WZ-Handel: „Tausche Bleistift gegen Reichtum“

Ist es möglich, mit einem simplen Bleistift richtig reich zu werden? Das will die WZ in den Sommerferien herausfinden.

Willich/Tönisvorst. „Hallo, ich komme von der Westdeutschen Zeitung und würde gerne etwas mit Ihnen tauschen.“ Diesen Satz werde ich in nächster Zeit wohl öfter sagen, denn ich habe beschlossen, reich zu werden. Mit einem Bleistift.

Nun, es ist natürlich kein gewöhnlicher Stift, sondern ein schicker weißer, auf dem der Schriftzug der WZ prangt. Trotzdem dürfte er kaum mehr als einen Euro kosten. Und für ihn möchte ich nun etwas richtig Wertvolles haben.

Das kann natürlich nicht von jetzt auf gleich funktionieren, sondern nur Schritt für Schritt. Und deswegen tausche ich — immer wieder (siehe Kasten). Das ist die Idee, und zumindest in Amerika hat sie bereits funktioniert. Dort hat sich ein junger Mann mit einem ähnlich profanen Gegenstand bis zu einem Motorrad hochgetauscht.

Ganz so weit werde ich es mit meinem Bleistift wohl nicht bringen, aber trotzdem bin ich gespannt, wie die Willicher und die Tönisvorster in den kommenden Wochen auf mein Angebot reagieren.

Um mir den Einstieg zu erleichtern, überrumpel ich Karlheinz Brouns, Mitglied des Tönisvorster Vereins „Die Wabe“, bei dem ich gerade auf einem Termin bin. Den Bleistift, den ich vorsorglich vor mich auf den Tisch gelegt hatte, hat er eh schon in der Hand gehabt. Da kann er ihn auch gleich behalten.

Karlheinz Brouns scheint zunächst etwas ratlos. Dann verschwindet er in seinem Arbeitszimmer und kehrt mit einem Brieföffner zurück. Er hat die Form eines Euro-Zeichens. „Ein echtes Unikat“, sagt er, drückt ihn mir in die Hand und steckt den Bleistift ein. Der Anfang ist geschafft.

Weiter geht es in der St. Töniser Innenstadt. Die Einzelhändler dort können bestimmt helfen. Mit dem Brieföffner in der Hand betrete ich den Deko-Laden von Marion Breuer te Heesen und sage meinen Spruch auf. Als ich von ihr kurz danach einen silberfarbenen Deko-Vogel bekomme und ihn umdrehe, erschrecke ich fast. „12,90 Euro“ steht da auf dem Preisschild. Das ist mal ein Sprung nach oben.

Von da an geht es Schlag auf Schlag. Der Deko-Vogel findet ein neues Zuhause auf dem Tresen der Parfümerie Platen. Für ihn bekomme ich von Kosmetikerin Beate Schmitz-Simsek ein Set mit Duschgel und Gesichtspflege. Schade, dass ich das nicht behalten darf. Aber der Mann von Anja Gerarts, Inhaberin von „Le Petit“, wird sich sicher darüber freuen. Denn aus ihrem Deko-Geschäft bekomme ich dafür eine weiße Holzlaterne. Wert: fast 20 Euro.

Mit der Laterne wiederum platze ich in das Fotogeschäft von Klaus Storm. Ihn kann ich überreden, mir einen Gutschein für ein Fotoshooting auszustellen. 29 Euro hätte der Fotograf eigentlich dafür haben wollen. Nun bezahle ich mit dem Deko-Artikel. Und was passiert jetzt damit? „Mal sehen, vielleicht stelle ich die Laterne in mein Schaufenster“, sagt Storm.

Auf den Gutschein bin ich besonders stolz. Trotzdem werde ich ihn nicht so schnell los, wie gedacht. Das erste Mal passiert es, dass ich mit meinem Anliegen abblitze. Wollen sich die Tönisvorster etwa nicht gerne ablichten lassen?

Doch dann ein Lichtblick. Bei Spiel- und Freizeit Lessenich treffe ich auf Geschäftsführer Andreas Lessenich. Er schickt mich zu seinem Bruder Stefan, der gerade die Hochstraße herunter eilt. Im Laufschritt hole ich ihn ein, den Gutschein fest umklammert. Mit ihm mache ich den letzten Tausch für diesen Tag: Für meinen Gutschein, den er seiner Freundin geben will, bekomme ich ein Hochglanzposter von Borussia Mönchengladbach, das Lessenich normalerweise für knapp 40 Euro verkauft. Besser gesagt, ich werde es bekommen, denn er muss es noch aus seiner Firma holen. Das Geschäft besiegeln wir per Handschlag. Was für ein Start.

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