1:4 gegen Gladbach: Skripnik denkt nicht an Rücktritt

Mönchengladbach (dpa) - Viktor Skripnik verließ mit versteinerter Miene den Platz, abtreten als Trainer des SV Werder Bremen will er nach dem schlechtesten Saisonstart in der Vereinsgeschichte nicht.

1:4 gegen Gladbach: Skripnik denkt nicht an Rücktritt
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„Nein“, die Frage nach einem Rücktritt stelle sich ihm nicht, bekräftigte Skripnik. Durch das desaströse 1:4 bei Borussia Mönchengladbach gerät er aber noch mehr in Erklärungsnot. Es war die vierte Pflichtspielniederlade nacheinander.

„Das ist nicht nur peinlich. So kann ich keine Punkte holen“, meinte Skripnik. „Da haben wir keine Argumente, mit der Leistung braucht man in der Bundesliga nicht antreten“, sagte Sportdirektor Frank Baumann. Zugleich versicherte der Ex-Profi: „Wir sind von Viktor überzeugt und von seinem Team.“

Die 200. Bundesligapartie des Ukrainers als Spieler und Trainer der Hanseaten war aber ein sportlicher Offenbarungseid. Thorgan Hazard (11./17. Minute) und Raffael (21., Foulelfmeter/41.) sorgten vor 54 014 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park für ein Debakel des viermaligen deutschen Fußball-Meisters, für den der Olympia-Zweite Serge Gnabry (73.) zum 1:4 seinen Premierentreffer in Liga eins erzielte. „Wir haben uns viel vorgenommen, es aber wieder nicht umgesetzt. Wir haben einfach die Zweikämpfe nicht angenommen“, meinte Bremens Torschütze. Der Neuzugang machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: „Keiner kommt zu einem Verein und will die erste drei Spiele verlieren.“

Mit der dritten Niederlage im dritten Erstligaspiel ist der Werder-Fehlstart perfekt. Ob Skripnik angesichts dieser Bilanz in den Heimspielen am Mittwoch gegen Mainz und am Samstag gegen Wolfsburg noch Werder-Trainer sein wird, scheint fraglich.

Im 101. Pflichtauftritt zwischen Mönchengladbach und Bremen gingen die Borussen sofort in den Angriffsmodus. Und als Fallou Diagne in der 5. Minute als letzter Mann den Ball an Hazard verlor, war die frühe Gladbacher Führung fällig - doch der Senegalese Diagne machte seinen Fauxpas wett und rettete artistisch.

Sechs Minuten danach war die Werder-Abwehr völlig hilflos: Fabian Johnson bediente Hazard, der nur noch einschieben musste. Das Werder-Unheil nahm seinen Lauf: Hazard legte in der 17. Minute zu seinem zweiten Liga-Doppelpack nach.

Und als Bremens Keeper Jaroslav Drobny wenig später Lars Stindl zu Fall brachte, zögerte Schiedsrichter Tobias Stieler keine Sekunde mit dem Elfmeterpfiff. Raffael (21.) wuchtete das Spielgerät ins Netz, Drobny hatte überhaupt keine Chance. Vier Minuten vor dem Pausenpfiff gelang Raffael gegen desolate Bremer das 4:0. „Die erste Halbzeit war einfach eine Katastrophe. Das war peinlich“, meinte Bremens Zlatko Junuzovic: „Wir konnten froh sein, dass es nur vier Tore waren. Dass ich das sagen muss, ist Wahnsinn genug.“

Wie kläglich Werder agierte, wurde in der 55. Minute offenbar, als Sambou Yatabaré frei vor Gladbach-Towart Yann Sommer auftauchte, den Ball aber stümperhaft verzog. Skripnik stand zumeist in seiner Coaching-Zone und wirkte in seiner Körpersprache völlig deprimiert. Immerhin: Seine Elf gab nicht auf und hatte in der 69. Minute durch Ulisses Garcia und in der 71. durch Aron Johannsson zwei weitere Chancen, die aber nichts einbrachten. Gnabry traf zum 1:4, ehe bei einem Hazard-Versuch der Pfosten den fünften Gladbacher Treffer verhinderte. Dann wurde der US-Amerikaner Johannsson - wahrscheinlich wegen Schiedsrichterbeleidigung - mit Rot des Feldes verwiesen (80.).

Drei Tage nach dem 0:4 in der Champions League bei Manchester City und eine Woche nach dem 1:3 von Freiburg rotierte Borussia-Coach André Schubert und nahm in dem ehemaligen Bremer Jannik Vestergaard, Hazard, Ibrahima Traoré, Tony Jantschke und Julian Korb gleich fünf Neue in seine Startformation.

Skripnik überraschte mit einer später als missglückt einzuordnenden Umbesetzung: Nach zehn Gegentreffern in den zuvor drei verlorenen Pflichtspielen 2016/17 rückte Drobny für Felix Wiedwald ins Werder-Tor. Drobny und Vestergaard bestritten jeweils ihre erste Ligabegegnung für ihre neuen Vereine.

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