Ackerland weicht Wohnbebauung

Mönchengladbachs ländlicher Teil wird immer kleiner. Fast 700 Fußballfelder Fläche haben die Landwirte in einem Jahrzehnt verloren. Stattdessen werden immer mehr Gewerbegebiete und Neubauviertel gebaut. Allmählich reicht es den Bauern.

Mönchengladbach wächst — diese Nachricht hat die Stadt nun schriftlich vom Landesamt it.NRW. Das betrifft aber nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Fläche. Im Katastervergleich des Jahres 2014 zu 2004 kam in dieser Woche heraus, dass die Stadt in den zehn Jahren ganze drei Hektar größer geworden ist. Das ist zwar wahrscheinlich nur ein statistischer Effekt.

Aber tatsächlich wächst Mönchengladbach wie kaum eine andere Kommune in NRW, und zwar was die Siedlungs- und Verkehrsfläche angeht. Dabei handelt es sich um Wohnhäuser, Betriebsgelände von Unternehmen, Straßen und andere Bauwerke, die auf Freiflächen entstanden sind.

Der Anteil der besiedelten Fläche in der Stadt wuchs um fast 500 Hektar auf nun 8400 Hektar. Das ist fast die Hälfte des Stadtgebietes. Jeden Tag wurden in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt etwa 1343 Quadratmeter Freifläche bebaut. Landesweit wurden nur in Rheinberg, Münster und Dortmund in diesem Zeitraum mehr Quadratmeter Fläche am Tag bebaut als in Mönchengladbach, wie aus der Auflistung des Landes hervorgeht.

Dafür sind einerseits Gewerbegebiete, aber auch Neubaugebiete für Wohnungen verantwortlich. Das dürfte angesichts der zahlreichen Wohnungsbau-Projekte in der Stadt auch so weitergehen. Es gibt aber auch Verlierer im Mönchengladbacher Kataster-Monopoly der letzten zehn Jahre: die Bauern. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche schrumpfte in dem Zeitraum um 6,4 Prozent. Das entspricht fast 500 Hektar, gut 700 Fußballfelder. Man kann sagen: Mönchengladbach wird immer mehr Großstadt und weniger Land.

Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft

Das gefällt den Gladbacher Landwirten gar nicht. „Wir haben das Thema schon mit der Stadt und dem Oberbürgermeister besprochen: Wenn man mehr Lebensmittel aus regionaler Landwirtschaft beziehen will, muss man mit den vorhandenen Ackerflächen vorsichtiger umgehen“, sagt Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. Dafür sei es wichtig, landwirtschaftliche Betriebe in Stadtnähe zu erhalten.

Bei der letzten Landwirtschaftszählung des Landes NRW im Jahr 2010 wurden für die Stadt Mönchengladbach noch 151 Betriebe ausgewiesen. Inzwischen, schätzt Wappenschmidt, seien es noch knapp unter 100 Bauenhöfe in der Stadt. Neuere Zahlen dazu vom Land liegen nicht vor. Das zuletzt ausgewiesene gemeinsame Gewerbegebiet mit Viersen zwischen Hardt und Mackenstein etwa — immerhin 100 Hektar — sei „hervorragendes Ackerland gewesen“, wie Wappenschmidt sagt. „Wir glauben, dass es möglich wäre, auch mal ungenutzte Gewerbeflächen in der Stadt zu reaktivieren und für Wohnbau-Projekte Lücken im Stadtbild zu verdichten anstatt auf dem Land zu bauen.“

Dass mehr Gebäude und Betriebsflächen in der Stadt entstehen bedeutet im Übrigen aber nicht, dass Gladbach viel von seinem Image als „grüne Großstadt“ eingebüßt hätte. In demselben Zeitraum ist die Erholungsfläche um 150 Hektar, und der Wald gar um mehr als 300 Hektar gewachsen.

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