Betrugsskandal: System S. bringt CDU zu Fall

Mitglieder haben in Versammlung keine Fragen.

Mönchengladbach. Vor einem Jahr erschütterte ein Betrugsfall nie dagewesenen Ausmaßes die Gladbacher CDU. Partei-Buchhalterin Hildegard S., mittlerweile tot, unterschlug innerhalb von fünf Jahren 240524,45 Euro. Gestern Abend, in einer außerordentlichen Versammlung im Haus Zoar mit etwa 150 der insgesamt mehr als 2000 Gladbacher CDU-Getreuen schien der Fall S. und seine weitreichenden, vor allem finanziellen Auswirkungen bei den Mitgliedern kein Thema mehr zu sein.

Nach einem umfangreichen Bericht zum "System S. und seinem höchst kriminellen Buchungsverfahren" (O-Ton Hendricks) vom CDU-Schatzmeister Fred Hendricks gab es weder Statements noch Nachfragen aus dem Plenum. Detlef Irmen, der Sitzungsleiter, fand denn auch, dass Hendricks’ Nachschau "gut und umfassend" gewesen sei.

Laut Hendricks, der bei den Neuwahlen im Mai wohl nicht mehr antritt, habe die Neuwerkerin das Geld von Oktober 2003 bis 2008 unterschlagen. 1999 war die Frau auf Empfehlung von Parteichef Norbert Post eingestellt worden. S. habe durch doppelte Überweisungen von Mitgliedsbeiträgen "mit erheblicher krimineller Energie" die Partei geschädigt und Datenträger manipuliert. So kam es, dass Summen sowohl an die Landes-CDU als auch auf ihr Konto bei der Noris-Bank überwiesen wurden.

Die Buchhaltung der Frau sei durch Stornos, Luftbuchungen usw. derart verwirrend gewesen, dass sie selbst dem damaligen Geschäftsführer Norbert Liermann nicht aufgefallen sei. Der habe alle Überweisungen unterzeichnet. Liermann arbeitet nicht mehr für die CDU. Sämtliche Überweisungen liefen über die Hausbank Sparkasse.

Hendricks ("Mich hat das auch menschlich getroffen.") wies jegliche Schuld von sich, auch den übrigen Vorstand treffe keine Schuld.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden eingestellt, Schadenersatzforderungen nicht gestellt. Letzteres sei ausweglos gewesen, sagt Hendricks.

Da die Erben von S. verzichten, fällt der CDU eine Eigentumswohnung zu, "die für einen Überschuss von 40 bis 50000 Euro bringt". Die CDU habe "umfangreiche Kontrollmechanismen" eingeführt, so das neue Buchungssystem Datev. Auch der neue Partei-Geschäftsführer, Jochen Klenner, sorge für Ordnung.

Nach dem Fall S. hat sich die CDU von Steuerberatern, Rechtsanwälten usw. beraten lassen. Auch das hat viel Geld gekostet. Hendricks nennt keine Beträge.

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