Bailly und Heimeroth - Temperatursturz im Tor

Sie könnten verschiedener nicht sein. Doch der Belgier Logan Bailly und der Westfale Christofer Heimeroth wollen auch in der kommenden Saison jeden Ball halten.

Mönchengladbach. Logan Bailly brauchte gerade einmal drei Bundesligaspiele, bis er sich endgültig in die Herzen der Fans von Borussia Mönchengladbach gespielt hatte. Der Belgier, der in der Winterpause der abgelaufenen Saison für 2,5 Millionen Euro vom KRC Genk in den Borussia-Park gewechselt war, verhinderte beim Auswärtsspiel seiner Mannschaft bei Werder Bremen ein Debakel, hielt auch das, was eigentlich nicht zu halten war und sicherte seiner Mannschaft mit ebenso spektakulären wie unorthodoxen Paraden ein 1:1.

Von einem solchen Start kann ein Neuzugang nur träumen - und Bailly bewies in den restlichen Spielen, dass seine Flugshow im Weserstadion keine Eintagsfliege war. Mit durchweg konstanten Leistungen hatte der erst 23-jährige Schlussmann großen Anteil am Klassenerhalt. Und so wunderte es eigentlich niemanden, dass sich Bailly auf der Internetseite des Vereins mit der überwältigenden Mehrheit von knapp 72 Prozent bei der Wahl zum "Spieler des Jahres" durchsetzte, deutlich vor Dribbelkünstler Marko Marin und Mannschaftskapitän Filip Daems.

Bei den Feierlichkeiten im Stadion nach dem 34. Spieltag wurde Bailly von den Fans gefordert - und zelebrierte vor der Kurve einen Salto. Ein Torwart als Rampensau - ganz in der Mönchengladbacher Tradition, die in mehr als 40 Bundesligajahren schillernde, extrovertierte Typen wie Wolfgang Kleff, Uwe Kamps, Jörg Stiel oder Kasey Keller hervorbrachten.

Christofer Heimeroth passt nicht so recht in diese Reihe. Der 28-Jährige ist zwar auch Torwart bei Borussia, kann aber getrost als eine Art Gegenentwurf zu Bailly bezeichnet werden - auf und neben dem Platz. Heimeroth, ein eher ruhiger Charakter und als Unnaer ein typischer Westfale, pflegt das nüchterne Torwartspiel. Nicht von ungefähr ist sein Vorbild Italiens Nationalkeeper Gianluigi Buffon. Deswegen müssen sich Borussias Fans zum Saisonstart umstellen - denn für den hitzigen Logan Bailly steht in den ersten Bundesligaspielen der kühle Heimeroth im Kasten.

Der Grund für diesen mentalen Temperatursturz zwischen den Pfosten ist ausgerechnet eine Klimaanlage: Die nämlich fiel dem Belgier in der Sommerpause auf den Fuß. Der daraus resultierende Mittelfußbruch setzt Bailly die ersten Spieltage außer Gefecht - da half es auch nichts, dass der Torwart auf Krücken zum Fototermin für das Mannschaftsbild humpelte und Mannschaftsarzt Stefan Hertl einen "Heilungsverlauf ohne Komplikationen" feststellte.

Nun also kehrt Heimeroth zurück ins VfL-Tor. In der Hinrunde der vergangenen Saison verlor er seinen Platz nach zum Teil durchwachsenen Leistungen zunächst an Uwe Gospodarek-im Winter wurde dann Bailly verpflichtet. "Alles Vergangenheit", sagt Heimeroth, der nicht darüber reden will, wie schmerzhaft diese Degradierung für ihn gewesen sein muss. Noch eine Saison zuvor war er in der zweiten Liga die klare Nummer eins.

Bisher hatte Heimeroth kaum Chancen, sich auszuzeichnen. Sowohl im Vorbereitungsspiel gegen die Bolton Wanderers (1:1), als auch im Erstrunden-Pokalspiel beim FSV Frankfurt (2:1) wurde der Keeper kaum geprüft. Das könnte schon in Bochum anders werden. "Meine Chance will ich nutzen", sagt Heimeroth. Eine Chance, die keine ist - denn in dieser Saison hat Heimeroth die "1" nur auf dem Trikot stehen: Es besteht kein Zweifel daran, dass Bailly nach seiner Genesung, vielleicht schon am vierten Spieltag gegen Mainz, ins Tor zurückkehren wird.

Die Rollen sind eben klar verteilt.

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