Borussia Mönchengladbach DFB-Pokal: Aus für Gladbach nach Elfmeter-Krimi

Mönchengladbach. Vielleicht hatte auch der Putzdienst im Borussia Park zu Mönchengladbach eine Teilschuld. Die fleißigen Arbeiter hatten gestern Abend vor dem DFB-Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt die von den Fans vorbereitete Choreografie mit einer 3000 Quadratmeter großen und mehrere tausend Euro teuren Fahne entsorgt, weil irreparabel beschädigt.

Jannik Vestergaard liegt nach dem Spiel auf dem Boden. Nach Elfemterschießen scheidet Gladbach aus dem DFB-Pokal aus.

Jannik Vestergaard liegt nach dem Spiel auf dem Boden. Nach Elfemterschießen scheidet Gladbach aus dem DFB-Pokal aus.

Foto: Marius Becker

Stunden später entsorgten die Gäste aus Frankfurt die Gladbacher Träume vom Finale in Berlin am 27. Mai gegen Dortmund oder die Bayern.

In einem dramatischen Spiel, die Entscheidung fiel kurz vor Mitternacht im Elfmeterschießen: Stindl, Oczipka, Herrmann, Hector, Hahn, Gacinovic, Strobl, Fabian, Benes, Russ, Vestergaard und Seferovic trafen jeweils, dann verschossen jeweils Christensen und Varela ihre Elfmeter, auch Sow scheiterte für Gladbach, ehe Hrgota für Frankfurt traf - und Frankfurt beim 8:7 ins Finale nach Berlin katapultierte.

DFB-Pokal: Aus für Gladbach im Halbfinale nach Elfmeterschießen
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Vor der Pause hatten die Gastgeber enorme Probleme, überhaupt zu konstruktiven Angriffen zu kommen. Die Gäste, motiviert von Trainer Niko Kovac mit der Vorgabe ins Spiel gegangen, „Geschichte schreiben" zu wollen, agierten ganz ähnlich wie Borussia Dortmund vor wenigen Tagen an gleicher Stelle, waren extrem bissig, standen hoch und ließen dem Team von Trainer Dieter Hecking überhaupt keinen Raum. Mehr noch: Von Beginn an agierte Frankfurt, das erst mit dem 3:1 gegen Augsburg am vergangenen Samstag eine Niederlagenserie in der Liga beendet hatte, brandgefährlich und hätte durch zwei hochkarätige Chancen des ehemaligen Gladbachers Branimir Hrgota schon nach fünf Minuten 2:0 führen können.

Sowohl Nico Elvedi als auch der Schwede Oscar Wendt bekamen als Gladbacher Außenverteidiger das freilich überraschend schnelle Frankfurter Spiel nicht in den Griff, Wendt musste gar Gelb-Rot gefährdet noch vor der Pause ausgewechselt werden. Für ihn kam der danach auffällig gute Nico Schulz in eine Mannschaft, die spürbar auf wichtige Kräfte verzichten musste: Acht Spieler fehlten Hecking, darunter die wichtigen Kräfte Raffael, Christoph Kramer und Thorgan Hazard.

In dieser Gemengelage hatte man vor der Pause nicht den Eindruck, als könne sich der DFB-Pokalgewinner von 1995 (damals 3:0 gegen den VfL Wolfsburg) Hoffnungen machen, in Berlin eine neue Chance auf das so ersehnte „Blecherne“, sprich auf den deutschen Pokal zu erhalten. Vor allem, weil Frankfurts Israeli Talb Tawatha nach 15 Minuten alles besser machte als Kollege Hrgota zuvor: Eine Hereingabe von Timothy Chandler vollendete er zum 1:0 für die Gäste und erhöhte damit die spürbare Nervosität im Gladbacher Spiel noch einmal.

Dass die Hoffnungen der stimmungsvollen Gladbacher Anhängerschaft vor 54014 Zuschauern zur Pause doch noch belebt wurden, lag dann an dem bis dato eher desorientierten Jonas Hofmann. Wie aus dem Nichts verwertete der Offensivspieler handlungsschnell eine Hereingabe von Ibrahima Traore, die Andre Hahn mit dem Kopf wirkungsvoll verlängert hatte. Es war die zweite Minute der Nachspielzeit, und es war nicht - wie zunächst vermutet - ein Tor aus Abseitsposition.

Die Frankfurter, die vor 29 Jahren zuletzt durch ein Tor des Ungarn Lajos Detari gegen den VfL Bochum Pokalsieger geworden waren und zuletzt 2006 im Finale gegen den FC Bayern scheiterten, durften sich ärgern, aus einer herausragenden ersten Hälfte nicht mehr mitgenommen zu haben. Gladbach war jetzt wieder im Spiel und hatte mit Beginn der zweiten Hälfte eine stimmungsvolle Kulisse hinter sich.

Auch, weil Hecking die Seinen in der Pause auf das druckvolle Frankfurter Spiel mit ständiger Überzahl in Ballnähe besser eingestellt hatte, wurde es nun ein anderes Spiel, in dem Gladbach das Geschehen offener hielt, mehr Aufwand betrieb, besser gegen den Ball arbeitete: Das Resultat: Kaum mehr Torchancen, das Spiel ging in die Verlängerung, längst spielte László Benes für Mahmoud Dahod, jetzt kam auch Patrick Herrmann für Traore. Und die Gastgeber bestimmten diese Verlängerung, in der beide Trainer den seit Dezember 2016 möglichen vierten Wechsel vollzogen - freilich ohne damit weitere Tore heraufzubeschwören.

So ging das Spiel nach 120 Minuten ab 23.20 Uhr ins Elfmeterschießen, das viert Halbfinal-Elfmetrschießen in der Gladbacher Pokalgeschichte. Es ging das dritte Mal verloren.

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