Borussias Nachwuchsarbeit: Auf der Suche nach Talenten

Nachwuchsdirektor Roland Virkus hält stets die Augen offen.

Mönchengladbach. Als Marko Marin seine Koffer packte, hatten die Macher in Borussias Jugendabteilung wieder einmal die Bestätigung: Nachwuchsarbeit schafft Werte. So schwer der Verlust des begnadeten Dribblers aus sportlicher Sicht auch wiegen mag. Wirtschaftlich war der Transfer des Nationalspielers zum SV Werder Bremen für die Borussia ein absoluter Gewinn. Einen fünfstelligen Betrag musste der heutige Sportdirektor Max Eberl im Juli 2005 angeblich berappen, um den damals 16-Jährigen von Eintracht Frankfurt loszueisen.

Vier Jahre später spülte Marin mehr als acht Millionen Euro in die Vereinskasse. "Das zeigt, dass man mit Jugendspielern Werte schaffen kann", sagt Roland Virkus. Knapp zwei Jahrzehnte lang bildete der 42-Jährige als Jugendtrainer beim VfL Talente aus. Im November vergangenen Jahres trat Virkus die Nachfolge des beförderten Max Eberl auf dem Posten des Nachwuchsdirektors an. Der Diplom-Sozialpädagoge leitet nun eine der erfolgreichsten Jugendabteilungen der Nation. "Wir waren lange meilenweit von den großen Klubs entfernt. Heute haben wir einen sehr guten Namen und brauchen uns vor Konkurrenten wie Leverkusen, Schalke oder Dortmund nicht mehr zu verstecken", sagt Virkus.

Das Geheimnis des Mönchengladbacher Erfolges liegt nicht nur an der Infrastruktur rund um den Borussia-Park. "Wir haben ein gutes Team und ein klares Konzept", betont Virkus. Nicht zu vergessen ist die Philosophie, in der nur Ergebnisse nicht die Hauptrolle spielen. "Wir holen keine Spieler, nur um unsere Jugendmannschaften stark zu machen. Wir wollen Talente für den eigenen Profibereich ausbilden", erklärt Virkus. Davon ließ sich auch Mario Hesse überzeugen. Den 16-jährigen Stürmer entdeckten Späher beim Halleschen SC. Obwohl auch der Deutsche Meister VfL Wolfsburg um die Dienste des Torjägers buhlte, entschied sich dieser im Sommer für einen Wechsel zur Borussia. Hesse ist wahrlich nicht das einzige Toptalent im "Fohlenstall".

"Wir haben noch einige Kaliber, die den Durchbruch schaffen können", frohlockt Virkus, der zum Ende seiner Trainertätigkeit mit Borussias U17 in der vergangenen Saison das Halbfinale um die Deutsche B-Jugend-Meisterschaft erreichte.

U17-Europameister Marc-Andre ter Stegen und Yunus Malli sowie die beiden U18-Nationalspieler Kevin Breuer und Muhittin Bastürk schnupperten in der Sommer-Vorbereitung bereits Profiluft. Auch Julian Korb, Christopher Mandiangu, Elias Kachunga, Patrick Hermann oder Amin Younes wird eine rosige Zukunft prophezeit. Sie haben ebenfalls schon den Sprung in die Jugendnationalmannschaft beim DFB geschafft.

Dieses Kunststück gelang auch Carina Flemming (16). Sie ist das Aushängeschild in Borussias Damen-Fußballabteilung. Mit dem Aufstieg in die Regionalliga West und dem Gewinn des Niederrheinpokals feierten die ersten Damen in der abgelaufenen Saison gleich zwei große Erfolge. Dennoch gab es in diesem Sommer einen Umbruch. Das Trainerduo Oliver Lörsch und Stefan Weger musste gehen. Mit ihnen verließ auch das Gros der Spielerinnen den Klub. Mit Friedel Baumann wurde ein Fachmann als Übungsleiter verpflichtet, der den Neuaufbau vorantreiben soll. "Wir müssen erst die Entwicklung abwarten, bevor wir uns Ziele setzen", sagt Virkus. Weniger zurückhaltend agiert man beim anderen Geschlecht. Dort dürfte es nicht mehr lange dauern, bis das nächste Eigengewächs den Sprung zu den Profis schafft. Die Ausbildung bei der Borussia ist vorbildlich.

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