Bailly hält Borussias Hoffnungen aufrecht

bundesliga Der Tabellenletzte überrascht mit einem 1:1 bei Favorit Werder Bremen.

Bremen. Als Werder Bremens am Samstag bester Spieler Claudio Pizarro in der 76. Minute nach einem Eckball von Mesut Özil per Kopf den Ball im Tor von Borussia Mönchengladbach unterbringen konnte, da schienen alle Experten Recht zu behalten. So, wie sich das Tabellen-Schlusslicht vom Niederrhein vor 41322 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion präsentierte, war es nur eine Frage der Zeit, wann das Gegentor fallen und die 14. Saison-Niederlage im 20. Spiel perfekt sein würde. Doch auch Experten können sich irren.

"Es waren ja noch 15 Minuten Zeit", sagte Michael Bradley, der nur drei Minuten nach dem Rückstand von einer Freistoß-Flanke des erneut nur eingewechselten Marko Marin am Bauch getroffen wurde und so den Spielverlauf mit dem 1:1-Ausgleich völlig auf den Kopf stellte. Aber das war den Anhängern der Borussia ziemlich egal. An einem Ort, an dem sie in der Vergangenheit nur selten jubeln konnten, feierten sie das Tor des US-Amerikaners. Das verlieh der Hoffnung neue Nahrung, der Zweitklassigkeit doch noch entgehen zu können.

Am 9. August 2003 gelang den Gladbachern bis dato zum letzten Mal ein Treffer bei Werder. Überhaupt konnten die "Fohlen"-Fans in lediglich drei der vergangenen 18 Gastspiele im Weserstadion Tore ihrer Mannschaft bejubeln.

An den letzten Sieg in Bremen können sich wahrscheinlich nur noch die Älteren erinnern: Vor 22 Jahren gab es ein 7:1. Damals standen die Stürmer im Blickpunkt, diesmal der Torhüter: Logan Bailly war der Turm in der Abwehrschlacht. Egal, wer schoss oder köpfte und welchen Weg der Ball auch einschlug: Der 23-jährige Belgier war zur Stelle und trieb die Bremer zur Verzweiflung. "Es ist nur ein Punkt, aber wir brauchen jeden Punkt zum Klassenerhalt, und dieser hier ist besonders wichtig für die Moral im nächsten Spiel", sagte Bailly, dem von Werders Kapitän Torsten Frings wenig schmeichelhaft unterstellt wurde, nur gut angeschossen worden zu sein.

"Das Unentschieden ist sicher glücklich, da wir nach zehn Minuten das Fußballspielen eingestellt haben und nur noch Kampf entgegen zu setzen hatten. Aber die Torwartleistung ist nicht nur mit Glück zu erklären", entgegnete Borussias Trainer Hans Meyer. 2,5 Millionen Euro haben die Gladbacher in der Winterpause für Bailly ausgegeben, und schon nach drei Einsätzen scheint die Investition gerechtfertigt. Torhüter können eben doch auch Spiele entscheiden.

Zwar sind zwei Punkte aus drei Spielen auf den ersten Blick nicht viel, doch angesichts der Gegner Stuttgart, Hoffenheim und Bremen durchaus als Schritt nach vorne zu bewerten. "Wir werden erst am Ende der Saison sehen, was dieser Punkt hier in Bremen wert ist", sagte Tomas Galasek. Der 36-jährige Tscheche, der mit seiner Routine der Defensive deutlich mehr Stabilität verleiht, konnte das späte Glück des 1:1 auch eine Stunde nach dem Abpfiff noch nicht fassen. "Ich warte immer noch darauf, dass der Linienrichter die Fahne hebt und Abseits anzeigt." Aber dann hätten die Experten ja wieder Recht behalten.

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