Abschaffung der Praxisgebühr: positive Reaktionen

Betroffene finden die Abschaffung der Praxisgebühr positiv.

Mönchengladbach. Die Diskussionen um die geplante Abschaffung der Praxisgebühr sind voll entbrannt. Ist das der richtige Schritt oder wäre eine Senkung der Krankenhausbeiträge besser gewesen? Zumindest die Betroffenen — Ärzte und Patienten — scheinen sich einig zu sein. „Es ist gut, wenn die Gebühr wegfällt“, so die einhellige Meinung in einer Praxis an der Eickener Kirche.

Dort praktiziert der auch als Hausarzt tätige Internist Stefan Jacobs. „Für uns bedeutet das nur Verwaltungsarbeit. Wir müssen die Praxisgebühr einbehalten, sie wird dann von unserem Honorar von 36 Euro pro Patient und Quartal abgezogen“, sagt er.

Im vergangenen Vierteljahr zahlten bei ihm rund 1100 Patienten die Praxisgebühr. Für seine Sprechstundenhilfen bedeutet das, jedes Mal eine Buchung durchzuführen und einen Beleg zu erstellen. Andere hätten die Gebühr überhaupt nicht bezahlt. Dann müsse er den Verlust tragen, weil er gegenüber den Kassen für die Eintreibung des Geldes verantwortlich sei.

Florian Klosa ist froh, wenn die Zahlung wegfällt. Der 22-Jährige hat nach einem Arbeitsunfall chronische Beschwerden. „Alle 50 bis 100 Tage brauche ich neue Medikamente und muss jedes Mal die Gebühr bezahlen, obwohl ich nicht ärztlich behandelt werde“, sagt er.

Sabine Mehls und ihre 16-jährige Tochter Jenny glauben, dass die Abschaffung der Praxisgebühr den Patienten mehr bringt als eine Senkung der Kassenbeiträge. „Aber, wer weiß, vielleicht kommt die Praxisgebühr ja unter einem anderen Namen wieder zurück“, sagen die beiden.

Heidemarie Vierecke hat keine Wahl. Sie ist chronisch krank und kann deshalb ihre Arztbesuche nicht auf das nächste Quartal verschieben, um die Gebühr zu sparen. Nicole Otten, Sarah Gulke und Brigitte Donk lassen sich durch die Praxisgebühr ebenfalls nicht vom Arztbesuch abhalten. Dieses Verhalten entspricht der Wahrnehmung von Jacobs.

Schon 2006 sei klar gewesen, dass die Praxisgebühr nicht dazu führen würde, dass Patienten seltener zum Arzt gehen. Die Zahl seiner Patienten sei auch nicht gesunken. Der Mediziner erinnert sich allerdings an einen Patienten, der seinen Besuch aufschieben wollte, um die Gebühr zu sparen. Dadurch habe sich seine Erkältung zu einer Lungenentzündung ausgeweitet.

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