Zeuge: Lkw-Fahrer fuhr Schlangenlinien

Der Prozess um den tödlichen Unfall auf der Autobahn 61 bei Viersen wurde fortgesetzt.

Zeuge: Lkw-Fahrer fuhr Schlangenlinien
Foto: hpr

Viersen. Als der 34-jährige Feuerwehrmann am Abend des 27. Dezember 2017 auf der A 61 bei Viersen die Fahrertür des Lkw öffnete, guckte ihn der Fahrer entgeistert an. Der damals 48-jährige hatte mit seinem Lkw ein Polizeiauto gerammt und war 50 bis 100 Meter hinter dem Wagen zum Stehen gekommen. Aus dem Motorraum stieg Qualm auf. Der Fahrer klammerte sich ans Lenkrad, ein Fuß stand auf dem Gaspedal, der Motor heulte. „Ich hatte den Eindruck, er dachte, er fährt noch und ich hätte bei 80 Stundenkilometern die Tür aufgemacht“, sagte der Feuerwehrmann bei seiner Zeugenbefragung vor dem Landgericht. Er habe den Fahrer anstupsen müssen, damit der ihn überhaupt wahrnimmt — und dann seinen Fuß vom Gaspedal gezogen. Am zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen den Lkw-Fahrer aus der Ukraine geht es um den Unfallhergang — und in welchem Zustand der 49-Jährige war. Bei dem Unfall wurde eine 23 Jahre alte Polizistin getötet, zwei weitere Kollegen — eine 48-jährige Polizistin und ein 22 Jahre alte Polizeianwärter — wurden schwer verletzt.

Am zweiten Prozesstag kommt zunächst ein 40-jähriger Niederländer zu Wort. Der Mann war an jenem Abend unterwegs, als ihm der ukrainische Lastwagen auffiel. Der sei Schlangenlinien gefahren, zunächst so, „wie wenn jemand mit dem Handy spielt“, sagt der Mann. Er sei dahinter geblieben, habe sich zurückfallen lassen und die Polizei gerufen. „Es war dunkel und regnerisch, das war mir zu gefährlich.“ Dann seien die Schwankungen stärker geworden. „Vor der Ausfahrt Viersen habe ich gedacht: Das läuft schief.“ Fast frontal sei der Lkw des Ukrainers von hinten auf der Polizeiauto geprallt.

Unter den ersten Einsatzkräften an der Unfallstelle war eine 29 Jahre alte Polizistin. Mit einem Kollegen und dem Feuerwehrmann habe sie den Lkw-Fahrer mehrfach lautstark aufgefordert, auszusteigen. „Dem ist er nicht nachgekommen“, sagt sie. Auch als sie an ihm gezogen hätten, habe er das Lenkrad nicht losgelassen. Ein Beamter der Autobahnpolizei schildert, er habe dem Mann einen Schlag ins Gesicht gegeben, um seine Starre zu lösen.

Im Sattelschlepper des Angeklagten hatten Ermittler neben zwei leeren Bierdosen auch einen Drei-Liter-Schlauch Wodka gefunden, der halb geleert war. Die Einsatzkräfte berichten von einer deutlichen Alkoholfahne, aber dass der Mann noch gut alleine habe laufen können. „Er zeigte nur leichte Ausfallerscheinungen, man musste ihn ein bisschen stützen“, sagt ein Bundespolizist. „Seine Sprache war relativ klar, und für den Alkoholwert war er noch gut beisammen.“

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