Aufräumarbeiten auf Friedhof dauern an

Mags-Mitarbeiter sind noch immer damit beschäftigt, die Schäden, die Sturm „Friederike“ verursacht hat, zu beseitigen. Der Hauptfriedhof bleibt aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Aufräumarbeiten auf Friedhof dauern an
Foto: gap

Der Hauptfriedhof zählt zurzeit zu den „größten Baustellen“ von Hanno Müller. Der Sachgebietsleiter und Baumexperte der Stadttochter Mags hat zwar mit seinen Kontrolleuren schon beinahe alle Ecken inspiziert, aber überall gibt es noch Gefahrenstellen, und fast täglich tun sich neue auf. Sturmtief „Friederike“ hat auf dem Hauptfriedhof regelrecht gewütet: Bäume wurden entwurzelt und fielen auf Grabfelder. Grabsteine stürzten um. Armdicke Äste lösten sich, Stämme wurden geknickt, Bruchäste bedecken Wege und Grabfelder.

Wo sonst Totenruhe herrscht, kreischen jetzt Kreissägen und Häcksler. „Uns geht es darum, jetzt möglichst schnell aufzuräumen, damit die Menschen wieder an die Grabstätten ihrer Angehörigen kommen“, sagt Müller. Doch das wird noch einige Zeit dauern. Denn auf dem Friedhof lauern nach dem Sturm tödliche Gefahren.

Und das Tückische ist: Laien können sie oft nicht sehen — zum Beispiel den abgebrochenen Stamm mit etwa 80 Zentimetern Durchmesser, der in mehr als zwei Metern Höhe noch von den Kronen anderer Bäume gehalten wird. Im Grün des Nadelgehölzes ist er kaum zu sehen.

Aber Müller hat ihn sofort entdeckt. Als studierter Arboristiker, also Baumpfleger, „gucke ich immer nach oben“. Und der Experte weiß: „Es dauert nicht mehr lange, und der Stamm fällt zu Boden. Wenn da einer drunter steht, ist eine Beerdigung wahrscheinlich.“

Und er zeigt auf weitere Hinweise für verdeckte, aber akute Gefahrenstellen: Risse im Erdreich. In dem durch den vielen Regen aufgeweichten Boden finden manche Bäume keinen Halt mehr. Sie kippen früher oder später um. Meterhohe Wurzelteller werden dabei aus dem Boden gerissen. Auch das geschah auf dem Hauptfriedhof, während „Friederike“ tobte: Einige dieser Wuzelteller kippten wieder zurück und begruben Grabsteine unter sich.

Viele Menschen wissen noch nicht, dass die Grabstätten ihrer Angehörigen beschädigt wurden. Denn bis jetzt ist der Hauptfriedhof wie auch der Friedhof an der Preyerstraße geschlossen. Nur wenige Beerdigungen fanden dort statt. Und alle Trauernden wurden von Mags-Experten aus Sicherheitsgründen begleitet.

Auf dem Hauptfriedhof müssen zurzeit etliche Bäume gefällt werden. Für sie gibt es keine Rettung mehr. „Man kann einen gekippten Baum nicht einfach wieder aufrichten wie einen Pfosten, den man in Beton gießt“, sagt Hanno Müller. Bei einem Baum müssten erst alle Wurzeln ausgegraben werden, dann müsste man für ein Loch 1000 bis 2000 Kubikmeter Erde ausheben, um den Stamm wieder gerade einzusetzen. Und ob dann alle Starkwurzeln, die für die Standfestigkeit sorgen, und alle Feinwurzeln, die für die Nährstoffaufnahme und die Photosynthese wichtig sind, wieder ihre Arbeit aufnehmen, sei auch fraglich, sagt der studierte Experte.

Ein Jahr lang noch werde „Friederike“ die Mags-Mitarbeiter beschäftigen, schätzt Müller. Denn immerhin gebe es auf Mönchengladbacher Stadtgebiet rund 150 000 Einzelbäume und Baumbestände. Da würden immer wieder neue Schäden entdeckt. Die Friedhöfe habe man schließen können. Die öffentlichen Parks aber nicht.

Dennoch rät der Experte dringend davon ab, sie jetzt schon zu betreten. Auch dort könnten bei leichten Windböen immer noch lose Äste herunterfallen. Auch unter schräg stehenden Bäumen zu gehen, sei angesichts des feuchten Bodens sehr gefährlich. Müller warnt auch vor dem Klettern auf Baumpoltern, also den am Wegesrand jetzt häufig gelagerten Baumstammstapeln. „Die sind kein Spielplatz. Wenn die Stämme ins Rollen geraten, sind sie wie Papierpressen. Da bewegen sich gleich mehrere Tonnen.“

Viele Menschen rufen zurzeit bei der Mags an und fragen, wann der Hauptfriedhof wieder geöffnet wird. Aber das kann noch keiner mit Bestimmtheit sagen.

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