Betrugsskandal: Ist beim Ex-Geschäftsführer der CDU gar nichts zu holen?

Mitglieder wehren sich gegen den Versuch des Parteivorstandes, Norbert Liermann allein für den Fall verantwortlich zu machen.

Mönchengladbach. Auch wenn es die Offiziellen angesichts der bevorstehenden Wahlkämpfe lieber anders sähen: Der Gladbacher CDU-Betrugsskandal, bei dem die Partei durch die mutmaßlichen Manipulationen der Buchhalterin Hildegard S. bislang rund 240 000 Euro verlor, lässt die Christdemokraten nicht los.

Im Gegenteil: er spaltet zunehmend den Vorstand um Parteichef und Oberbürgermeister-Kandidat Norbert Post.

Gerade der Neuwerker Landtagsabgeordnete Post sieht sich Kritik aus den eigenen Reihen ausgesetzt. Der Mann, der es allen recht machen wolle, sorge für zu wenig Druck bei der Aufklärung des Skandals, lautet ein Vorwurf.

Immerhin habe Post die mittlerweile verstorbene Frau in die kleine CDU-Geschäftsstelle geholt. Nach WZ-Informationen verfügte S. sogar über Blanko-Schecks, mit der sie offenbar schalten und walten konnte.

Post bestreitet, zu wenig Elan bei der Aufarbeitung des peinlichen Vorfalls zu entwickeln. Er gibt aber zu, dass die Prüfung der Vorgänge durch von ihm eingeschaltete Wirtschaftsprüfer aus Coesfeld länger dauern werde - vermutlich mehrere Monate.

Mittlerweile wehren sich CDU-Mitglieder gegen den Versuch des Partei-Vorstandes, den langjährigen Geschäftsführer Norbert Liermann allein für die Missstände in der Partei-Buchhaltung verantwortlich zu machen. Tenor der kritischen Äußerungen: Auch Vorstandsmitglieder wie Schatzmeister Fred Hendricks müssten Verantwortung übernehmen.

Scheitern wird wohl der Versuch, bei Liermann wegen dessen angeblicher Versäumnisse in dem Unterschlagungsfall einen Teil der 240000 Euro zurück zu holen. Der Angestellte der Landes-CDU ist seit Jahren krank und habe deshalb auch unter dem Aspekt der Verantwortlichkeit nur eingeschränkt arbeiten können, sagen Juristen. Das hätten Post & Co. gewusst. Aber nichts unternommen.

Laut Post will die Partei den finanziellen Schaden unbedingt minimieren. Über einen vom Gericht bestellten Nachlassverwalter will man an das Konto von Hildegard S. bei der Noris-Bank kommen. Über den Erlös aus dem Verkauf einer Eigentumswohnung der Frau erhofft man sich einen Rückfluss von 40 000 bis 50 000 Euro. Die Angehörigen von S. verweigern die Annahme des mütterlichen Erbes.

Regress-Ansprüche werde man zudem nicht nur gegenüber Liermann, sondern auch gegenüber seinem Arbeitgeber, der Landes-CDU, geltend machen.

Über den "Fall S." will Post die 2200 Mitglieder erst nach den Kommunalwahlen informieren. Diese Wahlen sind am 30. August.

Seit Montag wird das CDU-Parteibüro an der Regentenstraße im Franz-Meyers-Haus kommissarisch von Heinz-Josef Classen geführt.

Die Unterschlagungen fanden von 2003 bis 2008 statt. Hildegard S. habe Liermann doppelte, teilweise unterschiedlich datierte Überweisungen vorgelegt. Einmal ging das Geld über Mitgliedsanteile an die NRW-CDU und einmal auf das Konto der Frau. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort