„Herz-Jesu“ zum Wohnen

In der ehemaligen katholischen Pfarrkirche entstehen mindestens 23 kleinere Wohnungen.

Mönchengladbach. Nur die lose Platte auf dem Altar zeugt davon, dass hier einmal die Reliquien eingeschlossen waren. Sie sind schon lange fort. Auch der Altar wird zerstört werden, wenn hier die Bauarbeiten beginnen: "Wir hoffen, dass das Anfang März sein wird", sagt Georg Wilms, Gesellschafter und Geschäftsführer beim Unternehmen Schleiff Denkmalentwicklung.

Im September ist die Herz- Jesu Kirche in Pesch vom Bischof Heinrich Mussinghoff entwidmet worden, im Oktober hat die Erkelenzer Firma das Gotteshaus gekauft und am 28. Dezember stellte sie bei der Stadt Mönchengladbach den Bauantrag: "Alles ist für uns unvorstellbar schnell gegangen", erklärt Wilms.

Georg Wilms, Investor, über "Herz-Jesu"

Dass in der Pescher Kirche nach langem Leerstand nun Wohnungen gebaut werden können, ist nach Meinung des Schleiff-Geschäftsführers vor allem "der Professionalität des Pfarrers und des Kirchenvorstands der Gemeinde zu verdanken". Auch die Zusammenarbeit mit dem Bistum Aachen und der Unteren Denkmalbehörde "klappte problemlos".

Immerhin bringt Schleiff viel Erfahrung bei der Umgestaltung von Gotteshäusern mit: Die Büroräume in der Jesuitenkirche St. Alfons in Aachen tragen die Handschrift des Fachunternehmens für denkmalgeschützte Bauten.

Als bliebe alles beim Alten, ragt das Pescher Wahrzeichen noch immer unverändert gen Himmel: "Die äußere Front werden wir erhalten", verspricht Wilms. Lediglich der Garten soll mit zusätzlichen Ausgängen und Terrassen neu gestaltet werden.

Im Innenraum wird sich einiges verändern. Kirchenbänke und Beichtstühle fehlen bereits. Schon ein wenig deplaziert warten der Tabernakel, drei Kirchenglocken und das Taufbecken auf eine neue Bestimmung: "Es ist schwierig, einen Aufbewahrungsort für diese Gegenstände zu finden", sagt Wilms.

Durch viel Glas, Stahl und ein modernes Farbenmix setzt die Firma Schleiff gemeinsam mit dem Mönchengladbacher Architektenbüro B15 in dem ehemaligen Gotteshaus ein "Zusammenspiel von modernen Materialien und traditionellen Bauelementen" um. Mit der Nutzung von Erdwärme und einem Wasseraufbereitungssystem will man auch energetisch neue Wege gehen.

Zukunftsweisend, aber nicht unerschwinglich soll das neue Wohnhaus sein. Hier entstehen über drei Etagen auf einer Wohnfläche von 1600 Quadratmetern 23 kleinere Wohneinheiten: barrierefrei und für die neuen Mieter öffentlich gefördert.

Besonders ältere Menschen aus dem Quartier - gemeint ist Pesch - sollen in den Zwei- und Dreizimmerwohnungen spätestens Mitte 2011 ihr neues Zuhause finden. "Es ist unter anderem schon ein Paar bei uns angemeldet, das in dieser Kirchen geheiratet hat", erzählt Georg Wilms. Er ist froh, dass die Baupläne seines Unternehmens bei den Peschern letztendlich "doch auf eine überwiegend positive Resonanz" gestoßen sind.

Über Mieten und Umbaukosten gibt es noch keine konkreten Angaben. Letztere sollen rund 4,5 Millionen Euro betragen.

Der Geschäfstführer weiß: "Kirche ist mehr als ein Bauwerk aus Stein. An ihr hängen viele Emotionen." Deswegen sollen die Menschen die Gelegenheit haben, sich von Herz-Jesu zu verabschieden: Vor dem Baubeginn sind alle zu einer Feier eingeladen.

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