Borussia am Abgrund - Frontzeck muss gehen

Hamburg (dpa) - Borussia Mönchengladbach taumelt dem Abgrund entgegen - und Michael Frontzeck bekommt nicht mehr die Chance, den freien Fall des Bundesliga-Letzten zu stoppen.

„Ich gehe davon aus, dass ich weiterhin Trainer bleibe, gegen den FC Schalke 04 auf der Bank sitze und einen Heimsieg einfahre“, hatte der 46- Jährige am Sonntagmittag noch gehofft, bevor er von seiner Beurlaubung erfuhr. „Wir hätten uns alle sehr gewünscht, die gesteckten Ziele gemeinsam mit Michael Frontzeck zu erreichen. Nach den jüngsten Ergebnissen haben wir uns aber entschieden, den Trainer zu wechseln“, sagte Vizepräsident Rainer Bonhof am Abend.

Am Tag nach dem 1:3 beim FC St. Pauli hatte Frontzeck in der Geschäftsstelle des Clubs mit Sportdirektor Max Eberl und Finanz- Geschäftsführer Stephan Schippers gesprochen. Dabei sei es nicht um seine Person gegangen. „Mir hat niemand etwas gesagt. Im Winter wurde die Entscheidung getroffen, dass ich Trainer bleibe“, sagte Frontzeck. Allerdings blieb die Clubführung um Präsident Rolf Königs der Karnevalssitzung des Vereins am Sonntagabend fern und traf sich zu einem Krisengespräch.

Unmittelbar nach der 14. Saisonniederlage hatte Manager Eberl seine Treueschwüre für den leidgeplagten Coach noch wiederholt. „Ich denke, dass der Trainer die Rückendeckung hat“, sagte Eberl. „Und ich denke, dass wir sehr lange an Michael Frontzeck festhalten, weil wir so überzeugt sind, dass wir es mit ihm schaffen können.“

Dagegen sprachen nicht nur die mageren 16 Punkte und Tabellenplatz 18, auch die negative Stimmung im Umfeld sind Anzeichen für ein nahendes Ende. Die Presse hat sich längst auf den „Absturz-Trainer“ („Express“) eingeschossen, der nur dank seines alten Kumpels Eberl und des in der Winterpause bis 2013 verlängerten Vertrags noch im Amt sei.

Auch die Fans sind das Verlieren leid: Lautstarke Frontzeck-raus-Rufe von den mitgereisten Anhängern, die als neues Erfolgs-Duo lieber „Lothar & Effe“ auf der Kommandobrücke sehen wollen, sorgten dafür, dass sich der Coach in Galgenhumor flüchtete. „Wir sind alle irgendwo gefährdet“, antwortete er auf entsprechende Fragen. „Diese Diskussion kann ich nicht beeinflussen. Wenn, dann nur mit Punkten.“

Dieses Unterfangen ging in Hamburg voll daneben. „Wir schießen uns immer wieder selbst ins Knie. Wenn wir nicht zügig lernen, die Fehler zu minimieren und die Nerven in den Griff zu kriegen, dann wird es schwierig“, meinte Frontzeck genervt. Anders als seine Akteure, die noch zwölf Spiele zur Verfügung haben, um sieben Punkte Rückstand auf Nicht-Abstiegsrang 15 wettzumachen, bekommt er nun keine Bewährungsprobe mehr. Gegen Schalke steht wieder ein Heimspiel an, von denen die Elf in dieser Saison noch kein einziges gewinnen konnte.

Dass es nach den 1:0-Siegen in Nürnberg und Frankfurt am Millerntor nach hinten losging, hatte weitestgehend Igor de Camargo zu verantworten. Erst traf er nach einem haarsträubend verunglückten Rückpass von St. Paulis Moritz Volz (9. Minute), dann aber leistete er seinem Team einen Bärendienst, als er nach einem Foul von Matthias Lehmann dem Gegenspieler eine Kopfnuss versetzte. Zwar ging auch Lehmanns Kopf in de Camargos Richtung, doch nur der belgisch- brasilianische Stürmer wurde in der ohne Zeitlupe schwer zu beurteilenden Szene von Referee Wolfgang Stark mit Rot bedacht.

Fortan spielte nur noch St. Pauli, das die Gäste in Überzahl an die Wand drückte und in der Rückrunde weiter ungeschlagen bleibt. Max Kruse (37.), der unermüdlich rackernde Kapitän Gerald Asamoah (53.) und Lehmann (58.) setzten die klare Überlegenheit nur unzureichend in Tore um. Unglücksrabe Volz, der für den verletzten Bastian Oczipka ins Team gekommen war, wollte sich nach seinem bösen Lapsus am liebsten „einbuddeln und die Schuhe an den Nägel hängen“. Hinterher aber war er heilfroh, dass sein Bock folgenlos blieb. „Großes Lob an die Kollegen, wir sind wirklich eine tolle Truppe, die zusammenhält.“

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