Alkoholverbot vor dem Derby: So weit ist es gekommen

Wo und wann gilt es? Wie sind die Reaktionen? Ein Wirt aus Rheydt scheitert mit einem Eilantrag.

Mönchengladbach. Das per "Allgemeinverfügung" von OB Norbert Bude (SPD) verordnete Alkoholverbot vor dem "Hochsicherheit-Spiel" zwischen der Borussia und dem 1. FC zur Vermeidung von Hooligan-Krawallen sorgt für Wirbel. So wehrte sich ein Rheydter Wirt per Eilantrag vor dem Verwaltungsgericht gegen den Erlass, der am Samstag im Stadion (also auch in den Promi-Logen), in dessen Umfeld sowie im Umkreis der Bahnhöfe Rheydt und Stadtmitte gilt. Das Gericht lehnte den Antrag ab, der Kneipier muss die Kosten zahlen, sagt Stadtsprecher Dirk Rütten.

Für alle. 400 Laden-, Kiosk-, Kneipen-Betreiber dürfen von 9 bis 15.30 Uhr keinen Alkohol bzw. keine alkoholhaltigen Getränke verkaufen. Passanten - ob Fußballfan oder Normalbürger - in den drei Sperrzonen, die mit einer Flasche Bier bzw. Spirituosen angetroffen werden, müssen den "Stoff" abgeben. Auch Getränkedosen. "Unsere Priorität heißt abnehmen, was dann passiert, ist zweitrangig", sagt Rütten. Die gut sechs Stunden "alkoholfrei" bedeuten auch: Mann/Frau dürfen in den drei Zonen keine alkoholischen Getränke kaufen. Erst zum Anpfiff im Nordpark geht das wieder.

Unterschiedlich. Nora Timmerbeil vom Einzelhandelsverband sagt: "Ich habe Verständnis, aber das geht am Ziel vorbei. Der Samstag ist der umsatzstärkste Tag."

"Die Entscheidung der Behörde für ein Alkoholverbot halte ich für gut", sagt Helmut Spahn. Er ist Sicherheitsbeauftragter beim DFB.

Töff-Töff-Kneipen-Besitzer Reinhold Biewald schüttelt mit dem Kopf: "Man trifft die Falschen. Die meisten Fans wollen keine Randale. Die trinken ihr Bier und gehen dann zum Fußball". Der Traditionstreff liegt gegenüber dem Rheydter Hbf. Biewald hat schon "viel alkoholfreien Gerstensaft geordert".

Zahlreiche Gladbacher riefen nach den Medienberichten zum Alkoholverzicht den ganzen Donnerstag über im Stadt-Ordnungsamt an. Tenor: Verständnis bis Unverständnis. Eine Frau meinte: "Soweit ist es schon gekommen." An einem Rheydter Lokal hängt im Fenster ein kleines Plakat: "Sorry, Ihr Lieben! Laut Herrn Bude gibt es am Samstag bis 15.30 Uhr keinen Alkohol!"

Thomas Brosius, Gast im Töff-Töff: "Das Verbot ist Blödsinn und völlig unnötig." Erika Brücher (63) sagt zur WZ: "Ich finde das Verbot gut. Ich wohne hier in der Rheydter Innenstadt und weiß genau, wie viel Randale es gibt, wenn zuviel getrunken wurde."

Ilse Rieken, Mitglied bei Borussia: "Ich glaube, dass die Situation erst recht eskalieren wird, wenn die Leute keinen Alkohol kriegen. Viele Fans werden morgens schon kommen, und wenn es dann spätestens mittags kein Bier gibt, werden sie aggressiv."

Wer kann, sollte am Samstag sein Auto zu Hause lassen. Die Polizei erwartet ein hohes Verkehrsaufkommen - nicht nur wegen des Derbys. 80 000 bis 100 000 Menschen kommen zum Einkaufen, außerdem findet im Hockeypark neben der VfL-Arena die Deutsche Hockey-Jugendmeisterschaft statt. Die Rettungsdienste von Feuerwehr und Hilfsorganisationen sind am Derby-Tag mit zusätzlichen Kräften im Einsatz.

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