Borussia Mönchengladbach Florian Neuhaus: "Ich war beeindruckt, wie viel Gladbach über mich wusste"

Mit dem 21-Jährigen hat sich die Borussia eines der wohl größten Talente Deutschlands geangelt. Die Ausleihe zu Fortuna Düsseldorf scheint seine Entwicklung beschleunigt zu haben.

 Florian Neuhaus beim Trainingsauftakt in Gladbach.

Florian Neuhaus beim Trainingsauftakt in Gladbach.

Foto: Roland Weihrauch

Rottach-Egern. Florian Neuhaus antizipiert den Pass des Dortmunder Aufbauspielers, fängt den Ball im Mittelkreis ab und schießt ihn umgehend aus rund 50 Metern Entfernung in hohem Bogen ins Tor des BVB. Diesen Treffer wählten die Fernsehzuschauer der ARD-Sportschau im Mai 2016 mit 36,51 Prozent der Stimmen zum Tor des Monats. "Noch ist meine Vitrine klein", sagte Neuhaus damals lachend. Es war schließlich "nur" der Treffer zum 2:1-Sieg im Halbfinal-Hinspiel um die deutsche A-Jugend-Meisterschaft.

Das Potenzial des Nachwuchsspielers aber war bereits deutlich zu erkennen und nur etwas mehr als zwei Jahre später steht Neuhaus vor dem Sprung auf die große Bühne. Der 21-Jährige gehörte im Trainingslager von Borussia Mönchengladbach in Rottach-Egern am Tegernsee zu den Gewinnern. Neuhaus zeigte sich zweikampfstark, forderte den Ball und verteilte ihn. Dies mit Übersicht, wie vor dem 2:1-Siegtreffer im Test gegen Augsburg. "Flo hat hier eine Duftmarke gesetzt", sagte Trainer Dieter Hecking.

Der in Landsberg am Lech geborene Neuhaus entschied sich früh, dem TSV 1860 München beizutreten. "Dort wird nicht nur gute Jugend-Arbeit geleistet, sondern auch die Durchlässigkeit zu den Profis gewährleistet. Aus diesem Grunde habe ich mich damals gegen den FC Bayern entschieden", erklärt Neuhaus.

Seine Entwicklung auf Giesings Höhen blieb der Borussia schon früh nicht verborgen. Als die "Löwen" dann vor einem Jahr in die Viertklassigkeit abstürzten, machte Sportdirektor Max Eberl Nägel mit Köpfen und Neuhaus zögerte nicht. "Ich war beeindruckt, wie viel sie über mich wussten und dass sie mich schon seit der U16 beobachten. Durch den Abstieg von 1860 habe ich mich sehr schnell entschieden, nach Gladbach zu wechseln", sagte Neuhaus.

Dass Eberl ihn zunächst für ein Jahr an Zweitligist Fortuna Düsseldorf auslieh, war für ihn kein Problem. "Die Bundesliga habe ich mir vor einem Jahr noch nicht zugetraut. Ich musste körperlich zulegen und mich in der zweiten Liga beweisen, um den nächsten Schritt gehen zu können. Durch den Aufstieg mit der Fortuna ist das Jahr natürlich optimal verlaufen", sagt Neuhaus.

In 27 Partien markierte der Mittelfeldspieler sechs Treffer und drei Tor-Vorlagen. Noch wertvoller aber macht ihn sein Talent, aus den Halbräumen des Zentrums in die Tiefe vorzustoßen und die Angreifer in Szene zu setzen. Nur zu gerne hätte ihn die Fortuna daher behalten, was Eberl aber von vornherein kategorisch ausgeschlossen hatte. "Da braucht sich die Fortuna erst gar nicht bei uns zu melden", hatte der 44-Jährige seiner Wertschätzung für Neuhaus klar Ausdruck verliehen.

Auf dem Platz überzeugte Neuhaus in der Woche am Tegernsee. Abseits des Rasens überraschte er mit einer für sein junges Alter erstaunlich reifen Art. Es ist ein Merkmal der Ausbildung beim oft als derb verschrienen TSV 1860 München, dass dort zusätzlich großer Wert auf die soziale Entwicklung gelegt wird. Wie schon Lars und Sven Bender, Kevin Volland oder Julian Weigl kommt daher auch Florian Neuhaus höflich und mit wohl formulierten Aussagen herüber.Da wächst ein für den deutschen Fußball außergewöhnlicher Spieler heran. Neuhaus aber weiß, dass dafür noch ein Stück Weg vor ihm liegt. "Die zweite Liga war zwar ein schönes Stahlbad, in der Bundesliga jedoch wird ein anderer Fußball gespielt. Ich habe bei der Borussia schnell merken müssen, dass weniger lange Bälle geschlagen werden und das Tempo höher ist", sagte Neuhaus und ergänzte: "Daher mache ich mir über einen Stammplatz auch noch keine Gedanken." Trainer Dieter Hecking hingegen sehr wohl.

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