Biogas: In Wanlo gärt es jetzt

Das geplante Zehn-Millionen-Projekt stößt bei vielen Bürgern auf Ablehnung.

Mönchengladbach. Die aufgebrachte Stimmung unter den Besuchern in der Halle war von Anfang an deutlich spürbar. Der Kessel brodelte, und im Laufe des Abends entluden sich Gefühle wie Wut, Misstrauen und Resignation. "Warum immer wir in Wanlo", so der Tenor des Abends.

Ein erzürnter Bürger brachte es überspitzt auf den Punkt und bekam dafür viel Beifall: "Wanlo ist vor 35 Jahren durch Mönchengladbach besetzt worden. Seitdem wurden uns nur Steine in den Weg gelegt". Reinhold Giesen von den Bündnis-Grünen und Vorsitzender der Dorf-Interessengemeinschaft Wanlo drückte es gemäßigter aus: "Dies ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt".

Gemeint ist der Plan der NVV AG, östlich von Wanlo eine Biogasanlage zu errichten. Den Standort westlich der A 46 hält die NVV nach Alternativprüfungen für den günstigsten. Auch weil hier bereits eine Kompostieranlage liege.

Im Rahmen einer Infoveranstaltung zur frühzeitigen Projekt-Beteiligung der Öffentlichkeit beantworteten Vertreter von Stadt, NVV, Landwirtschaft sowie Techniker und Verkehrsplaner in der Mehrzweckhalle Wanlo die Fragen der Bürger. "Ihre Anregungen dienen dazu, zu tragfähigen Entscheidungen für alle zu kommen", betonte Werner Wynen von der Stadtverwaltung.

Viele der Anwesenden sahen das anders: "Gibt es überhaupt Entscheidungsmöglichkeiten", so ein erboster Zwischenrufer. Neben grundsätzlichen gab es auch konkrete Bedenken. Stichwort Verkehr: Willi Wirths aus Wanlo und andere befürchten eine deutliche Steigerung des Durchgangsverkehrs im Ortskern. Axel Springsfeld (Büro für Stadt- und Verkehrsplanung) hatte im NVV-Auftrag ein Gutachten mitgebracht. Fazit: Der Standort der Anlage östlich des Stadtteils Wanlo an der Kreisstraße 19 und der Autobahn 46 führe zu "keinem landwirtschaftlichen Neuverkehr. Wir wollen aber auf jeden Fall kritische Ortsdurchfahrten vermeiden."

Heribert Franken gehört zu den Landwirten, die ihren Mais für die Biogasanlage liefern wollen: "Ich würde aus Kostengründen mit Sicherheit die A 61 nutzen." Brigitte Horn sorgt sich darum, dass in Zukunft "bei uns in Wanlo nur noch Maisfelder die Landschaft prägen". Auch andere Bürger befürchten, dass eine reine Monokultur entsteht und Mais für die Biogasanlage sogar extra angebaut werden müsse. Doch Peter Herzogenrath, Geschäftsführer der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach, winkt ab. 30 000 Tonnen Mais sollen pro Jahr vergoren und mit Rindergülle gemischt werden.

Auch der nahe Braunkohle-Tageabbau ist bei vielen Wanloern ein Grund zur Sorge: "Der Abstand der Anlage zum Abbau ist ausreichend, sonst würden wir hier doch auch nicht bauen", erklärte NVV-Vorstandsmitglied Rainer Hellekes.

Die Biogas-Anlage soll im Oktober 2011 in Betrieb gehen. Sie kostet zehn Millionen Euro und wird zu je 50 Prozent von der NVV und einer Kooperation der beteiligten Landwirte getragen.

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