Borussia nutzt spielerische Dominanz zu wenig

An fehlender Qualität im Kader liegt es nicht, dass Gladbach auswärts nicht punktet.

Mönchengladbach. Patrick Herrmann zuckt am Tag danach noch ratlos mit den Schultern. „Ich habe dafür wirklich keine Erklärung“, sagt der flinke Flügelspieler von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach. Mit „dafür“ ist das aktuelle Auswärtsdilemma der Fohlen-Elf gemeint. Die jüngste 1:2-Pleite in Hoffenheim war bereits die dritte Niederlage in Serie auf des Gegners Platz. Herrmann sagt: „Vielleicht liegt es daran, dass wir zu Hause den Platz besser kennen, unsere Fans in der Nordkurve im Rücken haben. Nein, ernsthaft - ich weiß es nicht.“

Gründe gibt es aber: Während die Heimspiele in beeindruckender Art und Weise gewonnen werden, scheitert Borussia auswärts zunächst vor allem an eigenen Fehlern. Ob zweifaches Handspiel (München) oder naives Defensivverhalten bei Kontern des Gegners (Leverkusen, Hoffenheim) — zu viele individuelle Aussetzer haben der Mannschaft von Cheftrainer Lucien Favre bereits zu Saisonbeginn kostbare Punkte gekostet. War bei ähnlichen Auswärts-Schwäche-Phasen in den vergangenen Jahren ein Qualitäts-Problem im Kader zu erkennen, so hat sich dies in dieser Spielzeit merklich gewandelt. Das Personal, um gefestigt und selbstbewusst in fremden Stadien auftreten zu können, ist vorhanden.

Dank des neuen Spielsystems spielt der VfL deutlich dominanter auf. Was die Spielstatistiken längst belegen. Die Mannschaft weiß diese hart erarbeitete Dominanz, wie beispielsweise nun in Hoffenheim, jedoch nicht zu nutzen. Neben den individuellen Aussetzern ein weiteres Problem, das gelöst werden muss. „Es ist ungewohnt für uns, dass auswärts sich die Mannschaften gegen uns hinten reinstellen“, gibt Herrmann zu. „Früher war es genau andersherum. Wir standen hinten und haben auf die Konter gelauert. Nun machen wir das Spiel, der Gegner macht uns die Räume. Wir müssen noch lernen, dafür die richtigen Lösungen zu finden.“

Trainer Favre hat dies bereits erkannt. Er spricht die Fortschritte, die seine Mannschaft macht, an, verheimlicht im selben Atemzug die Schwächen nicht: „Vor zweieinhalb Jahren hatten wir 30 Prozent Ballbesitz, nun 70 - aber die Effizienz fehlt.“ Seine Mannschaft müsse den „richtigen Ballbesitz“ haben. Favre weiter: „Klar, wir sind besser geworden, sicherer am Ball, am Ende zählen aber nur das Ergebnis und Punkte. Wir machen Fortschritte, aber wir kriegen die Konter.“ Nächste Chance, es besser zu machen: Freitag gegen Braunschweig. Ein Heimspiel.

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