Gladbach verstolpert Punktgewinn

Marko Marin und Oliver Neuville werden wieder mal nur eingewechselt.

Stuttgart. Mal kann Hans Meyer irrsinnig komisch sein, mal sind seine Kommentare mit beißender Ironie durchsetzt. Und selbst bei einer Niederlage kippt der Trainer von Borussia Mönchengladbach nicht gleich aus den Latschen. Eine Pointe hat der Fußball-Lehrer immer im Repertoire. Auf die Frage, was er denn nun anstelle, um die Köpfe seiner Spieler vor dem Duell des Liga-Schlusslichts gegen Tabellenführer Hoffenheim wieder frei zu bekommen, antwortete Meyer mit einem fast schon hilfesuchenden Blick in die Runde: "So viel ich weiß, gibt es noch keine Psychopharmaka, um so etwas wie auf Knopfdruck vergessen zu machen."

Borussia Mönchengladbach bleibt also auch nach der ersten Dienstreise im neuen Jahr ein "schwieriger Patient" im Fußball-Oberhaus und einstweilen erster Kandidat für den Abstieg, nachdem der erhoffte Befreiungsschlag ausgeblieben war. So überwog bei Hans Meyer nach der 0:2-Auftaktniederlage gegen den VfB Stuttgart das Gefühl, im Ländle etwas verpasst zu haben: "Wir brauchen uns nichts vorzumachen. Das Resultat trägt natürlich nicht dazu bei, dass wir im nächsten Spiel vor Selbstbewusstsein nur so strotzen. Die Situation bleibt kompliziert."

Dabei hatte der Gast vom Niederrhein eigentlich alle Möglichkeiten auf seiner Seite, um zum Rückrunden-Start für eine Überraschung zu sorgen und neuen Mut zu schöpfen. Denn lange Zeit war dem Team von Markus Babbel die Verunsicherung nach dem 1:5 im Pokal gegen die Bayern anzumerken: Körper und Geist der Schwaben wirkten angegriffen. Nichts wollte gelingen. Kein Glanz, keine Eleganz: Nein, Dissonanz prägte den unansehnlichen Auftritt der Gastgeber. Als erste Pfiffe in der Arena ertönten und die Ungeduld der Besucher über die ideenlose Darbietung des VfB wuchs, stolperte Gladbachs Innenverteidiger Roel Brouwers über seine eigenen Füße und landete mit dem Ball im Netz. Das Eigentor des Niederländers (67. Minute) war typisch für den bisherigen unglücklichen Saisonverlauf des Traditionsvereins aus Mönchengladbach - und leitete die 13.Niederlage ein. Mario Gomez erhöhte kurz vor Schluss noch auf 2:0.

Mit Winterzugang Tomas Galasek als ruhendem Pol im Abwehrzentrum waren die Borussen vom Niederrhein dank ihrer Kompaktheit lange Zeit latent dominierend, aber als es die Situation erforderte, rasch und entschlossen zu handeln, versagten sie auf der ganzen Linie. Allen voran Stürmer Rob Friend und Karim Matmour, und auch Alexander Baumjohanns Ideen zündeten zu selten. Kurzum: Die Gladbacher entwickelten gegen den alten Torwart-Hünen Jens Lehmann kaum Torgefahr. Ob Oliver Neuville oder Marko Marin, die erst nach dem Rückstand nach und nach eingewechselt wurden, aber nichts mehr bewirken konnten, für mehr Effizienz gesorgt hätten?

Meyer hatte seine Trainingseindrücke zusammengefasst und sich dann zunächst gegen die beiden Publikumslieblinge entschieden, was Spuren der Enttäuschung hinterließ. "Ich bin natürlich ein bisschen frustriert, wenn ich nicht von Anfang an spiele, aber das muss der Trainer entscheiden", sagte Marin, an dem der HSV erstmals öffentlich Interesse bekundet hat. Damit scheint ein Wechsel vor Vertragsablauf (2010) kaum noch zu verhindern.

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