Die Witz-Abwehr der Liga

Borussia: 47 Gegentore kassierte die Defensive in der Hinrunde. Gegen den HSV ging eine Systemumstellung zunächst auf.

Mönchengladbach. Michael Frontzeck sprach von einem Witz, nachdem er die Heimniederlagen gegen den Hamburger SV, Hannover 96 und Mainz 05 vor dem geistigen Auge hatte Revue passieren lassen. Keinen einzigen Punkt gab es aus diesen Spielen, „Dem Gegner reichen momentan zu wenige eigene Torchancen, um uns zu schlagen. Das müssen wir so schnell wie möglich abstellen“, sagte der Trainer des Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga.

Dabei stand die Witz-Abwehr oder Reste-Rampe, wie die Defensive von Borussia Mönchengladbach vor dem Spiel genannt wurde, zunächst passabel. 34 Minuten hatte es gedauert, ehe der Hamburger SV zum ersten Torschuss durch Paolo Guerrero kam. Die Taktik von Frontzeck, die auf drei Positionen veränderte Abwehrkette durch einen zusätzlichen „Sechser“ in Person von Roman Neustädter zu unterstützen, schien aufzugehen. Neustädter fing unsicher an und leistete sich Fehlpässe, steigerte sich aber und zeigte Laufbereitschaft.

Von einem 4-1-4-1-System sprach der Trainer später, vor allem Michael Bradley, Gladbachs bester Akteur gegen den HSV, schaltete sich immer wieder ins Offensivspiel ein. Bezeichnend, dass seine Flanke von links das 1:1 durch Igor de Camargo vorbereitete. Doch was hängenbleibt, sind wieder einmal die katastrophalen Abwehrfehler. Beim 0:1 durch Eljero Elia (46.) pennt in Sebastian Schachten und Jan-Ingwer Callsen-Bracker die rechte Abwehrseite, beim 1:2 durch einen Freistoß von Piotr Trochowski (72.) trudelt der Ball durch die gesamte Abwehr. Vor allem Callsen-Bracker sieht wieder nicht gut aus.

Doch die Niederlage nur der Abwehr zuzuschieben, ist diesmal zu kurz gegriffen. Die Offensive ließ vor allem in der ersten Hälfte eine Vielzahl von Tormöglichkeiten aus. De Camargo tauchte nach vier Minuten frei vor HSV-Keeper Frank Rost auf, legte sich dabei den Ball zu weit vor. Michael Bradley kommt in der 19. und 25 Minute vor dem HSV-Tor frei zum Schuss, platziert die Bälle aber zu ungenau. Auch Marco Reus und Juan Arango haben beide Möglichkeiten für zwei Tore.

Vize-Präsident Rainer Bonhof kritisierte nach dem Spiel: „Wir müssen den vergebenen Torchancen nachtrauern, bei denen die Konzentration fehlte. Es müssen sich alle hinterfragen.“

Frontzeck wollte die Kritik an den Offensivleuten nicht gelten lassen. „Es liegt nicht am Torabschluss“, sagte der Trainer, um wenig später einzuräumen, dass Konzentration über die gesamten 90 Minuten vonnöten sind für einen Sieg. Deshalb ist nicht ausgeschlossen, dass der VfL auch in der Offensive personell nachbessert, wenn es finanziell und qualitativ passt.

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