Erstliga-Teams solide aufbauen kann. Bis gestern hatte Funkel aber "keinen Kontakt" nach Gladbach, wie er unserer Zeitung sagte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort