Bewohner am Kirchplatz leben in Angst vor Jugendlichen

Anwohnerinnen berichten von 13- bis 20-Jährigen, die an Wochenenden mit Flaschen um sich werfen, in Hauseingängen Geschlechtsverkehr haben und an Autos urinieren. Auch Gewalt wurde den Bewohnern schon angedroht.

Bewohner am Kirchplatz leben in Angst vor Jugendlichen
Foto: Ilgner

Eigentlich wohnt Ottilie Wefers (Name geändert) idyllisch — in einem kleinen Backsteinhaus am Kirchplatz, mit Blick auf die Citykirche und das Gasthaus St. Vith. Eine kleine Oase abseits der lauten Hindenburgstraße. „Unter der Woche ist es auch eine“, sagt Zimmermann.

Am Wochenende wird das Kleinod jedoch regelmäßig zum Treffpunkt von lärmenden, pöbelnden und gewaltbereiten Jugendlichen. „Es sind fast immer dieselben, eine Gruppe 13- bis 20-Jähriger. Sie werfen mit Flaschen, brüllen rum, urinieren in Hauseingänge und an Autos. Außerdem werden Drogen verkauft und konsumiert. Selbst Geschlechtsverkehr im Hauseingang um 5 Uhr morgens habe ich schon erlebt“, erzählt Zimmermanns Nachbarin Waltraud Kosmalla (Name geändert).

Die Angst der beiden Anwohnerinnen vor den aggressiven Ruhestörern ist mittlerweile so groß, dass sie ihre Geschichten nur noch anonym erzählen wollen. „Mir wurde gedroht, dass sie mir eine Flasche über den Kopf ziehen, wenn ich noch einmal das Ordnungsamt oder die Polizei rufe“, erzählt Kosmalla. Früher sei sie mutig gewesen, habe sich den Jugendlichen in den Weg gestellt. „Heute traue ich mich abends nicht mehr raus.“

Ähnlich geht es ihrer Nachbarin, die nur noch mit Pfefferspray unterwegs ist. „Selbst mein Sohn, der erst 25 und gut trainiert ist, wartet bis die Luft rein ist und geht erst dann raus“, berichtet Wefers. Sie selbst hofft jede Woche, dass es am Wochenende regnet. „Dann ist es immer ein bisschen ruhiger.“

Im April schrieben Wefers, Kosmalla und einige andere Nachbarn an den Oberbürgermeister, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und ihrem Wunsch nach stündlichen Kontrollen Nachdruck zu verleihen. „Alle sprechen über die Waldhausener Straße. Aber hier bei uns ist es auch schlimm“, sagt Wefers. Zurück kam ein Schreiben der Ordnungsamtsleiterin Annegret Ketzer. Der Ordnungsdienst kümmere sich nach Möglichkeit darum, „störendes Verhalten von Altstadtbesuchern einzudämmen“. Allerdings sei die Dienstzeit der Kollegen auf 10 bis 24 Uhr beschränkt, danach sei die Polizei zuständig.

„Der Kirchplatz ist uns nicht als Kriminalitätsbrennpunkt bekannt“, sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. Einmal stündlich am Kirchplatz zu patrouillieren sei personell nicht machbar, eine Kameraüberwachung nicht geplant. Die Altstadtwache, die ganz in der Nähe des Kirchplatzes liegt, sei am Wochenende nur mit zwei Polizisten besetzt.

Die Pfarre St. Vitus, zu der die Citykirche gehört, bezahlt seit einigen Monaten einen Wachdienst, der an den Wochenenden rund um die Kirche patrouilliert. Trotzdem seien erst kürzlich im Westportal der Citykirche zwei Scheiben eingeschlagen worden, berichtet Pastoralreferent Uwe Reindorf.

Die kleine Kapelle der Citykirche habe er im Sommer schließen müssen, weil dort „kleinere und größere Geschäfte“ erledigt wurden, wie es Reinsdorf vielsagend ausdrückt.

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