Aufstiegsparty: Lange Nacht – kurze Haare

Aufstiegsparty Die Borussen müssen zur Feier des Tages Haare lassen. Nur Friend, Neuville und Marin bleiben hart.

Mönchengladbach. Es sollte der Irrtum des Abends werden: "Ich glaube nicht, dass noch andere nachziehen werden", sagte der frisch geschorene Sascha Rösler. Auf einer Mediziner-Kiste vor der Nordkurve sitzend, mit den Händern vorm Gesicht, hatte sich Borussias Vize-Kapitän von Physiotherapeut Michael Risse die langen blonden Haare abrasieren lassen.

Was nach der dreiminütigen Prozedur übrig blieb, war ein Kurzhaarschnitt und ein entsetzter Zimmernachbar Marko Marin: "Das sieht katastrophal aus", rief der 19-Jährige. Der Hintergrund: Der elf Jahre ältere Rösler hatte sich vor Monaten auf eine Wette mit Risse eingelassen: Im Falle des Aufstiegs sollten die Haare von beiden fallen. Für Risse kein großes Opfer, pflegt er ohnehin diesen Look.

Rösler dagegen war kaum wiederzuerkennen. "Hallo, ich bin der Filip Daems und habe heute in der Viererkette ein gutes Spiel gemacht", witzelte Rösler - dem die Rasur trotz aller Scherze sichtlich schmerzte. "Ich bin eigentlich schon ein eitler Typ. Wenn man über Jahre so lange Haare hat, fällt einem so was schon schwer", sagte Rösler.

Nach den ersten Bierchen in der Kabine und der Business-Lounge, gemeinsam mit Freundinnen, Frauen und Verwandten wurden die Pläne für den weiteren Abend geschmiedet: Mannschaftskapitän Oliver Neuville lud die Kollegen in die Sportkneipe Salonika an der Kaiserstraße ein, gegen 23 Uhr trafen die meisten der Spieler dort ein.

Unter ihnen auch Risse - mit seinem gefürchteten Langhaarschneider. Zierten sich die meisten Spieler noch anfangs, fielen vor dem griechischen Lokal immer mehr Haare: Patrick Paauwe und Alexander Voigt legten vor, und nach einiger Überredungskunst von Sascha Rösler zogen noch Roel Brouwers, die beiden Torhüter Christofer Heimeroth und Frederic Löhe nach. "Verdammt, dann muss ich auch dran glauben", sagte Sebastian Schachten. "Ich habe gesagt, wenn Christofer sein Haar lässt, dann mache ich das auch."

Zwei Minuten später sah Schachten aus "wie ein Engländer", wie seine Freundin bemerkte. Danach war noch Sharbel Touma dran, der Held und zweifache Torschütze der 3:0-Aufstiegsparty gegen den SV Wehen. Physio Risse rasierte auch die Handvoll Fans, die ihre Idole vor der Kneipe feierten. Der "neue Job" schien ihm sichtlich Spaß zu machen, wie er zugab: "Das liegt wohl im Blut. Mein Vater hatte 40 Jahre lang in Mönchengladbach einen Frisörsalon."

Nur Rob Friend, Marko Marin ("Das kommt für mich auf keinen Fall in Frage") und Oliver Neuville wehrten sich bis zum Schluss hartnäckig gegen den neuen Borussen-Look. Marin tanzte lieber auf den Tischen Sirtaki, die hoch gegelten Haare unter einem Sombrero versteckt.

Ein ekstatisches Fest war es aber nicht, das die Mannschaft feierte, es war eher ein gemütliches Biertrinken. Zeit, um die so erfolgreiche Aufstiegssaison Revue passieren zu lassen. "Es war so ein geiles Jahr", sagte Sascha Rösler. "Ich bin stolz, dass ich dabei sein durfte. Das war mein schönster von drei Aufstiegen."

Auch für den ungewohnt kurzhaarigen Roel Brouwers war der Mittwoch der "schönste Tag in meiner Profi-Karriere." Der Innenverteidiger konnte den Abend so richtig genießen, da er nicht mehr mit dem Auto nach Hause musste: Der in Mönchengladbach wohnhafte Teamkollege Filip Daems bot sich als Herbergsvater an.

Brouwers: "Ich habe noch nie einen Aufstieg erlebt. Mit Paderborn war das Ziel immer drinzubleiben - das haben wir zweimal geschafft. Meister werden oder aufzusteigen, ist was ganz Besonderes und das größte, was ich bisher erlebt habe."

Dass das am Sonntag noch getoppt wird, davon ist die Mannschaft überzeugt. Alexander Voigt: "Die ganze Stadt wird am Sonntag am Alten Markt sein. Darauf freuen wir uns jetzt schon." Danach geht es noch zum letzten Saisonspiel nach Paderborn, und dann für fünf Tage nach Mallorca. "Das haben wir uns verdient", sagte Rösler. Recht so!

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