Ein Vierteljahrhundert ohne Heimsieg gegen Bayer

Die Gladbacher Borussia wartet seit 1989 auf einen Erfolg gegen Leverkusen vor eigenem Publikum.

Ein Vierteljahrhundert ohne Heimsieg gegen Bayer
Foto: Dieter Wiechmann

Mönchengladbach. Lucien Favre schüttelt den Kopf. Dann sagt der Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach mit erstaunter Miene „Seit fast 25 Jahren? Das wusste ich nicht.“ Favres irritierter Blick in jenem Moment ist der Tatsache geschuldet, dass seine Fohlen-Elf im Derby gegen Bayer Leverkusen nicht nur auf die momentan beste Mannschaft in der Fußball-Bundesliga hinter dem schier übermächtigen FC Bayern trifft.

Leverkusen darf auch guten Gewissens als Gladbachs größter Angstgegner bezeichnet werden. Gegen den Werksklub ein Heimspiel zu gewinnen, ist dem VfL Borussia das letzte Mal 1989 gelungen. Hochstätter und Budde hießen die Torschützen beim 2:0. Als Bundeskanzler regierte damals Helmut Kohl, die Berliner Mauer stand noch.

Seit jenem 25. Februar plagt Borussia diese dunkle Serie, das nun anstehende Duell ist der 22. Versuch, sie enden zu lassen. „Es wird Zeit“, sagt Favre, wohlwissend, wie schwer die Mission erneut werden dürfte. So muss er die Abwehr umbauen, da Rechtsverteidiger Julian Korb (fünfte gelbe Karte) gesperrt ist. Zudem ist Abwehrchef Martin Stranzl angeschlagen.

Alvaro Dominguez und Havard Nordtveit gelten als personelle Alternativen für die Viererkette. Was das Offensiv-Spiel betrifft, wird Favre wohl auf das bewährte System setzen. Heißt: Juan Arango und Patrick Herrmann kommen über die Flügel. Kreativ-Kopf Raffael und Nationalstürmer Max Kruse bilden die vorderste Reihe.

Vor allem Kruse dürfte dabei etwas mehr als die Kollegen im Fokus stehen. Der 25-Jährige ist nicht nur wegen seiner spektakulären Spielweise und den Torbeteiligungen (acht Treffer/acht Vorlagen) zu einer Art Star am Niederrhein aufgestiegen.

Weshalb seine aktuelle Leistungsdelle von einigen Beobachtern als eine der Ursachen für Gladbachs verpatzten Rückrundenauftakt mit zwei Niederlagen (Bayern, Hannover) ausgemacht worden ist. Es zeichnet den Typen Kruse aus, dass er sich dieser Kritik aber zu stellen weiß. „Was wir in Hannover abgeliefert haben, ist für unsere Ansprüche zu wenig gewesen. Ich nehme mich da auch selbst in die Pflicht.“ Darüber hinaus betont der Angreifer: „Wenn ich jetzt anfangen würde, an mir zu zweifeln - das ist nicht mein Stil. Ich weiß auch, dass ich besser spielen kann.“

Wie man sich erfolgreich aus einer Mini-Krise befreien könne, habe Gegner Leverkusen gerade erst vorgemacht. „Leverkusen hatte vor dem Stuttgart-Sieg dreimal in Folge verloren“, sagt Kruse. „Das war dann auch so eine kleine Schwächephase, die jedes Team einmal hat — bis auf die Bayern. Sie haben sich aber schnell wieder gefangen.

Das müssen wir auch schaffen.“ Was Borussias „kleines Problem“ gegen Angstgegner Bayer betrifft, gibt sich Kruse entspannt: „Mit dieser Serie beschäftige ich mich gar nicht. Wir wissen, dass wir sieben Punkte Rückstand haben. Wir wollen den Abstand verringern, zumindest nicht größer werden lassen — das ist unser Anspruch für das Duell.“

Klingt, als ob Bayer in Gladbach nach fast 25 Jahren wirklich mal wieder ernsthaft ins Schwitzen kommen könnte. Kruse, so sagt er zumindest, sei es egal, ob er dann am Ende zu den gefeierten Matchwinnern zähle — Hauptsache der Erfolg kehre in den Borussia-Park zurück. „Für mich persönlich“, so Kruse, „habe ich mir vorgenommen, dass wir das Spiel gewinnen.“

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