Willich: Wo Kartenspieler Möhren kauen

Jürgen B. Hausmann begeistert im Kaisersaal Schiffer.

Willich. Er sang zwar auch, und zwar recht stimmgewaltig. Aber der Mann, der auf Einladung des VMC 1820 Willich in den Kaisersaal Schiffer kam, begeisterte vor allem als Kabarettist: Mit knapp 300 Besuchern war der Saal nicht nur deutlich besser gefüllt als beim Willich-Debut von Jürgen B. Hausmann vor einem Jahr. Es schien auch, als sei der hauptberufliche Lehrer für Latein, Griechisch und Geschichte am Samstag besonders gut in Form gewesen. Das Publikum ging begeistert mit und machte es dem Pädagogen leicht, den viele aus dem Fernsehen kannten, wo er als Büttenredner eine feste Größe ist.

Ähnlich wie Konrad Beikircher nimmt Hausmann - der eigentlich Jürgen Beckers heißt - die Eigenheiten des Rheinländers aufs Korn. Dessen Sprache orientiert sich nicht immer am Duden. So lernten die Zuschauer das wichtigste Wort im Rheinland kennen: "Sese". "Zeigen sese mal, packen sese ein."

Das Publikum lernte auch kuriose Typen kennen wie den Pfarrer, der über mehr handwerkliche als seelsorgerische Qualitäten verfügte und der nach der Letzten Ölung schnell das Fahrrad reparierte. Zudem brachte Jürgen Beckers, der mit seinem Programm "Mensch Hausmann!" nach Willich gekommen war, Bildungsdefizite bei der Jugend auf den Punkt: Er legte seine Hose ein Stück tiefer und bat den Lehrer: "Kannste mir das Buch mal brennen?"

Ob Tuppes oder Tünnes - es ging nicht nur um den Rheinländer, sondern auch um das Verhältnis zwischen den beiden Geschlechtern, wobei die Männer längst nicht immer die strahlenden Sieger waren. Sätze wie dieses waren Balsam für die Seelen der männlichen Zuschauer: "Wenn eine Frau den Telefonhörer aus der Hand legen muss, ist das für sie wie ’ne Organspende."

"Der zweite Teil ist etwas schlechter, aber wenn Sie sich den Kopf gut zuknallen, werden Sie es kaum merken": Jürgen Beckers alias Herr Hausmann ließ seiner Phantasie freien Lauf, sagte nach dem Rauchverbot Kneipen voraus, in denen grüner Tee getrunken, Tai Chi geübt wird - und wo Kartenspieler Möhren kauen.

Zudem erzählte er von Menschen, die wegen des Inneren Schweinehundes zum Tierarzt gehen, vom Goldfisch mit dem Silberblick und warum Schnarchspange und PWS-Syndrom ("Ping wie Sau") dem Rheinländern nichts von seiner guten Laune nehmen können. rudi

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