Alte Versehkreuze sind wieder aufgetaucht

In den Schmuckstücken wurden früher Hostien transportiert.

Mönchengladbach. Was keiner vermisst, sucht auch keiner. Zwar hat Hans Bange in seinem Buch "Verlorener Kunstbesitz" auf das Versehkreuz hingewiesen, das der Pfarrer Cornelius Kirchrath im Jahr 1821 der Kirche zum Fest Mariä Himmelfahrt geschenkt hat. Aber wirklich gebraucht hat es schon lange keiner mehr, als es im Jahr 1966 zum letzten Mal gesehen wurde. Jetzt ist das gute Stück zeitgleich mit einem anderen Versehkreuz wieder aufgetaucht ist. Demnächst werden beide in der Schatzkammer des Münsters ausgestellt.

In den Hohlkörpern der Kreuze transportierten Priester früher die Hostien und das geweihte Öl zu den Sterbenden, die sie mit der letzten Ölung versehen wollten. Dabei wurden die Sakramente der Kommunion und der Krankensalbung gespendet.

"Das kommt immer seltener vor", sagt Albert Damblon, Ex-Dekan und amtierende Pfarrer an St. Mariä Himmelfahrt. In dieser Woche wurde er erst einmal zu einem solchen Fall gerufen.

Heutzutage werden Hostien und Öl nicht mehr im Versehkreuz transportiert, sondern in einer ledernen Börse. Die steckt sich der Geistliche in die Brusttasche seines Jackets. Dort lagert es immer noch nahe an seinem Herzen. Und die Kette, an denen die Versehkreuze um den Hals getragen wurden, kann sich nicht im Sicherheitsgurt des Autos verhddern, mit dem sich Geistliche heutzutage auf den Weg macht. "Früher war das ja kein Problem. Da waren die im ganzen Stadtgebiet zu Fuß unterwegs", sagt Damblon.

Gefunden wurde das Kreuz des Cornelius Kirchrath, der das Münster in der Franzosenzeit vor dem Abriss bewahrt hatte, in einer Kiste. Ganz weit hinten und ganz weit oben im Schrank in der Sakristei der Citykirche. "Als wir mal gründlich aufgeräumt haben." Dort steckte es in einer Kiste, unter Kerzen und Rosenkränzen.

Mit Hilfe einer Spenderin hat ein Silberschmied es restauriert. "Es ist eine einfache Arbeit", sagt Damblon, "aber historisch bedeutsam."

Das andere Kreuz ist 75 bis 100 Jahre älter und stammt aus der Zeit des Abtes Servatius van den Berg, der die Gladbacher Abtei von 1725 bis 1750 regierte. Es ist mit einer Höhe von rund 15 Zentimeter zirka fünf Zentimeter kleiner als das jüngere, aber wesentlich massiver und schwerer. "Das hat nicht einmal jemand vermisst", sagt Damblon. Mit diesem Kreuz kam sein Vorgänger Edmund Erlemann zu ihm. "Jemand hatte es ihm gebracht, der das daheim hatte."

Anhand der Gravur ordnete er es dem Münster zu. Damblon vermutet, dass es einer der Benediktiner-Mönche, die das Kloster 1802 nach seiner Auflösung durch die Franzosen verlassen mussten, mitgenommen hat.

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