Angst vor „Hundetourismus“

Anwohner an den für Freilaufflächen ausgeguckten Geländen fürchten Gefahr für Kinder und andere Tiere.

Mönchengladbach. Die Deutschen und ihre Hunde: eine Hassliebe, die immer wieder für Kontroversen gut ist. Das ist auch in Mönchengladbach nicht anders. Jüngstes Beispiel: die Diskussion um "Hundefreillaufflächen". Das sind Areale, auf denen Hundehalter ihren Bello ohne Leine umhertollen lassen können.

27 solcher Flächen quer im ganzen Stadtgebiet hat die Stadtverwaltung vorgeschlagen. Schon bald sollen sie freigegeben werden. Die Bezirksvertretungen Nord, West, Ost und Süd müssen auf ihren Sitzungen Ende Januar und Anfang Februar noch grünes Licht geben.

Doch es droht Ärger: Was für Herrchen, Frauchen und Wau-Wau ein Paradies ist, das ist für manch hundelosen Anwohner das pure Grauen. Nachdem die Interessengemeinschaft "Hundelobby Mönchengladbach" das Thema in der Öffentlichkeit bislang dominiert hat, keimt nun erste Kritik bei denjenigen auf, deren Verhältnis zum Vierbeiner eher kühl ist.

Besonders an der Gothaer Straße - wo eine der 27 Hundefreilaufflächen entstehen soll - regt sich Protest. Ein 38-jähriger Familienvater, der anonym bleiben will, sorgt sich beispielsweise um die Gesundheit seiner Kinder. "An der Gothaer Straße befindet sich ein Neubaugebiet, in dem viele junge Familien mit Kleinkindern wohnen", erklärt er.

Der Mann befürchtet, dass aggressive Hunde für die Kleinen zur Gefahr werden könnten. "In einer solchen Umgebung ergibt eine Hundefreilauffläche keinen Sinn." Das Mindeste, was nach seiner Ansicht passieren müsse, sei die Einzäunung der etwa 2000 Quadratmeter großen Fläche. Zudem hätten auf den angrenzenden Grünflächen Rehe und Hasen ihr Zuhause - die Anwesenheit von der Leine gelassener Hunde könne, wie er glaubt, daher zu unschönen Jagdszenen führen.

Ein weiterer Anwohner an der Gothaer Straße sieht auf sein Viertel Auswüchse von "Hundetourismus" zukommen. Seine Theorie: Hundehalter aus anderen Stadtteilen könnten ins Quartier pilgern, damit sich ihr Vierbeiner dort austoben kann. Die Folge wären blockierte Parkplätze und übermäßig belebte Wege und Straßen.

Arno Oellers (CDU), Vorsteher im Bezirk West, zu dem auch der Ortsteil zählt, in dem sich erster Protest regt, hält sich bislang bedeckt. Unter den Bezirksvertretern sei über die Auswahl der Flächen noch nicht diskutiert worden. Man wolle sich aber demnächst beraten.

Oellers findet zwar, dass "Kinder Vorrang gegenüber Hunden hätten". Aber zugleich sagt er, dass es "prinzipiell richtig" sei, Hundefreilaufflächen einzurichten. Am 2. Februar muss die BV West ein politisches Urteil über die vorgeschlagenen Standorte in ihrem Bezirk fällen.

Bei der Stadt heißt es, dass die Bezirksvertretungen durchaus die Möglichkeit hätten, einzelne Vorschläge wieder von der Liste zu streichen. Unrealistisch sei es jedoch, Zäune aufzubauen - dafür fehle im Stadthaushalt schlicht das Geld.

Fest steht: Falls die Hundefreillaufflächen tatsächlich eingeführt werden, werden dort Mülleimer und Bello-Boxen aufgestellt. Für Sauberkeit wäre gesorgt - vorausgesetzt, die Gassi-Gänger benutzen die Behälter .

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