22500 Babys auf die Welt gebracht

Rheydt: Harald Lehnen und sein Team im „Eli“ blicken auf eine nicht alltägliche Zahl.

Mönchengladbach. "Es mag kitschig klingen, aber der schönste Moment einer Geburt ist der, wenn die Mutter ihr Kind im Arm hält", sagt Dr. Harald Lehnen. Seit 15 Jahren ist der Gynäkologe Chefarzt der Frauenheilklinik der Städtischen Kliniken Rheydt.

Über 22 500 Kinder sind am "Eli" in dieser Zeit unter seiner Regie auf die Welt gekommen, das sei fast "ein ganzer Stadtteil", resümiert der 51-Jährige. Die "faszinierende Mischung aus Geburt und Operation" ist das, was Lehnen an seinem Beruf am meisten reizt.

Dabei war es zunächst gar nicht die Frauenheilkunde, sondern Urologie und Kinderheilkunde, in denen er an den Unikliniken Aachen forschte. Dass es dann doch anders kam, liegt möglicherweise an Lehnens Kindheitsgeschichte: In dem kleinen Ort Brachelen, in dem er aufwuchs, gab es zum Spielen "mit elf Mädchen und nur drei Jungs" einen deutlichen Frauenüberschuss, erzählt der Vater dreier Söhne. Auch mit Schwestern aufgewachsen zu sein, sei die beste Voraussetzung, dass Lehnen heute für den Beruf "einen guten Draht zu Frauen mitbringt".

Höflichkeit und Verständnis seien im Umgang mit Frauen besonders wichtig. Sein Lieblingssatz, den er von Schwangeren häufig vor der Geburt hört: "Bekommt mein Mann im Kreißsaal auch etwas zu essen?"

Natürlich hat er als Arzt nicht nur schöne Dinge erlebt, immerhin ist "die Geburt der kritischste Moment im Leben eines Menschen". Unvergessen geblieben ist ihm sein erster Einsatz als Assistenzarzt im Kreißsaal. Das war 1984. Während der Geburt rissen die Elektroden am Köpfchen des Kindes ab, "für mich ein furchtbares Erlebnis". Alles sei halb so schlimm, habe ihn ein erfahrener Kollege beruhigen können. Mit schrecklichen Erfahrungen auf der Geburtsstation oder im OP versucht der Frauenarzt alleine fertig zu werden: "Todesfälle schleppen auch Kollegen oft noch jahrelang mit sich rum".

Notwendig sei es, sich vor allem an "den positiven Dingen zu erfreuen", sagt Harald Lehnen. Denn es sei absolut wichtig, den Kreißsaal jedes Mal "hellwach und mit allen Sinnen" zu betreten. Dafür hält er sich vor allem mit Radfahren fit. Regelmäßig besuche er medizinische Fachtagungen, vor drei Wochen hat er "eine hochqualifizierte Zusatzprüfung" für den gynäkologisch-onkologischen Bereich abgeschlossen. Daher soll im Herbst auch am Elisabeth-Krankenhaus ein Kontinenz-Beckenboden-Zentrum entstehen. Sechs Ärzte, neun Assistenten, 16 Hebammen, drei Beleg-Hebammen gehören zum Team. Es gibt eine neue Ambulanz und schon fünf Kreißsäle.

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