Bei den Vitussöhnen muss man(n) kein Held sein

Eigens für Jungen hat das Projekt wieder eine Reihe von Veranstaltungen geplant.

Mönchengladbach. "Wann ist ein Mann ein Mann?", fragt etwas ratlos der Sänger Herbert Grönemeyer. "Es gibt viele Entwürfe von Mannsein", sagt Sebastian Merkens. Dennoch seien Jungen immer noch auf eine bestimmte Rolle festgelegt. Immer müssen sie starke Helden sein, die niemals Gefühle zeigen dürfen.

"Wir wollen Jungen den Schutzraum geben, festgefahrene Verhaltensmuster aufzugeben und neue Rollen einzuüben", erklärt der Leiter der Jugendfreizeitstätte Jugendhaus am Martinshof. Seit drei Jahren gibt es in Mönchengladbach das Jungenprojekt "Vitussöhne".

Das Jahresprogramm wendet sich an Jungen zwischen neun und 14 Jahren und beinhaltet drei Wochenendausflüge und eine zehntägige Freizeit auf dem Zeltplatz in Wegberg: "Wir haben festgestellt, dass neben der Mädchenarbeit bei vielen Eltern auch ein großer Bedarf an jungenspezifischen Aktivitäten besteht", sagt Ingrid Beschorner, Mitarbeiterin der kirchlichen Jugendarbeit beim Büro der Regionaldekane für die Region Mönchengladbach, wo das Projekt angesiedelt ist.

Angeboten werden Lagerfeuerromantik und Naturerlebnisse: "Wir geben den Jungs die Möglichkeit, wieder Abenteuer zu erleben und sich dabei zu erproben", sagt Merkens. Wichtig sei auch, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, "denn Jungen meinen oft, alleine kämpfen zu müssen".

Erzieher Merkens hat das Konzept für das Jungenprojekt gemeinsam mit dem kirchlichen Jugendgruppenleiter Kai Fletcher entwickelt und durchgeführt. Unterstützt werden sie von neun männlichen Betreuern, die in den verschiedenen Jugendfreizeitstätten der Stadt das ganze Jahr hindurch Ansprechpartner der Jungs bleiben und "ihnen die Riesenbandbreite männlicher Rollenmuster vorleben", sagt Kai Fletcher.

Auch im kommenden Jahr stehen wieder Wochenendtrips für verschiedene Altersgruppen und eine Zeltfreizeit an. Die Teilnehmer werden über Förderschulen und Familienzentren angesprochen. Das reine Jungenangebot wendet sich besonders an Eltern, denen die finanziellen Möglichkeiten fehlen, ihren Kindern eine Jugendfreizeit zu ermöglichen: "Deswegen suchen wir Paten für einzelne Jugendplätze und finanzielle Unterstützter unseres Projekts", sagt Beschorner.

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