"Ich glaube nicht, dass den Rekord noch mal einer knackt", sagt der 79-Jährige und lacht verschmitzt. Die Erinnerung an den 11. September 1965 ist frisch. Am Bökelberg empfing Neuling Borussia Mönchengladbach den Pokalsieger Borussia Dortmund.

5:4 gewannen die Dortmunder, fünfmal zeigte der für seine Elfmeter-Freudigkeit gefürchtete Lutz auf den Punkt: Beide Klubs verwandelten je zwei Strafstöße, Günter Netzer und Egon Milder für Gladbach, Lothar Emmerich für die Dortmunder. Den fünften jagte der Gladbacher Egon Milder an die Latte; die Chance zum 5:5 war dahin.

"Es ist bezeichnend für das Spiel, dass diese fünf Strafstöße allesamt berechtigt waren", schrieb das Fachblatt "Kicker". Lutz grinst, wenn man ihm diese Passage vorliest: "Siehste! Und ich hätte auch noch den sechsten gegeben, wenn es nötig gewesen wäre. Foul ist Foul - egal, wann oder wo."

Es ist einer der vergessenen Rekorde der Liga, heute würde ein solches Spiel tagelang die Schlagzeilen beherrschen. Eine andere Bestmarke jenes Tages überbot Lutz selbst: Die Elfmeter drei bis fünf verhängte Lutz innerhalb von nur sechs Minuten: "War ganz schön was los am Bökelberg."

Fast auf den Tag genau acht Jahre später schnürte Lutz noch einmal einen Dreierpack - und zwar noch schneller: In den fünf Minuten vor der Pause des Spiels zwischen Schalke 04 gegen Bayern München gab er drei Elfmeter. "Angeblich war das sogar Weltrekord und stand im Guinness-Buch", sagt Lutz. Das Spiel endete 5:5.

Am 7. Mai 1977, nach 14 Jahren und 77 Spielen, verabschiedete sich der Elfmeterkönig aus der Bundesliga. Begonnen hatte er seine Laufbahn in der Eliteklasse mit zwei Strafstößen, und auch der letzte Auftritt des kleinen, mutigen Mannes war standesgemäß: Beim 8:1-Sieg von Eintracht Frankfurt an der Essener Hafenstraße verhängte er in der 90. Minute einen Elfmeter.