Borussia Mönchengladbach Gladbach droht ein unruhiger Sommer

Das 0:0 in Mainz beendet Borussias Träume von Europa wohl endgültig. Trainer Hecking scheint nicht mehr unantastbar und Sportdirektor Eberl muss einen Fehler in der Kaderplanung beheben.

 Gladbach-Sportdirektor Max Eberl

Gladbach-Sportdirektor Max Eberl

Foto: dpa

Mainz. Karl Kardinal Lehmann war ein großer Fan des FSV Mainz 05. Häufig hatte der frühere Mainzer Bischof bei Spielen der "Nullfünfer" als Gast im Stadion geweilt. Am Ostersonntag tauchte sein Gesicht zum letzten Mal auf der Anzeigetafel der Arena am Europaring auf. Während der Schweigeminute für den am 11. März im Alter von 81 Jahren verstorbenen Lehmann war es auf allen Plätzen mucksmäuschenstill. Aus Respekt vor dem besonnenen Reformer der katholischen Kirche, vielleicht aber auch mit der Bitte um Beistand für den eigenen Verein.

Schließlich spielen sowohl der FSV Mainz 05 als auch Borussia Mönchengladbach eine miserable Rückrunde und so endete ihr direktes Duell fast schon logisch mit einem auch in dieser Höhe verdienten 0:0. Selbst das Wetter passte sich dem tristen Spiel mit einem grauen Himmelsgewand an und es vergoss angesichts der trostlosen Darbietung kurzzeitig auch mal eine kleine Träne. Während die Rheinhessen im Kampf gegen den Abstieg damit nicht von der Stelle kommen, blieb für die "Fohlenelf" im Rennen um den Platz zur Europa-League-Qualifikation die erhoffte Auferstehung aus. "Fünf Punkte Rückstand sind zum jetzigen Zeitpunkt natürlich eine Menge Holz", sagte Trainer Dieter Hecking.

Borussia Mönchengladbach spielt Unentschieden gegen Mainz
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Angesichts der um 17 Treffer schlechteren Tordifferenz gegenüber Hoffenheim sind es gefühlt sogar eher sechs Zähler und mit Blick auf die noch anstehenden Auswärtsaufgaben bei Schalke 04 sowie den Münchener Bayern verbietet sich jede Hochrechnung Richtung Europa. "Dafür war das heute zu wenig. Hier muss man dann auch mal gewinnen", meinte Mittelfeldspieler Christoph Kramer.

Nur wie? Trotz der zu Recht beklagten langen Verletztenliste stand schließlich immer noch eine namhafte Mannschaft auf dem Platz. Kreativität, Tempo und Torgefahr aber blieben bei ihr einmal mehr verschüttet. "Wir hatten viele Ballverluste und waren dadurch stets gefährdet, in Konter zu laufen", sagte Yann Sommer. Der Torhüter rettete mit einer spektakulären Parade gegen Hack in der 66. Minute den Punktgewinn. "Es war wichtig, nicht zu verlieren. Wir haben noch schwere Spiele vor uns", meinte Sommer.

Spiele, welche für die "Fohlenelf" tabellarisch wohl keine große Bedeutung mehr besitzen und in denen es dennoch um sehr viel geht. Die Stimmung im Fan-Lager ist angespannt, dazu steht der Trainer unter Beobachtung. Im Sommer will Sportdirektor Max Eberl die Personalie Hecking besprechen. Von einer Verlängerung des noch bis 2019 laufenden Vertrages ist aktuell keine Rede mehr. "Wir stehen nicht da, wo wir stehen wollen. In der Rückrunde konnten die dafür nötigen Ergebnisse nicht geliefert werden", erklärte Eberl.

Lediglich neun Punkte aus den elf Begegnungen nach der Winterpause, nur ein Sieg in den vergangenen neun Partien sowie ganze zwei Tore bei den zurückliegenden acht Auswärtsspielen. Die Bilanz eines Abstiegskandidaten und in der Rückrundentabelle steht Heckings Team auf Platz 15 eben genau in dieser Region. "Uns fehlt die Zielstrebigkeit. Wir spielen zu viel und vergessen dabei, torgefährlich zu werden. So bleiben immer wieder Punkte liegen", sagte Hecking.

Die Behebung dieses Mankos fällt in Heckings Zuständigkeit. Für das im Kader ist der Sportdirektor gefragt. Im Januar 2017 wäre Guido Burgstaller zu haben gewesen, der Österreicher aber wurde für gerade mal 1,5 Millionen Euro vom FC Schalke geholt. Einen Stürmer für "dreckige" Tore hielt Eberl im sauberen Kombinationsspiel der "Fohlenelf" für entbehrlich. Burgstaller schoß Gladbach danach aus der Europa League und seine Farben in dieser Saison mit bislang neun Treffern sowie vier Torvorlagen auf Platz zwei. Da Drmic und Bobadilla bei der Borussia über stetes Bemühen kaum hinauskommen, muss Eberl im Sommer in den Angriff investieren. "Ein Tor hätte uns heute mal wieder gut getan", sagte Kramer in Mainz. Mit derart wenigen wie derzeit droht in der nächsten Saison wirklich der Abstiegskampf.

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