Willich/Tönisvorst: Logistische Meisterleistung

Tausende Schulbücher werden in dieser Woche ausgeliefert. Lehrer kümmern sich um die Großbestellungen.

Willich/Tönisvorst. Dutzende Bücherstapel zeugen davon, dass das Ende der Ferien naht. Für Werner Link sind die Ferien allerdings schon längst vorbei. Der zweite stellvertretende Schulleiter am St. Bernhard Gymnasium kümmert sich seit Tagen um eintreffende Schulbuch-Lieferungen.

"Das sind etwas über tausend Bücher", sagt Link. "Die muss ich alle einzeln stempeln, inventarisieren und eventuell noch welche nachbestellen." Drei Tage lang ist Link allein damit beschäftigt, zudem muss er zuvor jedes Buch mit dem Sackkarre aus der Sammelraum neben der Bibliothek nach oben schaffen. Ein Knochenjob. "Wenn ich hier fertig bin, hab ich wieder Urlaub nötig", sagt Link und lacht. Seit mehr als 15 Jahren macht er den Job, seitdem er in der Schulleitung mitwirkt, ist es zuviel geworden. Ein Kollege übernimmt diese Aufgabe im nächsten Jahr.

Gerade hat er sich einer Ladung Chemiebüchern gewidmet. "300 Stück - und die sind alle im Karton noch eingeschweißt", sagt Link und macht sich daran, jedes Buch von der Zellophanfolie zu befreien, um innen den Schulstempel setzen zu können. Damit die Schüler pünktlich am ersten Schultag mit Fachliteratur versorgt werden können, muss das alles in der letzten Ferienwoche abgewickelt werden. "Wenn die Kartons so ausgepackt da stehen, ist das ein toller Anblick - ich denke dann immer, dass schaffst du gar nicht."

"Das ist logistisch eine Meisterleistung, innerhalb weniger Wochen bundesweit Millionen Schüler mit Büchern zu versorgen", sagt Günter Meyer, Geschäftsführer der Willicher Buchhandlung. Zumal Gemeinden europaweit die Schulbestellungen ausschreiben. "Buchtourismus" sagt Meyer dazu. Drei bis vier Stunden Arbeit muss der Buchhändler in jede Ausschreibung investieren.

Immerhin: Auf diese Weise hat die Buchhandlung Aufträge in Kempen und Lobberich erhalten. "Ich könnte auch nach Oslo Schulbücher liefern." Theoretisch zumindest. Denn einen solchen Transfer finde er kaufmännisch untragbar. "Da geht es um abstruse Entfernungen", sagt er. "Der offizielle Auftrag der Stadt Willich ist nach Gottweißwo gegangen." Glück für ihn: Das St. Bernhard-Gymnasium hat sich als Schule eines privaten Trägers seine Buchhandlung für ihre Schulbuch-Bestellungen ausgesucht.

Vier Wochen dauert die Abwicklung von der Großbestellung bis zur Lieferung, einzelne Bücher sind sonst innerhalb eines Tages abholbereit. "Heute ist der letzte Tag der Auslieferungen", sagt Meyer.

Matthias Otto von der Robert-Schuman-Gesamtschule ist schon voller Vorfreude auf seine neuen Geschichtsbücher.am Dienstagmorgen hat der Geschichtslehrer gesehen, wie um 8 Uhr die ersehnten Lehrbücher für drei Jahrgänge - 450 Schüler - eingetroffen sind. Didaktisch sei es auf dem neuesten Stand, so dass die Fachgruppe, bestehend aus den 15 Geschichtslehrern der Schule, die Bestellung beschlossen und an die Schulleitung weitergegeben hat.

Die Hauptfachbücher sind bereits vor Ort, auch für die Oberstufe mit den ständig wechselnden Abiturthemen sind jährlich neue Lehrbücher und Lektüren notwendig. Seine Kollegin Nina Knebel sortiert die Lehrwerke in drei leeren Klassenräumen, die in den ersten Schultagen noch nicht in Beschlag genommen werden.

Viele Klassensätze Englischbücher trudeln derzeit in der Katholischen Grundschule St.Tönis ein, aber auch die Dauerbrenner Sprache und Mathe machen einen Großteil der Buch-Lieferungen aus. Die übrigen Bücher müssen sich die sich die Schüler selbst anschaffen. "Wir haben die Bestellungen vor den Sommerferien an die Stadt, unseren Schulträger, weitergegeben, die schreibt die Bestellungen dann aus", sagt Schulleiter Michael Amdohr. Eine Firma aus Leipzig hat den Zuschlag erhalten.

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