Borussia Mönchengladbach Gladbachs Sieg gegen Hoffenheim in der Analyse

Sinsheim. In der Fußball-Bundesliga ist Borussia Mönchengladbach am zehnten Spieltag ein Ausrufezeichen gelungen. Eine Woche nach der peinlichen Heim-Demütigung im Derby gegen Leverkusen setzt sich die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking bei Angstgegner und Europa-League-Teilnehmer 1899 Hoffenheim mit 3:1 (0:1) durch.

Hoffenheims Kevin Vogt (r) und Gladbachs Jonas Hofmann kämpfen um den Ball.

Hoffenheims Kevin Vogt (r) und Gladbachs Jonas Hofmann kämpfen um den Ball.

Foto: Uwe Anspach

Demirbay hatte die Hausherren zunächst in Führung gebracht, doch Gladbach dreht durch die Treffer von Hazard, Ginter und Vestergaard die Partie und fährt unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw einen insgesamt hochverdienten Auswärtserfolg ein. Für Hoffenheim ist es die erste Niederlage im eigenen Stadion nach zuvor 22 ungeschlagenen Liga-Auftritten vor eigenem Publikum gewesen. Die Borussia zieht so an 1899 vorbei und belegt nun, punktgleich mit Schalke 04, Platz sechs in der Tabelle.

Der Moment des Spiels: Kann eine Vorarbeit schöner sein als der anschließende, einhergehende Torerfolg? Ja, das geht. Borussias Vincenzo Grifo hat dies unter Beweis gestellt. Ein Hingucker, wie er im Alleingang mit gleich mehreren geschmeidigen Bewegungen samt Ballbehandlungen den Treffer zum 2:1 für Borussia durch Nationalspieler Ginter vorbereitet. Ohne Ginters gewieften Abschluss an dieser Stelle schmälern zu wollen — Grifos Torvorbereitung ist höchste Fußballkunst gewesen.

Der Spieler des Spiels: Kann ein Spieler, der selber nicht getroffen hat, dieses Prädikat verliehen bekommen? Ja, wenn er so aufspielt wie Borussias Vincenzo Grifo. Der 24 Jahre alte Offensiv-Spezialist mit italienischem Pass darf nach einer Verletzungspause erstmals in dieser Saison von Beginn für Gladbach bei 1899 Hoffenheim stürmen. Und liefert eine mehr als überzeugende Vorstellung ab. Grifo ist an nahezu jeder gefährlichen Aktion Borussias in der Sinsheimer Arena beteiligt. Ein Torerfolg bleibt ihm verwehrt, da zwei seiner Schüsse nur an das Tor-Aluminium (Pfosten/Latte) klatschen. Aber Grifo bereitet alle drei Treffer der Borussia vor. Für Hazard. Für Ginter. Seine Ecke verlängert Elvedi auf Vestergaard, der vollendet. Grifo ist der entscheidende Akteur bei Borussias Auswärtserfolg.

Die Aufreger des Spiels: Mitte der zweiten Halbzeit gestikuliert Hoffenheims Nationalstürmer Sandro Wagner wild Richtung Schiedsrichter Osmers. Wagner fordert einen Strafstoß, nachdem er mit Borussias Verteidiger Jantschke Kontakt während einer scharfen Hereingabe gehabt hat und zu Boden gegangen ist. Osmers verwehrt den Elferpfiff — und liegt offenkundig richtig mit seiner Entscheidung. Die TV-Bilder können Wagners vehemente Forderung nicht unterfüttern.

Borussia Mönchengladbach gewinnt in Hoffenheim
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Chronik des Spiels: Wie ist das Fohlen-Duell beim Angstgegner gelaufen? Als Gladbach in Sinsheim längst hätte führen müssen (Vestergaard, Hazard, Pfostenschuss Grifo) bestraft Hoffenheim erst einmal das Fohlen-Fahrkartenfestival. Schulz legt auf Demirbay ab — und der Confed-Cup-Gewinner wuchtet den Ball per Distanzschuss zum 1:0 ins Gladbacher Gehäuse. Borussia antwortet, allerdings nicht so naiv und fahrlässig wie eine Woche zuvor gegen Leverkusen. Beste Gelegenheit zunächst auf den Ausgleich: Grifo schießt einen Freistoß an die Latte. Pause. Nach der Borussia (ohne Kramer, Raffael auf der Bank) noch druckvoller auftrumpft. Grifo legt Hazard auf, der vollstreckt, 1:1. Weiter Borussia. Herrmann trifft (nach Grifo-Pass) — das Tor zählt aber wegen einer Abseitsstellung nicht. Gladbach bleibt dran. Grifo tanzt mit dem Ball am Fuß die Hoffenheimer Defensive aus, toller Pass auf Ginter, der vollendet, 2:1, Spiel gedreht. Borussia immer noch gierig. Eckstoß von Grifo, Elvedi köpft auf Vestergaard — und der Dänen-Riese nickt zum 3:1 ein. Hoffenheim ist besiegt.

Stimmen zum Spiel

Dieter Hecking (Trainer Borussia Mönchengladbach): Zu Halbzeit sind wir ein bisschen sauer auf uns selbst gewesen, weil wir zuvor einige klare Torchancen nicht genutzt haben können. In der zweiten Halbzeit haben wir dann endlich mal das nötige Glück gehabt, dieses aber auch erzwungen. Die Mannschaft hat am Ende ein perfektes Auswärtsspiel gemacht. Wir haben versucht, mit Matthias Ginter den defensiveren Part zu wählen auf der Doppel-Sechs mit Denis Zakaria. Das ist einer der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Hinten standen Jannik Vestergaard und Nico Elvedi sehr stabil, vorne war Thorgan Hazard sehr umtriebig, und Vincenzo Grifo hat seine Chance eindrucksvoll genutzt.

Julian Nagelsmann (Trainer 1899 Hoffenheim): Es war ein verdienter Sieg für Borussia. Wir sind ordentlich ins Spiel gekommen und hatten gute Situationen über die Flügel, vor allem über links. Wir waren minimal besser in der Anfangsphase. Dann wurde es offen, Borussia hatte in der Folge zwei riesengroße Chancen, bei denen wir uns nicht hätten beschweren dürfen, wenn wir in Rückstand geraten wären. Nach der Pause haben wir es die erste Viertelstunde noch gut gelöst, dann wurde es zu hektisch von uns, wir wollten zu schnell das zweite Tor. Borussia hat dann sehr gut umgeschaltet, bei uns war ein kleiner Bruch im Spiel.

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