Borussia Mönchengladbach Dominguez unterstellt Vereinsärzten Behandlungsfehler

Mönchengladbach. Gladbachs Innenverteidiger Alvaro Dominguez erhebt nach Bekanntmachung seiner Sportinvalidität schwere Vorwürfe gegen seinen Noch-Arbeitgeber. Im Interview mit einer spanischen Zeitung wirft er den Vereinsärzten vor, seine Rückenverletzung falsch eingeschätzt und behandelt zu haben.

Alvaro Dominguez im Training. Archivbild.

Alvaro Dominguez im Training. Archivbild.

Foto: Soeren Stache

Für viele Gladbach-Fans war es ein Schock: Am Abend vor dem Champions League Spiel zwischen dem FC Barcelona und Borussia Mönchengladbach gab Dominguez in einem bewegenden Video auf Twitter das Ende seiner Karriere bekannt. Grund ist eine schwere Rückenverletzung aus dem Jahre 2015, die dem Innenverteidiger noch immer zu schaffen macht.

Im Interview mit der spanischen "Marca" hat Dominguez nun schwere Anschuldigungen erhoben. So sollen die Vereinsärzte seine Verletzung zunächst nicht erkannt und auch keine weiteren Untersuchungen durchgeführt haben.

"Im Februar (2015 Anm. d. Red.) hatte ich starke Schmerzen, die jeden Tag schlimmer wurden. Die Ärzte fertigten ein MRT an und sagten, ich solle mir keine Sorgen machen", erzählt Dominguez im Interview. Vor dem Spiel gegen Hertha im Mai 2015 sollen die Beschwerden aber so schlimm gewesen sein, dass Dominguez nicht mehr laufen konnte. Als Reaktion sollen ihm die Vereinsärzte lediglich eine Spritze verabreicht haben: "Der Arzt sagte mir, dass das jedem passieren könnte. Ich vertraute ihm völlig, aber ich konnte noch nicht einmal ins Flugzeug steigen, also blieb ich zuhause."

Vor dem entscheidenden Ligaspiel um Platz 3 sollte der 27-Jährige dann wieder spielen: "Ich konnte weder springen noch sprinten, aber ich biss die Zähne zusammen. Am Ende konnte ich mich nicht mehr bewegen, aber die Ärzte sagten mir nur, dass ich ein wenig Urlaub bräuchte", so Dominguez.

Erst in einer Spezialklinik in Madrid soll man die Schwere der Verletzung erkannt haben. Als Dominguez nach der Behandlung und der folgenden Reha nach Gladbach zurückkehrte, spielte er wieder unter starken Schmerzen. Da die Gladbacher-Ärzte trotzdem keine weiteren Untersuchungen anordneten, wandte sich Dominguez an Dr. Hans Müller-Wohlfahrt, der schockiert über das Verhalten der Gladbacher Kollegen war und ihm eine Operation empfahl. "Ich habe dann mit den Vereinsverantwortlichen gesprochen und ihnen erklärt, wie ernst meine Verletzung ist und das ich dauerhaft gelähmt sein könnte, wenn ich spiele. Sie empfahlen die Operation bis zur Winterpause zu verschieben, aber ich weigerte mich."

In der Folgezeit hatte Dominguez immer stärker mit seinen Beschwerden zu kämpfen: "Ich konnte noch nicht einmal eine halbe Stunde schmerzfrei stehen. Das machte mich depressiv. Deshalb bat ich den Verein, mich drei Wochen zurzückzustellen, um durch Europa zu reisen und Spezialisten zu konsultieren." Langfristig helfen konnten ihm aber weder die Spezialisten von Juventus Turin, noch ein Osteopath aus Holland.

Das Ärzteteam von Gladbach sieht Dominguez nicht auf dem Niveau eines Top-Clubs "außer Andy Blum (Reha-Trainer Anm. d. Red.) der auch nicht wusste, wie er mir helfen konnte, aber mir andere Spezialisten empfahl". Zudem zeigt sich Dominguez über das Verhalten des Clubs nach seiner Verletzung enttäuscht: "Ich setzte meine Gesundheit für das Team aufs Spiel und sie dachten nur daran, sechs Wochen meines Gehalts einzusparen. Es erschien alles so surreal."

Ob Dominguez juristisch gegen Gladbach vorgeht, ließ er im Interview offen: "Ich prüfe alle Optionen und bin in den Händen von sehr guten Anwälten in Deutschland."

Mittlerweile hat sich auch Gladbachs Sportdirektor Max Eberl zu den Vorwürfen geäußert, die er weder verstehen noch nachvollziehen kann „Wir haben natürlich vollstes Verständnis für seine Emotionen nach dieser für ihn so schwerwiegenden Entscheidung, aber ich kann so viel sagen, dass unser Ärzteteam medizinisch alles menschenmögliche getan hat, um ihm zu helfen“, so Eberl.

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