Borussia Mönchengladbach Gladbach scheidet aus dem DFB-Pokal aus: Das Spiel in der Analyse

Mönchengladbach. Der Traum von einem Titelgewinn im DFB-Pokal hat für Borussia Mönchengladbach erneut ein jähes Ende gefunden. Im letzten Spiel des Jahres unterliegt die Elf vom Niederrhein vor heimischer Kulisse im Achtelfinale dem rheinischen Nachbarn Bayer Leverkusen mit 0:1 (0:0).

Der Aufreger des Spiels war der peinliche Auftritt von Leverkusens Trainer Heiko Herrlich.

Der Aufreger des Spiels war der peinliche Auftritt von Leverkusens Trainer Heiko Herrlich.

Foto: Marius Becker

Schütze des entscheidenden Treffers ist Leverkusen Offensiv-Ass Leon Bailey. Bitter für Borussia, die über die gesamte Spielzeit gesehen alle Trümpfe in der Hand hielt, um kurz vor Weihnachten das Pokal-Duell für sich zu entscheiden, am Ende jedoch aufgrund ihrer unzureichenden Chancenverwertung scheiterte.

Der ereignet sich gleich nach dem Schlusspfiff des Unparteiischen Manuel Gräfe. Während die Fohlen nach dem bitteren Pokal-Aus gegen Leverkusen zunächst die Köpfe hängen lassen, brandet im Borussia-Park donnernder Applaus auf. Abertausende Gladbacher Anhänger geben so ihr Statement zur Leistung ihrer Mannschaft ab. Nicht genug — dann singen die Fans voller Stolz „die Seele brennt“. Die Profis stehen derweil nachdenklich auf dem Rasen und starren gebannt auf die Ränge. Schon lange nicht mehr ist Borussia nach einer Niederlage so vom eigenen Publikum verabschiedet worden.

Das Lob kommt vom Kollegen aus Mönchengladbach. „Bernd Leno hat ein richtig gutes Spiel gemacht“, sagt Fohlen-Schlussmann Yann Sommer. In der Tat ist der Leverkusener Torhüter eine ganz entscheidende Figur in diesem jederzeit packenden und munteren Pokalfight. Leno verhindert mit zig Paraden, dass Bayer im Spiel bleibt und auf den Lucky Punch hoffen darf. Welcher dann auch Baileys gelingt.

Das Duell der Rheinland-Rivalen liefert neben aller sportlicher Brisanz auch einen peinlichen Auftritt von Leverkusens Trainer Heiko Herrlich. Der legt in der 75. Spielminute eine irritierende Schauspieleinlage hin. Um einen schnellen Einwurf der Borussia zu verhindern, sperrt er zunächst mit seinem Köper den Laufweg zum ins Seitenaus getrudelten Balles ab, es kommt daher zu einem Kontakt mit Gladbachs Spieler Denis Zakaria — und Herrlich fällt plötzlich wie vom Blitz getroffen hin. Folge: Rudelbildung. Diskussionen. Schmähgesänge von den Rängen. Kein Ruhmesblatt von Herrlich. Der sagt nach dem Spiel mit reuiger Stimme: „Ich werde leicht touchiert, dann verliere ich das Gleichgewicht und rutsche aus. Es ist im Affekt passiert und war Blödsinn. Ich möchte mich dafür entschuldigen. Mit meinen 46 Jahren hätte ich es schaffen müssen, stehen zu bleiben. Ich wollte keineswegs eine Rote Karte fordern.“ Zakaria hakt die Aktion später gelassen ab, umarmt im Kabinengang Herrlich. „Das gebührt der Respekt unter Männern“, so Zakaria.
Dennoch: Der Fall von Heiko Herrlich bleibt nicht ohne Folgen. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes hat bekanntgegeben, dass Herrlich nach seinem unnötigen Sturz um eine schriftliche Stellungnahme gebeten ist.
Der DFB teilte mit, es bestehe der Verdacht, dass sich Herrlich unsportlich verhalten habe. Bayer bestätigte, dass der Chefcoach zu einer Stellungnahme aufgefordert wurde und dem auch nachkommen werde.

Der Fall Herrlich drückt somit in den Hintergrund, dass Schiedsrichter Gräfe, der im Pokal-Achtelfinale ohne die Hilfe des Video-Assistenten ein fataler Fehler unterlaufen ist, in der es versäumte, dem bereits wegen eines Ellenbogenchecks verwarnten Leverkusener Kai Havertz nach einem weiteren üblen Ellenbogencheck gegen Gladbachs Ginter noch in der ersten Halbzeit vom Platz zu stellen. Eine Tatsache, die Borussias Trainer Dieter Hecking auch Minuten nach dem Schlusspfiff nicht zur Ruhe kommen ließ. „Für mich, bei allem Verständnis, eine ganz klare Fehlentscheidung.“

DFB-Pokal: Gladbach verliert 0:1 gegen Leverkusen
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Wegen eines Verkehrschaos auf den Autobahnen rund um den Borussia-Park beginnt die Partie zunächst mit zehnminütiger Verspätung. Beide Mannschaften liefern den fast 50 000 Zuschauern an einem nass-trüben Dezember-Abend auf Anhieb einen Schlagabtausch. Es geht hin und her, wobei Bayer den besseren Start erwischt. Einen Schuss von Sven Bender kann Fohlen-Kapitän Stindl in letzter Sekunde kurz vor der Linie klären. Dann geht auch in die andere Richtung die Post ab. Stindl zieht ab — Leno boxt den wuchtigen Schuss weg. Gegenzug, Bailey zieht auf, Schuss — Sommer klatscht ab. Andere Seite. Hazard feuert einen Torpedo ab — wieder zuckt die Hand von Leno raus und verhindert den Einschlag. Der Bayer-Schlussmann verhindert kurz darauf erneut Schlimmeres — dieses Mal gegen Herrmann. Borussia drückt weiter — Hazard vergibt eine weitere Chance. Plötzlich wird es hektisch auf dem Platz. Die Fohlen diskutieren heftig mit Schiri Manuel Gräfe, weil der wegen eines Ellenbogenchecks verwarnte Havertz erneut Ginter mit dem Ellenbogen niederboxt. Gräfe drückt beide Augen zu, lässt zum Unmut des Publikums den Leverkusener auf dem Platz. Zur Pause reagiert dann jedoch Herrlich, nimmt Havertz raus.

Borussia macht weiter Druck, wieder wehrt Leno ab — dieses Mal gegen Cuisance. Nächster Teil von „Borussia vs. Leno“: Hazard vergibt nach Tah-Fehler freistehend. Wieder die Fohlen: Stindl zieht direkt ab, Bender verhindert mit einer Fußabwehr den Gegentreffer. Leverkusen atmet durch — und bekommt die Chance zum Tor. Fehler Oxford bei der Ballananhme, der Ball rutscht durch, plötzlich ist Bailey frei, läuft allen Fohlen weg und vollendet. 1:0, Bayer beendet Gladbachs Titelträume. Borussia antwortet zwar wütend, aber weiter glücklos. Bayer kontert, Bellarabi vergibt den Todesstoß — dann ist Schluss.


Dieter Hecking (Trainer Borussia Mönchengladbach):

„Aus meiner Sicht ist die klar bessere Mannschaft heute ausgeschieden. Wir haben bis auf die Halbchancen von Leverkusen in den ersten Minuten nichts zugelassen, haben das Spiel diktiert und hatten viel Tempo drin. Wir hätten uns dafür belohnen müssen — darin liegt leider das Manko. Der Unterschied war, dass wir aus vielen guten Chancen kein Tor gemacht haben, Bailey den Leverkusener Konter aber eiskalt abschließt. Wir hatten eine ähnliche Szene, in der Thorgan Hazard das Tor leider nicht macht. Ich muss aber sagen, dass meine Mannschaft alles reingeworfen hat und dementsprechend enttäuscht über die Niederlage ist.“

Heiko Herrlich (Trainer Bayer Leverkusen):
„Wir sind überglücklich, dass wir die Hürde Mönchengladbach genommen haben und eine Runde weitergekommen sind. Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen und hätten in Führung gehen können. Dann hat Mönchengladbach immer mehr das Heft in die Hand genommen. Es ist eine Abwehrschlacht für uns gewesen. Wir haben auf den einen Konter gelauert, den Bailey dann auch eiskalt genutzt hat.“

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