Willich Willicher SPD: "Kein Rückhalt mehr" - Gather wirft die Brocken hin

Stellvertretender Bürgermeister gibt sein Amt und alle anderen SPD-Posten in Willich ab.

Willich: Willicher SPD: "Kein Rückhalt mehr" - Gather wirft die Brocken hin
Foto: Lübke

Willich. Personeller Paukenschlag in der Willicher SPD: Ratsherr und Vize-Bürgermeister Markus Gather hat angekündigt, alle Ämter und sein Mandat im Stadtrat niederzulegen. „Aufgrund der Tatsache, dass ich in den letzten Monaten nicht mehr den nötigen Rückhalt in Partei- und Fraktionsvorstand der SPD Willich hatte, um innerparteilich den Weg der SPD in Willich mitgestalten zu können, werde ich mein Amt als stellvertretender Bürgermeister der Stadt Willich und mein Mandat im Rat der Stadt Willich zum 31. Januar 2018 niederlegen“, lautet eine Stellungnahme, die Gather am Montag um 14.22 Uhr an die Redaktionen verschickt hat.

Auf Nachfrage der WZ sagte Gather, dass sein Rückzug eine „Reaktion auf eine Gesamtproblematik“ in Partei und Fraktion sei. Konkrete Themen oder einen Streit nannte er nicht. Er habe erkannt, dass er nichts mehr bewirken kann. „Es ist jetzt die Zeit, dass sich die SPD in Willich neu aufstellt“, so Gather. Dem wolle er nicht im Wege stehen. „In der festen Überzeugung, dass Politiker in der Demokratie konsequent sein sollten, stelle ich meine Ämter zum oben genannten Zeitpunkt zur Verfügung, damit andere Bürgerinnen und Bürger diese wirkungsvoll ausüben können“, heißt es in der Pressemitteilung des Anrathers.

Der 49-Jährige kam 2011 zur SPD. Im Stadtrat sitzt der Lehrer seit der Wahl im Mai 2014. Zu Beginn dieser Legislaturperiode übernahm er das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters. Gather ist Mitglied des Fraktionsvorstandes und auch als Stadtteilsprecher für Anrath im Vorstand der SPD Willich.

Im Gespräch mit der WZ betonte der Lehrer der Robert-Schuman-Europaschule, dass er der Partei einen geordneten Übergang ermöglichen möchte. Deshalb will er seine Ämter erst zum 31. Januar niederlegen. „Diese drei Monate habe ich gewählt, um möglichst Schaden von der Partei abzuhalten. Das heißt, um der Partei Zeit zur Koordination, Organisation und zur nötigen umsichtigen Personalwahl zu geben.“

In den vergangenen drei Jahren hat sich Markus Gather in der Willicher Politik nicht nur Freunde gemacht. So lag er immer wieder mit dem stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Dieter Lambertz im Clinch. Zuletzt monierte Gather im August öffentlich einen Rundgang der CDU durch Anrath, bei dem unterschiedliche Neubauten des Ortes besichtigt worden waren. Diesen Rundgang bezeichnete Gather als „Wahlkampfaktion“ und einen „Tritt gegen das Schienbein der anderen Politiker“, die ebenso an den Projekten beteiligt gewesen seien.

Unter anderem wegen dieses Streits war es dann auch nicht verwunderlich, dass es schon gestern von der CDU eine Reaktion auf den Gather-Rückzug gab. „Ein kommunalpolitisches Sternchen ist sehr schnell zur Schnuppe geworden“, sagte Dieter Lambertz.

Auch mit Bürgermeister Josef Heyes (CDU) war Gather selten einer Meinung. Die beiden stritten unter anderem, als es um eine Erhöhung der Aufwandsentschädigungen für Feuerwehrleute ging. Heyes hielt die vom Land festgesetzte Erhöhung für „überzogen“. Deshalb sprach Gather beim diesjährigen Neujahrsempfang der SPD mit Blick auf Heyes von einer „unmöglichen Neiddebatte“. Differenzen gab es auch beim Thema Anrather Alleeschule.

Bürgermeister Heyes reagierte gestern gelassen auf den Rückzug Gathers. Als zweiter stellvertretender Bürgermeister habe dieser nur repräsentative Aufgaben gehabt. „Die Nachricht hat mich sehr überrascht“, so Heyes. „Was internt bei der SPD gelaufen ist, kann ich aber nicht beurteilen.“ Die Sozialdemokraten müssten nun die personellen Weichen stellen. Gemeinsam mit dem Rat werde man sehen, wer neuer Vize-Bürgermeister wird.

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