Gladbach droht Ausverkauf

Die Borussia kämpft gegen den Bundesliga-Abstieg. Jetzt drohen ihr noch die Stars davonzulaufen.

Mönchengladbach. Als Borussia Mönchengladbachs Juwel Marko Marin vor ein paar Tagen im Test gegen Borussia Dortmund (2:4) übel gefoult wurde - BVB-Zugang Boateng hatte Marins Haxen erwischt - sprang Gladbachs schwergewichtiger Cheftrainer Hans Meyer katapultartig von seinem Sitz hoch und schimpfte lauthals.

Der Kulttrainer litt förmlich mit und kümmerte sich liebevoll um den filigranen Spieler mit der höchsten Popularität im Team das Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga.

Am liebsten würde der 66-jährige Fußballlehrer Gladbachs größtes Talent seit Karlheinz Pflipsen in Watte packen. "Dem darf nichts passieren", sagt Hans Meyer, "Marko ist mit seinen Fähigkeiten und unberechenbaren Aktionen einer unserer wichtigsten Spieler." Und unverzichtbar.

Marin hat einen Vertrag bis 2010. Dass er nach Ablauf dieser Saison noch für die Borussia spielt, glauben dennoch die wenigsten in Mönchengladbach. Wenn es nicht gut läuft, ist sein Weggang fast sicher.

Ganz sicher ist der Abschied von Alexander Baumjohann. Der zweite Perspektivspieler im "Fohlen-Stall" steht vor dem Absprung zu den Bayern. Baumjohann ist sich mit dem Rekordmeister einig und soll in der kommenden Woche einen Dreijahres-Vertrag an der Isar unterschreiben. Ablösefrei.

Haben die Gladbacher da etwas in den Sand gesetzt? Und es versäumt, frühzeitig mit dem am Freitag 22 Jahre alt gewordenen Mittelfeldspieler zu verlängern? Und damit geht wieder einer wie zuletzt Marvin Compper oder Eugen Polanski, die in Hoffenheim oder Getafe Stammspieler sind?

Sportdirektor Max Eberl verneint energisch: "Sowohl Christian Ziege als auch ich haben Alexander ein neues Angebot gemacht. Er hat uns immer wieder vertröstet. Außerdem ist er ja erst seit seinem tollen Tor gegen Bremen zum 3:0 und dem Spiel gegen die Bayern beim 2:2 in aller Munde. Ansonsten ist seine Bilanz ja nicht so berauschend."

Seit jenem spektakulären Auftritt im Borussia-Park, als er am 15.November beim 2:2 gegen München beide Tore vorbereitete, hat Bayern-Manager Uli Hoeneß einen Narren an Baumjohann gefressen und die Fühler ausgestreckt. Baumjohanns Förderer Jupp Heynckes sagt dagegen: "Noch ein Jahr Gladbach wäre besser, wenn die Borussia in der Bundesliga bleibt."

Meyer lässt sich eine Woche vor dem Rückrunden-Start in Stuttgart noch nicht in die Karten schauen. Mit Baumjohann, ohne ihn? Was geht im Kopf des Trainer-Veteranen vor? "Ich gehe in erster Linie von meinen Eindrücken im Training aus", sagte er, "ansonsten haben nicht irgendwelche Personalien Vorrang, sondern es geht einzig und allein um den Verein, um den Verbleib in der Bundesliga."

Am Samstag in einer Woche beginnt für Borussia Mönchengladbach das Unternehmen Klassenerhalt mit dem Spiel in Stuttgart. "Wir haben keine Zeit zu verlieren", sagt Sportdirektor Max Eberl. Sieben Spieler haben den fünffachen Deutschen Meister im Dezember verlassen, vier neue sind für knapp sechs Millionen Euro hinzugekommen.

"Sie müssen von Anfang an funktionieren. Dann haben wir eine Chance", sagt Meyer und singt ein Loblied auf Torwart Bailly, den alten Strategen Tomas Galasek, auf Paul Stalteri und insbesondere auf Dante, der von Standard Lüttich kam und die Löcher in der Abwehr stopfen soll. Meyer: "Wir müssen in allen Bereich zulegen und hoffen."

Von Marko Marin ist in diesem Moment nicht die Rede. Bei dem flinken Dribbler und feinen Techniker setzt der Trainer ohnehin nahezu alles voraus. Marin ist einer der großen Hoffnungsträger der Borussia. Fragt sich nur, wie lange noch.

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