Barrierefreie Bahnhöfe? Fehlanzeige

Am Hauptbahnhof in Rheydt und am Bahnhof Odenkirchen kommen in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen nicht weit.

Es beginnt mit den dunkelbraunen Türen, deren schwarze Griffe nach vorne gezogen oder nach hinten gedrückt werden müssen, um den Bahnhof zu betreten. Ist der Zugang frei, geht es durch die Eingangshalle zu den Treppen: Stufe für Stufe muss bewältigt werden, die Züge warten hinter dem Aufstieg. Auch der Nachtzugang verspricht keine Besserung. Der Weg zu den Gleisen 2, 3 und 4 führt ebenfalls über Treppen. Und hat man es zu einem der Gleise geschafft, hängt es vom Zug ab, ob der Einstieg niveaugleich gelingt oder erneut Hilfe beim Ein- und Ausladen gefragt ist. Denn mal wird eine Einstiegshilfe ausgefahren, mal ist auch hier ein Treppenaufstieg unumgänglich.

Dass der Hauptbahnhof Rheydt wohl momentan keinen Schönheitspreis gewinnen würde, ist bekannt. Doch während zumindest die Bahnhofs-Funktionen des An- und Abreisen für in ihrer Mobilität nicht eingeschränkte Menschen trotz mangelnder Schönheit des Hauptbahnhofs genutzt werden können, sieht das bei Personen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, schon anders aus. Menschen im Rollstuhl haben keine Chance auf eine Nutzung des Bahnhofs. Wer mit einem Kinderwagen unterwegs ist, braucht jemanden, der beim Tragen mit anpackt. Und Personen, die einen Rollator brauchen, gleichermaßen jemanden, der den Rollator trägt und im besten Falle auch noch ihnen beim Aufstieg hilft. Es gibt keine Rampen, keine Aufzüge und kein Service-Personal, das — wie an anderen Bahnhöfen möglich — den Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Zug durch mobile personenbediente Einstieghilfen überbrücken kann. Und über Rampen, mit deren Hilfe der Einstieghöhenunterschied ausgeglichen werden kann, verfügen nur einige Züge der neueren Generation.

Barrierefreie Bahnhöfe? Fehlanzeige
Foto: Vittinghoff

Am Bahnhof in Odenkirchen ist die Situation noch gravierender. Der Bahnsteig ist voller Schlaglöcher und misst an einigen Stellen vom Boden aus gerade einmal 34 Zentimeter. 76 Zentimeter beträgt die Höhe, an die Bahnsteige in Nordrhein-Westfalen nach dem aktuellen Bahnsteighöhenkonzept — einer Initiative des Bundes — im Rahmen von Modernisierungen angepasst werden. Wer heute von Odenkirchen aus in den Zug steigt, muss also derzeit noch einen großen Schritt hinter sich bringen, um in den Wagen zu gelangen. Doch auch bis zum Bahnsteig selbst muss man es in Odenkirchen wie in Rheydt erst einmal schaffen. Denn Aufzüge oder Rampen sind nicht vorhanden.

Um die Lage am Hauptbahnhof Rheydt und am Bahnhof Odenkirchen zu verbessern, plant die Deutsche Bahn Sanierungen. Der Hauptbahnhof Rheydt soll barrierefrei ausgebaut und modernisiert werden. Die Umsetzung des Vorhabens erfolgt in dem vom Land NRW, dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und der DB Station & Service AG im Jahr 2008 beschlossenen Förder- und Bauprogramm „Modernisierungsoffensive 2“, das die Modernisierung von 117 Bahnhöfen in NRW vorsieht. Die Planunterlagen für Rheydt sind laut einem Sprecher der Bahn beim Eisenbahnbundesamt zur Prüfung eingereicht, der Baubeginn ist nach derzeitigem Stand für das vierte Quartal 2018 angesetzt. Die Inbetriebnahme des Bahnhofs ist dann nach Angabe des Bahnsprechers für Ende 2019 geplant.

Der Bahnhof Odenkirchen ist im Bauprogramm der „Modernisierungsoffensive 3“ enthalten, die zwischen dem VRR und der DB Station & Service im Februar 2016 vereinbart wurde. Sie schließt an das zweite Bauprogramm an und plant seine Fortsetzung mit weiteren 35 Bahnhöfen, die bis 2023 saniert sein sollen. Der Bahnhof in Odenkirchen soll dabei modernisiert und die Bahnsteighöhe auf die festgelegten 76 Zentimeter angepasst werden. Angaben zu Terminen für die Sanierung konnte ein Bahnsprecher am Freitag jedoch noch nicht machen.

Bis der Rheydter Hauptbahnhof und der Bahnhof in Odenkirchen barrierefrei werden, kann es also noch dauern. Wer bis dahin mit einem Rollstuhl, einem Kinderwagen oder dem Rollator von Odenkirchen oder Rheydt aus reisen will, ist leider weiterhin auf Hilfe angewiesen oder muss sich beim Mobilitätsservice der Bahn über alternative Reiseverbindungen informieren.

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