Willich/Tönisvorst: Kinder retten Karneval

In Willich und Tönisvorst fehlen in diesem Jahr die Prinzenpaare. Von einer Krise will aber keiner sprechen.

Willich/Tönisvorst. Für Frieder Nöhles ist die Sache ganz klar: "Nein, unser Karneval befindet sich nicht in einer Krise", sagt der Vorsitzende des Festausschusses Willicher Karneval. Kein großes Prinzenpaar zu haben, das sei in Willich ja schon häufiger vorgekommen. Nöhles sieht die Ursache des Problems darin, dass sich die Menschen nicht gerne zur Verfügung stellten, um anderen eine Freude zu bereiten und sie zu unterhalten. Sie ließen sich lieber selbst unterhalten.

"Natürlich schwingt eine gewisse Enttäuschung mit, dass wir ausgerechnet im Anrather Jubiläumsjahr kein Prinzenpaar haben", räumt der Anrather ein. Aber auch ohne gehe alles seinen normalen Gang. Schließlich gebe es ein kleines Prinzenpaar, das die Narren anführt: Prinz Kai Luca I. (Hoymann) und Prinzessin Miriam I. (Brooren) sowie Minister Timo Schirra und Ministerin Carolin Kranen haben in dieser Session die Aufgabe übernommen. Die Proklamation der beiden, die Schlossstürmung mit Garde, der Tulpensonntagszug - es laufe alles wie immer, sagt Frieder Nöhles.

Von guter Stimmung kann dabei häufig nicht die Rede sein. So blieben beim Karnevalserwachen im November im Wahlefeldsaal die Repräsentanten des Winterbrauchtums quasi unter sich. Andere Besucher fehlten fast völlig, ganze zwei (!) Gäste hatten sich verkleidet. Eine Tendenz, die schon in den vergangenen Jahren zu beobachten war.

Immer gut besucht ist allerdings der Tulpensonntagszug in Anrath. "Dem tut es keinen Abbruch, dass wir kein großes Prinzenpaar haben. Wir erwarten einen sehr schönen und großen Zug", betont Frank Klingen vom Verein Aach Blenge. Schon jetzt seien zahlreiche Anmeldungen eingegangen. Bis zur Zugteilnehmerversammlung am 13. Januar um 20 Uhr bei Schmitz Mönk rechnet er noch mit weiteren Anmeldungen. Auch Klingen betont, dass man nicht von einer Krise im Karneval sprechen könne.

In Tönisvorst will man davon ebenfalls nichts wissen - auch wenn auf der Homepage des Tönisvorster Karnevalskomitees (TKK) immer noch Prinz Lothar und Prinzessin Jessica mit dem Sessionsmotto von 2008/2009 glänzen: "Wer feiert und lacht - ist immer im Recht." Bei so viel "Aktualität" ist es kein Wunder, dass die Vereinigung der Ex-Prinzen in ihrer Ankündigung für ihren Karnevalsfrühschoppen am 24.Januar, 11.11Uhr, im Marienheim davon sprechen, dass es in der Session 2010 "bei der Organisation etwas schwächelt". Was schon beim stimmungsarmen Hoppeditzerwachen im Marienheim zu spüren war.

Wie auch immer: Nachfolger für das Vorjahres-Prinzenpaar gibt es nicht. "Die Termine laufen aber alle ganz normal. Wir haben bereits unsere Erfahrungen ohne großes Prinzenpaar", sagt dazu Marion Arndt, zweite Vorsitzender des TKK. Sie erinnert an die Jahre 2005 und 1986, in denen die großen Tollitäten auch fehlten.

Wie in der Nachbarstadt Willich soll auch in Tönisvorst das Kinderprinzenpaar den Karneval retten. In diesem Fall sind es Prinz Jan I. (Knichala) und Prinzessin Nina I. (Bones), die zusammen mit Adjutant Sarah Schröder an der Macht sind. Beide haben versprochen, dass gefeiert wird, bis die Schwarte kracht.

In Marion Arndts Augen kann im Karneval von einer Geldkrise gesprochen werden: Die Kosten, die auf ein großes Prinzpaar zukommen, seien enorm. "Es ist auf alle Fälle auch eine finanzielle Frage, weshalb wir den Gedanken eines Dreigestirn eingebracht haben. Drei Männer oder Frauen, die aus verschiedenen Familien stammen, können sich die Kosten teilen. Dann muss nicht eine Familie allein für alles aufkommen", erläutert Arndt.

Erste Interessenten für die nächste Session gebe es schon. Aber vielleicht finden sich in der Session 2010/2011 ja auch wieder große Prinzenpaare für Willich und Tönisvorst.

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